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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brander; Brandes

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Brander (studentisch) - Brandes

ladung von 1500 Fässern Pulver, über welche etwa ebensoviel Granaten gelegt waren. In der neuern Zeit bedienten sich die Griechen in ihrem Befreiungskampfe (1821 - 29) mit vielem Erfolge der B. gegen die türk. Flotte. Seit Einführung der Dampfschiffe, die in Kriegszeiten stets Dampf halten und so stets manövrierfähig sind, haben die B. gänzlich ihren Wert verloren. Während der chines.-engl. Kriege (1840 - 42 und 1857 - 60) wurden von den Chinesen häufig ganze Branderflotten gegen die engl. Dampfschiffe abgesandt, ohne jedoch Schaden zu thun.

Brander oder Brandfuchs (s. Fuchs), ein Student im zweiten Semester, weil ihm als Symbol hinter den Ohren einige Haare abgebrannt wurden, damit er im Streite mit den Philistern (s. d.) dieselbe Rolle spiele, wie Simsons 300 Füchse mit Bränden auf den Fruchtäckern der Philister. Goethe hat B. im "Faust" als studentischen Typus verwendet.

Brandes (frz., spr. brangd), öde, fast nur Heidekraut tragende Landstriche in der franz. Landschaft Bourbonnais, besonders an der Grenze von Berry.

Brandes, Carl Edvard Cohen, Bruder des folgenden, dän. Schriftsteller, geb. 21. Okt. 1847 zu Kopenhagen, studierte seit 1865 orient. Philologie, ging aber nach der Promotion ganz zur Schriftstellerei und Politik über. Für die Bühne lieferte er die mit Erfolg aufgeführten, meist durch glückliche Charakteristik ausgezeichneten Stücke "Løgemidler" (1880), "Gyngende Grund", "Et Besög" (deutsch von Hoffory, Berl. 1889), "En Forlovelse", "Et Brud", "Kjørlighed" (1887), "O vermagt" (1888), "Under Loven" (1891). Ferner schrieb er über "Dansk Skuespilkunst" (1880) und "Fremmed Skuespilkunst" (1881). Seit 1881 als Mitglied des Folkethings zur radikalen Opposition gehörend, gab B. bis Dez. 1883 mit Hörup und Berg "Morgenbladet", das demokratische Parteiorgan, heraus. In dieser Richtung schrieb er den Roman "En Politiker" (1889) und den polit. Überblick "Fra 85 til 91" (1891).

