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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brasilien

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Brasilien (Oberflächengestaltung)

sonders Sylvio Romero sowohl in den Dichtungen "Cantos do fim do seculo" (1878) und "Ultimos harpejos" (1883), als auch in kritischen Arbeiten auf dem Gebiete der Philosophie, Litteraturgeschichte, Ethnographie: "Philosophia no Brasil" (1878), "A litteratura brazileira e a critica moderna" (1880) und "Ensaios de critica parlamentar" (1883). Ihm zur Seite stehen die Positivisten Teixeira Mendes und Annibal Falcão; die Romanschriftsteller José de Alencar, Sylvio Dinarte, I. Verissimo; der Lyriker Olavo Bilac; die Kritiker João Ribeiro, Teixeira de Mello, Franklin Tavora, Machado de Assis, Quintino Bocayuva, Araripe, Tobias Barreto u. a. Niedergelegt sind die meistenteils noch zerstreuten Werke dieser jüngsten Schule in Zeitschriften, wie "Revista Brazileira" und "Ephermerides Nacionaes" und in Tagesblättern (s. unten, Zeitungen) wie "A crença", "O Americano", "O movimento", "O trabalho". Mit dem brasil. Folklore - das vieles mit dem Mutterlande gemein hat, aber auch hochinteressante Beiträge von den Tupis und Negern erhielt und in den Schöpfungen der Mestizen manches Originelle besitzt - beschäftigte sich, nächst Celso de Magalhães, besonders Sylvio Romero, der Lieder, Romanzen und Märchen sammelte und studierte: "Cantos populares do Brazil" (2 Bde., Rio 1882), "Contos populares do Brazil" (1884), "Estudos sobre a poesia popular do Brazil" (1888); vgl. auch de Santa-Anna Nery, Folklore brésilien (Par. 1891).

Das Hauptwerk über B. L. ist Sylvio Romeros "Historia da litteratura brazileira", (Bd. 1-2, Rio 1888), für Deutschland noch immer das etwas veraltete Werk F. Wolfs: "Le Brésil littéraire" (Berl. 1863; vgl. dazu Ebert im "Jahrbuch für roman. und engl. Litteratur", V). Wichtige Nachschlagewerke sind Pereira da Silva, "Plutarco brasileiro" (2 Bde., Rio 1847); I. Manoel de Macedo, "Brazilian biographical annual" (4 Bde., ebd. 1876); A. V. A. Sacramento Blake, "Diccionario bibliographico brazileiro" (1883); A. I. de Mello, "Biographias de alguns poetas e homens illustres de Pernambuco"; F. A. Pereira da Costa, "Diccionario biographico de Pernambucanos celebres" (1882); Fernandes Pinheiro, "Curso de litteratura nacional" (Rio 1878). Eine Blütenlese aus brasil. Dichtern brachte Varnhagen, "Florilegio da poesia brazileira" (1851 u. 1853); wichtige Materialien enthalten die "Annaes da Bibliotheca Nacional" (seit 1876), "Archivos do Museu Nacional" und "Revista do Instituto historico". Gute Textausgaben brasil. Dichter enthält die Sammlung Garnier, "Bibliotheca Nacional", z. B. die Werke von Silva Alvarenga, Alvarenga Peixoto, Gonçalves Dias.

