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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brazzaville; Brazze; Brazzera; Brcka; Brda; Brdt.; Brdywald

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Brazzaville – Brdywald

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Brazza (Peter, Graf Savorgnan de)'

der auf. Auf dieser Expedition, die er im Auftrag der franz. Regierung unternahm, errichtete B. die erste Station des «franz. Komitees der afrik. Association» auf einem 420 m hohen Plateau an der Passa unter 1° 50' südl. Br. und 13° 30' östl. L. von Greenwich, Franceville (s. d.) von ihm genannt. Hierauf durcheilte B. das Gebiet der Bapfuru (eines Stammes der Bateke), erreichte 8. Sept. 1880 den Kongo, legte 6. Okt. an diesem die zweite Station Ntamo Ncuna (Brazzaville, s. d.) an, die der Ausgang der franz. Flußdampfer auf dem Kongo werden sollte, und nahm im Namen Frankreichs Besitz von diesem Teile des Stroms. Die direkte Entfernung zwischen Franceville und Brazzaville beträgt 12 Tagereisen; die 5 letzten derselben führen durch das Reich des Königs Makoko, der sich unter den Schutz Frankreichs gestellt hatte. Am 7. Nov. traf B. mit Stanley in des letztern Station Mdambi-Mbongo zusammen; 12. Nov. kam er in dessen Hauptquartier Vivi an. Später von Brazzaville aus dem Thale der Flüsse Lalli und Niadi zwischen Ogowe und Kongo folgend, gewann er die Küste nördlich von Loango. Schon 18. Dez. 1880 brach B. wieder von Libreville auf, um mit dem Dampfer «Mpongwe» den Ogowe hinauf zu gehen; auf dieser Reise gründete B. die dritte Station am Ufer des Alima, Poste de l'Alima. Im Okt. 1881 begab er sich von Franceville aus auf dem kürzesten Wege zur Küste, die er bei Landana (5° 13' südl. Br.) erreichte.

Im Frühjahr 1882 nach Frankreich zurückgekehrt, gelang es ihm, die Regierung in den von ihm erforschten und erworbenen Gebieten zu einer größern Machtentfaltung zu bewegen. Am 3. Dez. 1882 wurde sein 3. Okt. 1880 mit Makoko abgeschlossener Vertrag nach erfolgter Genehmigung der Kammern veröffentlicht; 11. Jan. 1883 wurde ihm für seine Forschungen und die Anlage neuer Stationen eine staatliche Beihilfe von 1275000 Frs. bewilligt. Am 30. März 1883 verließ B., zum Regierungskommissar in Westäquatorialafrika ernannt, Bordeaux und traf 21. April zu Libreville am Gabun ein.

Bereits zu Anfang 1883 hatten auf Betreiben B.s die Franzosen die Orte Loango und Ponta Negra besetzt. Von Libreville fuhr B. den Ogowe aufwärts, wobei er allerorts mit den Häuptlingen Verträge abschloß, um die Sicherheit der Schiffahrt durchzuführen und den Verkehr von drückenden Durchgangszöllen zu befreien. Franceville, das Hauptquartier der neuen Kolonie, wo B. Anfang Juli eintraf, wurde einerseits mit der Küste, andererseits mit dem Kongo in bequeme Verbindung gesetzt und der 1880 mit Makoko geschlossene Vertrag endgültig zur Ausführung gebracht. Die Bapfuru an der Alima, welche 1878 B. am weitern Vordringen nach O. verhinderten, wurden zur Genehmigung der Befahrung der Alima bestimmt. Am Ogowe, an der Alima, am Kongo, im Thale des Kuilu-Niadi, an der Loangoküste wurden eine große Anzahl neuer Stationen und Posten durch B. begründet, deren Zahl sich 1885 auf 26 belief. Auf dieser Expedition wurde die Aufnahme des Ogowe vervollständigt, das Gebiet zwischen Franceville und der Alima genau untersucht, der Lauf des Nkoni festgestellt, der sich sehr weit hinauf als schiffbar erwies, und eine kurze und bequeme Verbindung zwischen Ogowe und Alima ermöglicht; die Alima wurde auf der ganzen Strecke ihrer Schiffbarkeit durch Ballay befahren und aufgenommen. Die ↔ geolog. Verhältnisse von «La France équatoriale» wurden untersucht, große Sammlungen aus der Fauna und Flora der neuen Kolonie angelegt, ethnogr. Studien vorgenommen.

