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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bräune (bei Tieren) - Bräunetinktur von Netsch

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bräune (bei Menschen)'

werden. Gegen die Neigung zu Rückfällen dient: allgemeine Abhärtung, besonders der Füße und des Halses, häufiges kaltes Waschen des letztern, kaltes Gurgeln, bei Männern auch Stehenlassen des Bartes unter dem Kinn, Vermeiden von vielem Sprechen und Singen. (S. Krupp und Diphtheritis.)

Bräune der Haustiere, Halsentzündung, Halsbräune (Angina), ist der Name für eine Entzündung der Rachenschleimhaut und ihrer nächsten Umgebung, die bald vereinzelt, bald seuchenartig am häufigsten beim Pferd und Schwein, seltener beim Rind und Schaf auftritt. Ursachen: ätzende Substanzen, die verschluckt werden, Erkältungen und bei seuchenartigem Auftreten höchst wahrscheinlich ein Infektionsstoff. Die kranken Tiere husten, halten den Kopf steif, fressen schlecht, das Abschlingen ist erschwert, Futterteile und aufgenommenes Wasser kommen aus der Nase zum Vorschein. In der Regel verläuft die Krankheit gut (8–14 Tage). Schwererer Verlauf ist durch die Bildung von Eiterherden unter der Rachenschleimhaut bedingt. Eine besondere Gefahr besteht darin, daß durch Fehlschlucken feste oder flüssige Stoffe in die Lunge gelangen, namentlich bei gewaltsamem Einschütten von Medikamenten. Behandlung je nach Lage des Falles verschieden. Anfangs kalte, später Prießnitzsche Umschläge in der Halsgegend, Ausspülungen des Maules, Einatmungen von Carbolwasserdämpfen.

Braune Erde von Siena, s. Bolus.

Brauneisenerz, s. Brauneisenstein.

Brauneisenstein, Brauneisenerz oder Limonit, eins der wichtigsten Eisenerze, findet sich vorzüglich in kugeligen, traubigen, nierenförmigen und stalaktitischen Massen, oft mit spiegelglatter, halbkugeliger Oberfläche (brauner Glaskopf), kommt aber auch dicht und erdig vor. Seiner chem. Zusammensetzung nach besteht B. aus 85,6 Eisenoxyd und 14,4 Wasser, entsprechend dem Eisenhydroxyd (Fe2)2O3[OH]6, enthält aber häufig Beimengungen von Thon, Kieselsäure u.s.w. Sein spec. Gewicht ist 3,4 bis 4,4, die Härte 4,5 bis 5,5. Er ist nelkenbraun bis schwärzlichbraun, auch gelblichbraun bis ockergelb, hat einen gelblichbraunen bis ockergelben Strich, unvollkommen metallischen Glanz, schmilzt vor dem Lötrohre an den Kanten unter Funkensprühen in der innern Flamme und wird magnetisch. Man unterscheidet folgende Abarten:

  • a. Brauner Glaskopf (faseriges Brauneisenerz), kugelige, traubige Massen von faseriger Zusammensetzung, glatter, halbkugeliger Oberfläche und dunkelnelkenbrauner Farbe, bisweilen bunt angelaufen. Er giebt ein reiches, leichtflüssiges Roheisen, das namentlich zur Stabeisenbereitung sehr brauchbar ist.
  • b. Dichter B., dicht, derb und eingesprengt, bräunlichschwarz, rötlich- und gelblichbraun, wenig glänzend,
  • c. Ockeriger B. (brauner Eisenocker), grob- und feinerdig, abfärbend, bräunlich- bis ockergelb, matt.
  • d. Thoniger B., mit Thon verunreinigt.

Die verschiedenen Abarten des B. finden sich meist gemeinschaftlich und sind sehr verbreitet in den verschiedensten Gebirgsformationen, wo sie Lager, Nester und Gangmassen bilden; Lager kommen namentlich im Gebiete der krystallinischen Schiefer-, der Silur- und Devonformation sowie der Tertiärformation vor. Ihre Bildung geschieht noch fortwährend durch Zersetzung verschiedener eisenhaltiger Mineralien und mittels Absatz aus Wasser, infolgedessen sie auch als Überzüge, Ausfüllungen u.s.w. erscheinen. Sämtliche Varietäten liefern ein geschätztes ↔ Material zur Eisengewinnung, der ockerige B. auch zur Darstellung von gelber und, nach vorheriger Glühung, von roter Farbe.

