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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bratherd - Braubach

gebungs- und Verwaltungsreform" ins Leben. Seit 1858 Vertreter Nürnbergs im bayr. Landtag, stand er bald an der Spitze der Fortschrittspartei. Seit Anfang 1859 redigierte er die "Bayerische Wochenschrift". In der von ihm begründeten "Süddeutschen Zeitung" (seit 1. Okt. 1859) trat er für die Annahme der preuß. Führung auf und wurde Mitbegründer des "Deutschen Nationalvereins". Im Dez. 1863 wurde er von der Deutschen Abgeordnetenversammlung in Frankfurt in den Sechsunddreißiger Ausschuß gewählt, dessen Geschäftsführer er wurde. B. starb 20. Okt. 1869 zu München. Von seinen jurist. Arbeiten sind zu nennen: "Über Reform des Erbrechts zu Gunsten der Notleidenden" (Münch. 1848), "Bemerkungen über den Entwurf einer neuen Gemeindeordnung für das Königreich Bayern" (Nördl. 1850), die Ausgabe der "Verfassungsurkunde des Königreichs Bayern" (4. Aufl., ebd. 1872). Zu Dollmanns Werk "Die Gesetzgebung des Königreichs Bayern seit Maximilian II." schrieb er Kommentare (Erlangen 1853 fg.).

Bratherd (Metallurgie), s. Eisenerzeugung.

Bratianu, Joan, rumän. Staatsmann, geb. 1822 in Pitesci, erhielt seine Erziehung in Paris, wo er die ersten Verbindungen mit der republikanischen Partei anknüpfte. In der Walachei beeinflußte er die Erhebung von 1848, die zum Sturz des Hofpodars Georg Bibesco führte, ging dann, als alle durch die Revolution Kompromittierten ins Exil geschickt wurden, wiederum nach Paris und kehrte erst 1857, nachdem durch den Pariser Frieden von 1856 die Verhältnisse Rumäniens neu geregelt waren, mit den andern Verbannten zurück. Unter dem Fürsten Cusa gelang es B. nicht, zur Geltung zu kommen. Desto mehr Einfluß gewann er 1866 nach der Thronbesteigung des Fürsten, spätern Königs Karl von Hohenzollern, unter dem er im März 1867 ans Staatsruder gelangte. B. strebte die Erweiterung des rumän. Staates an (dacorumän. Agitation) und brachte den allerdings für Rumänien ungünstigen Strousbergschen Eisenbahnvertrag zu stande. Die allseitige Aufregung über seine Politik zwang ihn im Nov. 1868 seine Entlassung zu nehmen. Doch kam er 1876 wieder an die Regierung und hielt sich bis April 1881; er ließ die rumän. Armee den Russen vor Plevna zu Hilfe kommen, proklamierte 21. Mai 1877 die Unabhängigkeit Rumäniens und 26. März 1881 auch dessen Erhebung zum Königreich. Sein Nachfolger in der Ministerpräsidentschaft wurde April 1881 sein Bruder Demeter B. (geb. 1818), bis dahin Gesandter in Konstantinopel. Schon im Juni 1881 übernahm B. wieder den Vorsitz des neuen liberalen Ministeriums, trat aber 1. April 1888 infolge von Aufständen, die sein Bruder Demeter mit Hilfe des russ. Gesandten Hitrowo und panslaw. Oppositioneller gegen ihn angezettelt hatte, zurück. B. starb 16. Mai 1891 auf seinem Landgut Florica bei Bukarest, sein Bruder Demeter 21. Juni 1892 in Bukarest.

Brätling, Pilz, s. Lactarius.

Bratofen (metallurgisch), s. Eisenerzeugung.

