Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

436

Brasilien (Klima)

Araguary. Zwischen diesem und dem Kap Roque münden eine Anzahl bedeutenderer, den südl. Nebenflüssen des Amazonenstroms paralleler Flüsse; der größte ist der 1400 km lange Parnahyba mit einem vielarmigen Delta an der Mündung. Südlich vom Kap Roque mündet etwa unter 10½° südl. Br. der 2900 km lange Rio São Francisco (s. d.), dessen Schiffbarkeit zwischen dem 17. und 18.° südl. Br. durch bedeutende Stromschnellen und 1500 km unterhalb wieder durch die 80 m hohen Fälle von Paolo Affonso unterbrochen wird. Einer seiner Zuflüsse, der Rio das Velhas, kommt der Hauptstadt mit seinem schiffbaren Laufe bis auf 650 km nahe. Zwischen dem 10. und 20. Breitengrade mündet eine große Anzahl von Flüssen; die größern entspringen auf dem Gebirgszuge, der die östl. Thalseite des São Francisco bildet, und durchbrechen die seewärts gelegenen Stufen und Ketten (Serra do Mar); zu nennen sind der Itapicuru, Paraguassu (in die Bahia de todos os Santos), Rio de Contas, Jequitinhonha und Rio Doce. Dieselbe Richtung hat auch der Parahyba. Von hier ab zeigt die Küste von B. nur ganz kurze Flüsse, da die innere Hochfläche steil in der Serra do Mar aufsteigt. Erst in Rio Grande do Sul, wo sich der Rand nach Westen wendet und von Thälern durchbrochen ist, findet sich ein längerer schiffbarer Fluß, der Jacuhy, der durch die große Patoslagune ins Meer fließt. Dieser für Fahrzeuge bis zu 3 m Tiefgang schiffbare, fast ganz mit süßem Wasser angefüllte Küstensee steht mit der südlich gelegenen Mirim-Lagune in Verbindung und ist für den Verkehr von hoher Bedeutung.