Brasilien, Vereinigte Staaten von (hierzu Karte: Brasilien), nächst Rußland, dem Britischen Reiche, China und den Vereinigten Staaten von Amerika der ausgedehnteste Staat der Erde, begreift die östl. Hälfte Südamerikas und reicht vom Kap Orange, seinem nördlichsten Punkte an der Mündung des Rio Oyapoc, 4° 22½' nördl. Br., bis an die Südspitze der Halbinsel Mirim im S., 33° 44' südl. Br., und vom Rio Aruita (Iavari oder Dacarana) unter 74° westl. L. bis an den Atlantischen Ocean (Olindaspitze), 35° westl. L. von Greenwich. B. grenzt im N. an das franz., niederländ. und brit. Guayana und an Venezuela, im W. an Columbia, Peru, im SW. an Bolivia, im S. an Paraguay, Argentinien und an Uruguay, sodaß es mit allen südamerik. Staaten außer Chile und Ecuador zusammenstößt. Die Ostgrenze bildet der Atlantische Ocean, der die brasil. Küste in einer Länge von 7920 km bespült. Die in den Verträgen von 1777, 1778 und 1801 mit Spanien festgesetzten Grenzen waren fast gar nicht wirklich vermessen worden, sodaß die häufigen Streitigkeiten erst in neuen Abmachungen 1867 mit Bolivia, 1872 mit Paraguay, 1881/82 mit Venezuela, 1888 und 1890 mit Argentinien ein Ende fanden. Da jedoch mit Peru und Columbia Einigungen noch nicht erzielt sind, kann die neueste sorgfältige Flächenbestimmung von 8 361 350 qkm immer nur als annähernd richtig gelten.

Oberflächengestaltung. A. Gebirge. Seiner senkrechten Gliederung nach zerfällt B. in zwei Teile, die etwa durch eine Linie von den Schnellen des Madeira (10° südl. Br.) nach Para getrennt werden. Nördlich davon liegt die wenig geneigte diluviale Tiefebene des Amazonenstroms und seiner Zuflüsse, in die nur an der Nordgrenze einige Höhenzüge von Venezuela und Guayana hineingreifen; südlich davon das brasil. Bergland, das ganze Gebiet bedeckend, nur an wenigen Stellen durch größere Küstenebenen vom Meere getrennt. Genauere Kenntnis besitzt man nur von den östl. Teilen des ausgedehnten Systems. Im allgemeinen besteht dasselbe nur aus einem alten Urgebirge, über welches sich jüngere Sandsteine von mesozoischem Alter abgelagert haben, die im Verein mit vielleicht silurischen, devonischen und carbonischen Schiefern und Quarziten die zahlreichen Höhenzüge bilden, die als Serras Gebirgscharakter annehmen. Namentlich an den Küsten treten dieselben hervor und begleiten diese nordwärts ziehend. Die Serra do Mar von 30° südl. Br. an zieht als der 900-1700 m hohe Steilabfall einer welligen Hochebene einher, welche die Staaten Rio Grande do Sul, Sta. Catharina und Parana erfüllt und sich westlich allmählich zum Uruguay und Parana senkt. Der Südrand dieses Plateaus (Serra Geral) ist bei weitem nicht so steil und von zahlreichen Flüssen durchbrochen; ihm lagert sich ein welliges, bis nach Uruguay reichendes Hügelland vor. Unter dem 25. Breitengrade wendet sich die Serra do Mar zugleich mit der Küste nach ONO. und sondert sich immer deutlicher vom innern Hochlande ab, namentlich von da an, wo das Thal des Rio Parahyba immer tiefer an ihrer Nordseite einschneidet. Hierdurch tritt sie in Rio de Janeiro als Gebirgskette hervor, die durch eine Anzahl von Flußthälern in viele parallele Züge geschieden ist, wie die Serra dos Orgãos und Serra da Estrella, deren Gipfel 1600 m übersteigen. Die über die Wasserscheide führenden Pässe sind 6-700 m hoch. Jenseit des Parahyba betrachtet man gewöhnlich die Serra dos Aimores (Caymores) als Fortsetzung, welche der nun wieder nordnordöstlich streichenden Küste parallel verläuft. Sie wird von einer Anzahl nicht unbedeutender Flüsse durchbrochen und zerfällt so in eine Reihe mit prachtvollem Urwalde bedeckter Abschnitte. Während aber die eigentliche Serra do Mar fast durchweg aus dem Meere aufsteigt, tritt vom 20.° südl. Br. das Gebirge mehr und mehr zurück, einen wenig geneigten Streifen Landes freilassend, der teils dichten Urwald und blühenden Anbau, teils, namentlich weiter nördlich, öde Sandflächen zeigt. Die Serra dos Aimores reicht, oft von Flüssen durchbrochen, bis an den Rio Jequitinhonha, während ihre nördl. Fortsetzung bis