Bratsberg, Amt im norweg. Stift Kristiansand, hat 15 189 (nach Strelbitskij 15 137) qkm, (1891) 91 410 E. und zerfällt in die 3 Vogteien: Bamle, Nieder- und Ober-Telemarken. Von der Küste des Skagerrack erhebt sich das Land schnell zum Hochgebirge, sodaß beinahe die Hälfte der Oberfläche 600 m ü. d. M. liegt. Die Gewässer nehmen 5 Proz. derselben ein; die Seen Norsjö (37 km lang), Tinnsjö und Mjösvand haben durch die nunmehr kanalisierte Skienelv Abfluß zum Meere. Im Gebirge liegt der berühmte Wasserfall Rjukanfoß. Viehzucht, Ackerbau, Waldkultur und Fischfang sind die ergiebigsten Erwerbsquellen. Bei Holden am Norsjö sind reiche Eisengruben, deren Ertrag dort zum Gußeisen verwertet wird. Ober-Telemarken ist vom Hochgebirge angefüllt, steigt hier und da bis zur Schneegrenze und ist nur bis auf die Höhe von 600 m zum Ackerbau geeignet. Die Stadtgemeinden sind: Skien, Sitz des Amtmanns, Porsgrund, Brevik, Kragerö, Langesund und Stathelle.

Bratsche (vom ital. Viola da braccio, d. h. Armgeige, auch Alto oder Altgeige genannt), eine größere Geige, auf der in der Regel die zweite Mittelstimme, also im Streichquartett die dritte Stimme gespielt wird. Sie ist mit vier Saiten bezogen, deren beide untersten mit Silberdraht übersponnen sind, und wird quintenweise gestimmt: c, g, ̿d, ̿a. Notiert wird für sie im Altschlüssel. Früher wurde sie wenig als Soloinstrument benutzt und ihr die Viola d'amour (s. d.) und die Viola di gamba (s. d.) vorgezogen; die neuere Zeit hat den weichen, elegischen Ton der B. gewürdigt und besonders Weber, Mendelssohn, Meyerbeer und Berlioz haben ihr in Orchesterwerken eine hervorragende Stellung angewiesen. Besondere Verdienste um die Ausbildung der Technik dieses Instruments erwarben sich der ältere Rolla, Spohr und Jansa durch die Duette für Geige und B. - Vgl. Wälder, Kurze Anleitung zum Violaspiel (Augsburg), und Bruni, Méthode pour l'Alto-Viole ect. (Leipzig).

Bratspill, s. Spill.

Brattleboro (spr. brättlbörro), Ort im County Windham im südwestl. Teil des nordamerik. Staates Vermont am Connecticutfluß, hat (1890) 5467 E., Orgelfabriken, Druckereien und andere Industrie.

Bratuspantium, s. Breteuil-sur-Noye.

Brätz, Stadt im Kreis Meseritz des preuß. Reg.-Bez. Posen, 8 km von Stentsch, an der Faulen Obra, hat (1890) 1625 E., darunter 267 Katholiken, Post, Telegraph, Oberförsterei, evang. und kath. Pfarrkirche, simultane Volksschule; Tuchmacherei, Stärkefabrik.

Bratzel (Brätzel), s. Bretzel.

Braubach, Stadt im Kreis St. Goarshausen des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, rechts des Rheins und an der Linie Frankfurt-Niederlahnstein der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1925 E., darunter 391 Katholiken, Post, Telegraph, Dampferstation, Amtsgericht (Landgericht Wiesbaden), eine evang. und eine kath. Pfarrkirche; eine Silber- und Kupferschmelze, Gips-, Loh-, Öl- und Getreidemühlen sowie ansehnlichen Weinbau. Der Ort hat in neuerer Zeit durch die Eisenbahn, die sich auf hohen Mauern an der Rheinseite hinzieht und der drei malerische Türme weichen mußten, ein verändertes Ansehen gewonnen. Über der Stadt erheben sich auf hohem Fels die alte St. Martinskapelle und noch höher (150 m über dem Rhein) die früher als Invalidenhaus und Staatsgefängnis benutzte stattliche Marks- oder Marxburg, die einzige unzerstörte alte Feste am Rhein, früher das Braubacher Schloß genannt und schon im 11. Jahrh. als Zufluchtsort Heinrichs IV. erwähnt. Als 1437 Graf Philipp von Katzenelnbogen auf der Burg eine Kapelle zu Ehren des heil. Markus stiftete, erhielt sie den Namen Markusburg. - B. wurde 1276 vom König Rudolf I. zur Stadt erhoben, gehörte 1651-1803 zu Hessen-Darmstadt, wurde dann