Brandes, Georg Morris Cohen, dän. Ästhetiker und Litterarhistoriker, jüd. Abkunft, geb. 4. Febr. 1842 zu Kopenhagen, studierte daselbst Philosophie und Ästhetik und machte sich seit 1862 durch die Preisabhandlungen "Über den histor. Roman" und "Über den Schicksalsbegriff der antiken Tragödie" bekannt. Später veröffentlichte er: "Dualismen i vor nyeste Philosophi"(1866), "Æsthetiske Studier" (Kopenh. 1868; 2. Aufl. 1888), "Kritiker og Portræter" (ebd. 1870), eine dän. Übersetzung von Stuart Mills "Subjection of woman" (1869) und "Den franske Æsthetik i vore Dage" (1870), eine Monographie über H. Taine. Von einer Reise durch Schweden, Deutschland, die Schweiz, Italien und Frankreich zurückgekehrt, begann er 1871 seine Vorlesungen "Hovedstrømninger i det 19de Aarhundredes Literatur" (6 Bde., Kopenh. 1872 - 90: Bd. 2: "Den romantiske Skole i Tydskland", in neuer Auflage 1891; deutsch: "Die Hauptströmungen in der Litteratur des 19. Jahrh.", übersetzt und eingeleitet von Strodtmann, Bd. 1 - 4, Berl. 1872 - 76, und Rudow, Bd. 5, Lpz. 1886; 4. Aufl., ebd. 1893 fg.), die großes Aufsehen erregten und namentlich eine heftige Polemik seitens der orthodoxen Partei hervorriefen, die auch B.' Anstellung als Universitätsprofessor zu verhindern wußte; 1882 - 91 veranstaltete B. selbst eine deutsche Bearbeitung des nun bis 1848 geführten Werkes (6 Bde., Leipzig). 1877 siedelte er nach Berlin über, wo er deutsche Sprache und Litteratur gründlicher trieb, außerdem auch die moderne Politik studierte, wovon die Charakterbilder "Ferdinand Lassalle" (Lpz. 1877; 2. vermehrte Aufl. 1888) und "Lord Beaconsfield" (Berl. 1879; dänisch als "Benjamin d'Israeli") u.a. zeugen. 1883 kehrte B. nach Kopenhagen zurück, wo er seitdem öffentliche Vorträge hält; 1887 hielt er auch russische in Petersburg und Moskau. Er veröffentlichte ferner: "Berlin som tysk Rigshovedstad" (1885), "Indtryk fra Polen" und "Indtryk fra Rusland" (1888), zwei Schilderungen social- und kulturgeschichtlicher Reisen, deren er neuerdings mehrere unternommen hat. In deutscher Übersetzung erschienen noch "Mennesker og Værker i nyere evropæisk Literatur" (1883), "Essays" (1889) u. a. B. ist der Bahnbrecher der realistischen Richtung in der dän. Litteratur und hat eine Menge jüngerer dän. und norweg. Dichter um sich gesammelt. Er hat eine neue kritische Methode, die psychologische in Taines Manier, im Norden eingeführt. Scharfsinn, große Belesenheit und stilistische Gewandtheit sind seine Vorzüge; er ist politisch, religiös, philosophisch und litterarisch radikal, was sich besonders deutlich in "Det moderne Gjennembruds Mænd" (1883; 2. Aufl. 1891) ausspricht. Eine größere Anzahl moderner Dichter unterwarf er einer ästhetisch-psychol. Beurteilung und sammelte diese Studien als "Moderne Geister. Bildnisse aus dem 19. Jahrh." (Frankf. a. M. 1881; 2. Aufl. 1887), worin auch seine ältere Arbeit über E. Tegnér (1878) abgedruckt ist; einzeln behandelte er "F. W. Dostojewski" (deutsch von Hermann, Berl. 1889) und "Generalfeldmarschall Graf von Moltke" (ebd. 1889). Landsmännische Poeten behandelt er in "Danske Digtere" (1877), "Sören Kierkegaard" (1877; deutsch, Lpz. 1879) und "Ludwig Holberg" (1884; deutsch, Berl. 1885), in "Björnsen og Ibsen" (1882) die Meister der jungskandinav. Litteraturbewegung.

Brandes, Heinr. Wilh., Physiker, geb. 27. Juli 1777 zu Groden im hamburgischen Amte Ritzebüttel, erlernte seit seinem 16. Jahre bei dem Wasserbaudirektor Woltmann den praktischen Wasserbau und beschäftigte sich zugleich mit den mathem. Wissenschaften, bezog 1796 die Universität Göttingen, verband sich 2 Jahre später mit Benzenberg zur gemeinschaftlichen Beobachtung der Sternschnuppen, wurde 1801 Deichkondukteur im Herzogtum Oldenburg, 1811 Professor der Mathematik in Breslau und 1826 in Leipzig, wo er 17. Mai 1834 als Rector magnificus starb. Seine vorzüglichsten Schriften sind: "Lehrbuch der höhern Geometrie" (2 Bde., Lpz. 1822 - 24), "Beobachtungen über die Strahlenbrechung" (Oldenb. 1807), "Beiträge zur Witterungskunde" (Lpz. 1820), "Die vornehmsten Lehren der Astronomie" (4 Bde., ebd. 1811 - 16), die in neuer Aufl. u. d. T. "Vorlesungen über Astronomie" (2 Bde., ebd. 1827) erschienen; "Lehrbuch der Gesetze des Gleichgewichts in der Bewegung fester und flüssiger Körper" (2 Bde., ebd. 1817 - 18), "Vorlesungen über die Naturlehre" (3 Bde., ebd. 1830 - 32; 2. Aufl. in 1 Bd., 1844), "Aufsätze über Gegenstände der Astronomie und Physik", hg. von seinem Sohn Karl Wilh. Herm. B. (ebd. 1835).

Brandes, Joh. Christian, Dramatiker, geb. 15. Nov. 1735 zu Stettin, wurde als Handelslehrling flüchtig, war später als Schauspieler bei den Truppen von Schönemann und Schuch, dann in München, bei dem hamburgischen Unternehmen 1767 - 69, in Dresden, in Mannheim und schließlich wieder unter Schröder in Hamburg thätig. Hier verlor er 1786