Klima. Im Verhältnis zu der gewaltigen Ausdehnung des Landes zeigt das Klima eine gewisse Gleichmäßigkeit. Man hat zu unterscheiden zwischen den Küstengebieten, dem Amazonas-Tiefland, den Hochflächen des Innern, den Flußthälern innerhalb derselben und den südlichsten Staaten. Besonders wechseln Wind- und Niederschlagsverhältnisse von Nord gegen Süd. Für Rio de Janeiro beträgt die mittlere Jahrestemperatur 23,8° C., die des wärmsten Monats, Februar, 26,6° C., die des kühlsten, Juli, 21,2° C. Temperaturen unter 15° sind hier sehr selten, doch wird die Hitze am Nachmittag durch frische Seebrisen gemildert. Dabei ist die Feuchtigkeit der Luft fast immer nahe am Sättigungspunkt, sodaß Metalle und andere Materiale stark angegriffen werden. Rio hat 1214 mm Regen im Jahre, São Vento das Lages (12° 37' südl. Br.) 2050 mm; der Regen fällt hauptsächlich von April bis Juli, dann wieder im Dezember und Januar, also in zwei Regenzeiten, einer größern und einer kleinern, zwischen denen Trockenzeiten eintreten. Von März bis August weht der Südostpassat, von September bis Februar nördl. und östl. Winde; im Südwesten treten die Pamperos, stürmische Winde des La-Platagebietes, nach B. über. Im allgemeinen stimmt damit das Klima der ganzen Küste überein. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt zu Pernambuco 25,7° C., zu Para 27° C. Von 10° südl. Br. an beginnt der Südostpassat das ganze Jahr hindurch zu herrschen. Von Rio de Janeiro gegen Süden nimmt die Jahrestemperatur langsam ab, und der Übergang in das subtropische Klima Argentiniens erfolgt. Joinville hat nur noch 20,6° C., Taquara (29° 40' südl. Br.) 18,7° C. mittlere Jahrestemperatur, Pelotas bei Rio Grande do Sul 17,8° C. Der Juli sinkt hier auf 12°, der Januar hat aber noch immer 24,2° C. Im allgemeinen ist an der Ostküste die Temperatur ziemlich hoch, doch auch die jährliche Schwankung derselben; in Pelotas fällt das Thermometer gelegentlich auf 0°. In Blumenau soll -4° C. vorgekommen sein. Die Regen erreichen bei Pelotas nur noch 1330 mm, in Joinville aber noch 2280 mm im Jahre. - Im Amazonastiefland herrscht gleichmäßig hohe Wärme. Manaos hat 26° C. Mitteltemperatur, und als Extreme 35,7 und 20,7° C., Iquitos als solche 32,4 und 18,8° C. In Manaos fallen 1420 mm, in Iquitos 2620 mm Regen. Gegen die Anden scheint die Regenmenge zuzunehmen. In Teffe (Egas, 64° 8' westl. L. von Greenwich) zerfällt das Jahr in zwei trockne und zwei nasse Perioden. Die erste Regenzeit währt von Ende Februar bis Juni. Der Strom steigt dann stark; bis Mitte Oktober dauert die Trockenzeit, hierauf folgt bis Anfang Januar die zweite nasse und bis Ende Februar die zweite trockne Periode. Im Mai sinkt die Temperatur infolge kühlen Südwindes; in Iquitos fällt diese Erscheinung in den Juni bis Juli, die Temperatur fällt dann 5° unter das Mittel. - Im Innern der Gebirgsländer von B. fehlen genaue Beobachtungen, die Minima liegen oft noch unter denen der südl. außertropischen Gegenden B.s. Namentlich sind die täglichen Schwankungen oft außerordentlich groß. Im Hochlande von São Paulo und Rio Grande do Sul sind Fröste nicht selten, Ouro Preto (1100 m Höhe, 20° südl. Br.) hatte 1843 Schneefall; dagegen sind die Hochlande der nordöstl. Staaten, Ceara u. s. w., am Tage furchtbar heiß und kühlen sich auch des Nachts nicht sehr ab. Im Hochlande unterscheidet man eine nasse und eine trockne Jahreszeit, und hier ist der Unterschied zwischen beiden schroffer als im Meeresniveau. Im Nordosten ist die Dürre so groß, daß kleinere Gewässer ganz austrocknen und im Juli und August die Grasebenen und Buschwälder wie verbrannt aussehen; die Regenzeit, die gewöhnlich im Dezember oder Januar beginnt, setzt zuweilen fast ganz aus, sodaß die Einwohner auswandern müssen. In den Hochlanden, welche das Gebiet des Amazonas im Süden begrenzen, schwankt ihr Eintritt zwischen Oktober und November, und es stürzen in derselben oft in kurzer Zeit gewaltige Wassermassen herab, welche die Flüsse steigen machen. Ende April tritt die trockne Zeit ein, in welcher meist starker Thau den Regen ersetzt, doch sind auch hier im Juli und August die Bäume dürr. - Die südlichsten Staaten Parana, Sta. Catharina und Rio Grande do Sul gehören schon zur subtropischen Zone mit regenreichem Winter und trocknem Sommer. Auf dem Hochlande fällt hier zuweilen Schnee von 400 m Höhe an, in Curitiba (25,4° südl. Br.) bleibt er sogar kurze Zeit liegen (900 m). 1858 gingen infolge Schneefalls in Lages 300 000 Stück Vieh zu Grunde. - Malariafieber herrschen fast nur in den tiefen und sumpfigen Flußthälern der Ostküste zwischen Rio und Bahia; die Cholera und das Gelbe Fieber waren lange Zeit gänzlich unbekannt in B.; erstere wurde 1849 zum erstenmal von Europa aus eingeschleppt und hat sich seitdem mehrfach wiederholt und namentlich unter der schwarzen Bevölkerung gewütet, während das Gelbe Fieber hauptsächlich Weiße, namentlich Eingewanderte, ergriffen hat. Rio und Santos sind gefürchtete Gelbfieberplätze. Doch ist dasselbe bis jetzt niemals in das höhere Innere eingedrungen. Dysenterie und venerische Krankheiten sind häufig, und unter den Indianern haben Scharlach und