Braune Krampftropfen, s. Baldriantinktur.

Braunelle, Pflanzenart, s. Sanguisorba.

Braunelle (Accentor modularis Bechst.), auch Heckenbraunelle, ein vorzugsweise in Nadelholzwäldern vorkommender Singvogel aus der Familie der echten Sänger (Sylviidae) von Sperlingsgröße. Die Gattung der Flüevögel, zu der er gehört, hat einen geraden, spitzen, scharfschneidigen, mittellangen Schnabel mit ritzenförmigen, von einer Haut bedeckten Nasenlöchern, starke Füße mit kurzen Zehen und krummen Nägeln, lockeres Gefieder und kurzen Schwanz. Die gewöhnliche B. (s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel III, Fig. 5) ist bis zur Brust aschgrau, mehr weißlich an der Kehle, an den Seiten bräunlich mit dunklern Strichen, Brust und Bauch weißlich, Flügel und Schwanz braunschwarz, die Federn weiß und rostrot gesäumt. Der Vogel nährt sich vorzugsweise von Insekten, kommt im März aus dem Süden, nistet in allerlei Buschwerk, baut ein kunstvolles Nest und brütet zweimal 4 bis 6 blaugrüne Eier. Im Gebirge wird die Art durch den Flüevögel (Accentor alpinus Bechst.) vertreten, der größer ist und fast die Gestalt einer Lerche hat. Beide Arten sind verträglich und leicht im Bauer zu ziehen. Der Gesang ist unbedeutend. Die Bergbraunelle (Bergflüevogel, Accentor montanellus Temm.) ist größer als die Heckenbraunelle, hat schwarzbraunen Kopf, gelblichweiße Kehle und Augenbrauenstreif; der Rücken ist rostbraun mit schwarzbraunen Flecken, der Bürzel braungrau, die Brust rostgelb mit schwärzlichen Flecken; sie bewohnt den Balkan, Ural und die sibir. Gebirge.

Bräunen, s. Brünieren.

Braunenberg, höchster Berg (726 m) des Härtfeldes (s. d.) in Württemberg.

Brauner Bär, Schmetterling, s. Bärspinner.

Brauner Frosch, s. Taufrosch.

Brauner Glaskopf, s. Brauneisenstein.

Brauner Jura, soviel wie Dogger (s. d.).

Braunes Pulver, eine im Anfang der achtziger Jahre von deutschen Privat-Pulverfabriken eingeführte, ganz erhebliche Verbesserung des alten Schwarzpulvers, welche die Leistungsfähigkeit der Kanonen, namentlich der schwersten Kalibers, wesentlich steigerte, indem es inoffensiver war und größere Ladungen, als bis dahin angewandt, gestattete; zudem war der Rauch, den es entwickelt, dünner und flüchtiger als der des Schwarzpulvers, und es kann deshalb als Vorläufer des rauchschwachen Pulvers (s. Schießpulver, rauchschwaches) betrachtet werden. Infolge seiner guten Eigenschaften (von einer schlechten in der ersten Zeit viel besprochenen, daß nämlich seine Rückstände sehr heiß seien und die Rohrwandungen stark korrodieren, ist in letzter Zeit nichts mehr verlautet) ist es in fast alle Armeen und Marinen eingeführt. Es ist von einer andern Dosierung als das Schwarzpulver, nämlich 79 Teile Salpeter, 3 Teile Schwefel und 18 Teile Kohle, gegenüber 74–76 Teile Salpeter, 9–10 Teile Schwefel und 15–16 Teile Kohle. Außerdem ist die Kohle keine Holzkohle, sondern leicht angekohltes Stroh. Meist als Prismatisches Pulver (s. d.) verwandt, hat es das hohe spec. Gewicht von über 1,8. Wegen seiner schokoladenbraunen Farbe wird es vielfach als Schokoladen- oder Kakaopulver bezeichnet.

Bräunetinktur von Netsch, s. Geheimmittel.