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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brasilien (Verkehrswesen)

1890 hatte die Ausfuhr einen Wert von 715 105 000, die Einfuhr einen solchen von 598 725 800 Frs. Unter den verschiedenen Handelsplätzen überwiegt Rio de Janeiro dermaßen, daß über die Hälfte der gesamten überseeischen Einfuhr und über ein Drittel der Ausfuhr auf diesen Hafen kommen. Die Ein- und Ausfuhr verteilt sich auf die verschiedenen Häfen folgendermaßen: Rio de Janeiro 52,2 Proz. Einfuhr, 37,3 Proz. Ausfuhr; Bahia 13,9 Proz., 12,7 Proz.; Pernambuco 14,6 Proz., 12,7 Proz.; Belem (Para) 5,1 Proz., 6,7 Proz.; San Luiz de Maranhão 2,8 Proz., 3 Proz.; Rio Grande do Sul 4,5 Proz., 4,2 Proz.; Santos 11,4 Proz., 7,6 Proz.; Ceara 2,2 Proz., 2,7 Proz. Außerdem haben Anteil an der Einfuhr Porto-Alegre mit 1,4 Proz., an der Ausfuhr São José do Norte mit 1,5 Proz., Alagoas (Maceio) mit 5,2 Proz. Santos, Bahia, Para, Pernambuco streiten jetzt um die zweite Stelle, 1886/87 war Santos voran, 1887/88 Bahia. Der Anteil der übrigen Häfen, unter denen noch Uruguayana, Paranagua, Antonina, Paradyba, Sergipe (São Cristovão), Parnahyba und Desterro hervorzuheben sind, betrug weniger als 1 Proz. An Ein- und Ausfuhr beteiligten sich die auswärtigen Völker in folgender Weise: England steht voran mit 304 Mill. Frs. Handelswert; dann folgt Frankreich mit 178 Mill. Frs., Vereinigte Staaten 145 Mill. Frs., Deutschland 45 Mill. Frs., Belgien und Portugal. Zurück geht der Handel mit Frankreich, während Deutschland stark steigt und 1886/87 Frankreich in Rio schon überflügelt hatte.