Während dieser Unternehmungen widmete sich B. nicht minder der Organisation der neugewonnenen Landstriche (1883–85). 1886 wurde B. zum Generalkommissar von Französisch-Kongo (s. d.) ernannt. 1891/92 unternahm B. eine neue Expedition von Brazzaville aus nach dem obern Sangha, um dort eine Station als Stützpunkt für weitere Unternehmungen nach dem Schari und Tsadsee zu gründen. – Vgl. Conférences et lettres de P.S.d.B. (Par. 1888); Neuville und Bréard, Les voyages de Savorgnan de B. (ebd. 1884).

Giacomo de B., der jüngere Bruder des vorigen, brach 10. Juli 1885 von der Station Madiville am Ogowe auf, durchzog die mit dichtem Walde bedeckten Gebiete der Umbete und Ossete und die Steppenlandschaften der Mboko; 3. Sept. entdeckte er unter 1° 30' nördl. Br. den Sekoli (Likuala), welcher ein bedeutender rechtsseitiger Zufluß des Kongo und mit dem von Grenfell und von François befahrenen Punga identisch ist. Hierauf drang er durch das Land der Okota bis zu den Dschambi unter 2° 30' nördl. Br. vor, wurde aber zu Iloku durch die Eingeborenen zur Umkehr gezwungen. Wieder am Sekoli angelangt, ließ B. Kähne herstellen, mit denen er dem Flusse abwärts folgte; 1. Jan. 1686 traf die Expedition in der Station Mongo ein. Diese Unternehmung hat den Beweis geliefert, daß die bis dahin von den Franzosen festgehaltene Auffassung des Licona als eines Zuflusses des zum Kongo gehenden Mobangi unrichtig ist, denn der Licona vereinigt sich mit dem Likuala und strömt mit diesem unmittelbar dem Kongo zu. B. starb 1. März 1888 in Rom.

Brazzaville (spr.-wil), 1883 gegründete Station in Französisch-Kongo in Westafrika, auf dem rechten, nördl. Ufer des vom Kongo gebildeten Stanley-Pool, 25 Tagemärsche von Loango, auf dem Landstriche zwischen den Mündungen des Djué und Impila, welchen der Häuptling Makoko an Savorgnan de Brazza (s. d.) durch Vertrag vom 3. Okt. 1880 abtrat. Mit den zunächst liegenden Ortschaften soll die Bevölkerung der Station nebst zwei europ. Faktoreien 5000 Köpfe zählen.

Brazze, schweiz. Ausdruck für Elle (s. d.).

Brazzēra, ein- oder zweimastiges Küstenfahrzeug der Istrier und Dalmatiner, ähnlich, doch kleiner als die Felucke (s. d.).

Brčka (spr. brtschka), Hauptstadt des Bezirks B. (1031 qkm, 42433 E.) im Kreis Dolnja Tuzla in Bosnien, in der fruchtbaren Ebene «Posavina», rechts der Save, gegenüber dem Endpunkte der von Vukovar hierher abzweigenden Bahnlinie, hat (1885) 4281 E., darunter 2354 Mohammedaner, 1269 orthodoxe Griechen, 511 Katholiken, 135 Israeliten, Ausfuhrhandel mit Pflaumen und Getreide.

Brda, das östl. Gebirgsland Montenegros (s.d.).

Brdt., bei zoolog. Namen Abkürzung für Joh. Friedr. von Brandt (s. d.).

Brdywald (vom czech. brdo, «bewaldete Höhe»), das Gebirgssystem Böhmens, welches mit seinen nicht sehr hohen, aber langgestreckten Bergrücken das ehemalige Meeresbecken zwischen dem böhm.-mähr. Hochlande, dem Böhmerwalde und den südl. Ausläufern des Erzgebirges ausfüllt und zum größten Teile der silurischen Formation angehört; der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 478.