Verkehrswesen. Hinsichtlich der Wege und Verkehrsmittel hatte man mit dem Bau von Landstraßen einen guten Anfang gemacht; die 1856-61 erbaute Estrada União e Industria von Petropolis nach Juiz de Fora ist die erste wirkliche Kunststraße in Südamerika gewesen und ein ausgezeichnetes Bauwerk; doch hat man die Erbauung von Straßen zu sehr gegen die Anlage von Eisenbahnen vernachlässigt und dadurch diese selbst in ihrem Gedeihen geschädigt, da es ihnen an Zufuhren mangelt. B. hatte 1. Jan. 1890 9300 km Eisenbahnen. Die erste, von Privaten erbaute Linie war die 30. April 1854 eröffnete Mauabahn (18 km) von Porto de Maua an der Bai von Rio de Janeiro nach Ruiz da Serra; die erste Privatbahn mit staatlicher Zinsbürgschaft von Recife-Pernambuco nach Palmares wurde 9. Febr. 1858 und die erste Staatsbahn, die Dom Pedro II.-Bahn, teilweise 29. März 1858 dem Betriebe übergeben. Am Schlusse des J. 1860 waren im ganzen 129 km, 1870 691 km, 1880 3200 km im Betriebe. Die bedeutendste unter den brasil. Eisenbahnen ist die Dom Pedro II.-Bahn (jetzt Centralbahn), deren Hauptzweig von Rio de Janeiro über Lafayette nach Itabira im Staate Minas Geraes führt, während Zweigbahnen die Ortschaften Sta. Cruz, Macacos, Campinho, Porto-Novo de Cunha u. a. mit der Hauptlinie verbinden. Die Bahn ist 828 km lang, wovon 725 km eine Spurweite von 1,6 m und 103 km (Lafayette-Itabira und die Zweigbahn nach Ouro-Preto) - wie die Mehrzahl der brasil. Eisenbahnen - eine Spurweite von 1 m besitzen. Mehrere Bahnen stehen mit den großen Wasserstraßen in Verbindung. So bildet der São Franciscostrom drei durch Wasserfälle getrennte Wasserstraßen, deren mittlere 1500 km lang und durch eine Bahn im Süden mit Bahia verbunden ist, während im Norden eine Verbindung nach Recife-Pernambuco vorbereitet wird. Zur Umgehung der 80 m hohen Wasserfälle von Paolo Affonso dient die parallel mit demselben laufende, 116 km lange Staatsbahn "Paolo Affonso". Andere wichtige Bahnen sind die vom Staate erbaute Linie Taquary-Cacequy (262 km), die Leopoldinabahnen (1052 km) und die Paulistabahn (242 km). Die 7 im Besitz des Staates befindlichen Bahnen hatten 1. Jan. 1890 eine Ausdehnung von 2053 km, eine Einnahme von 15 048 184 Milreïs und eine Ausgabe von 10 521 266 Milreïs im J. 1889. Am 13. Sept. 1890 hat der Staat die 1875 von einer Aktiengesellschaft erbaute Eisenbahn von Säo Paulo nach Rio de Janeiro (232 km) angekauft, welche die Centralbahn und somit Rio de Janeiro mit dem Eisenbahnnetz des Staates São Paulo verbindet. Die 1 m betragende Spurweite soll auf die Spurweite der anschließenden Centralbahn von 1,6 m und der gleichfalls breitspurigen Santos-Tenediahy-Bahn gebracht werden. 16 Privatbahnen (1. Jan. 1890: 4139 km) haben staatliche Unterstützungen durch Gewährung von Zinsbürgschaften u. s. w. erhalten; von denselben erzielten 1889 nur 10 Bahnen einen Überschuß von 4 295 491 Milreïs bei einer Gesamteinnahme von 10 077 605 Milreïs; bei den übrigen 6 Bahnen standen einer Einnahme von 1 946 081 Milreïs Ausgaben von 2 431 547 Milreïs gegenüber. Die neuerdings mit einem Aktienkapital von 200 Mill. Milreïs (20 Proz. eingezahlt) gebildete Companhia Geral de Estrado de Ferro de Brazil hat 12 Bahnen, darunter die Leopoldinabahn, vereinigt. Im Betriebe der Gesellschaft standen 1891 2300 km, 800 km befanden sich im Bau, während weitere 3400 km in den Staaten Minas Geraes und Espirito Santo genehmigt waren. Ein anderes bedeutendes Unternehmen bilden die Südwestbrasilianischen Eisenbahnen der in Brüssel gegründeten Aktiengesellschaft, welche bereits im Nov. 1890 50 000 Schuldverschreibungen im Nennwerte von je 500 Frs. in Paris und Brüssel hat auflegen lassen. Das zu erbauende Eisenbahnnetz (1800 km) geht von Itavary in Säo Paulo aus und endet in Sta. Maria in Rio Grande do Sul; eine Abzweigung führt von Imbitura über Guarapuava den Piquiry abwärts bis zu seinem Zusammenfluß mit dem Parana, eine zweite geht von der Stadt Cruz Alta an dem Ijuhy Guassu entlang bis zum Uruguay. Die Regierung beabsichtigt nach einem unterm 7. Nov. 1891 von dem Präsidenten erlassenen und die Pachtbedingungen bekannt gebenden Dekret die Staatsbahnen zu verpachten. Rio de Janeiro wird demnächst auch eine Stadtbahn erhalten; bereits 6. Sept. 1891 sind die Bauarbeiten in Angriff genommen. (S. Amerika, Eisenbahngesellschaften, Bd. 1, S. 520 u. 522.)

Von viel umfassenderer Bedeutung für den Binnenverkehr ist die Flußdampfschiffahrt. Es giebt schon eine ziemlich große Anzahl vom Staate unterstützter Linien, darunter: auf dem Paraguay von Montevideo bis Cuyaba; auf dem Rio Pardo, Ribeira de Iguape, Parahyba, Mucury, Jequitinhonha, Nazareth, Caxoeira, São-Francisco, Parahyba do Norte, Itapicuru, Mearim, Pindare (Guajahu) und vor allem auf dem Amazonenstrom (bis Tabatinga) und seinen Hauptzuflüssen. Ferner giebt es noch einige Linien auf den großen Küstenseen: Lagoa dos Patos in Rio Grande do Sul und Lagoa Mangoaba und do Norte in Alagoas. Ebenso unterstützt die Regierung mehrere einheimische Küstenlinien. Die transatlantischen Verbindun-^[folgende Seite]