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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Breithaupt; Breithorn; Breitinger

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Breithaupt (Wilh., Ritter von) - Breitinger

struktion in neuerer Zeit wieder vielfach aufgenommen ist; er starb 1800 in Cassel.

Sein ältester Sohn, Heinrich Karl Wilhelm, geb. 22. Juni 1775 zu Cassel, war zuerst als Gehilfe seines Vaters thätig, studierte dann Mathematik, ward 1817 Professor am Gymnasium zu Bückeburg und starb daselbst 10. Juni 1856. Er verfaßte zahlreiche Schriften über angewandte Mathematik und Technologie, von welchen besonders die "Beschreibung eines neu erfundenen Markscheide-Instruments" (Cassel 1800) wichtig ist, weil sie den vom Verfasser 1798 ausgeführten Grubenzug, Berechnung und Kartierung eines Teils des Richelsdorfer Bergreviers enthält, bei welcher ein von dem bisher üblichen völlig abweichendes und viel zuverlässigeres Verfahren angewandt wurde, nämlich die Berechnung der rechtwinkligen Koordinaten aus den Ergebnissen der mit neuen selbstkonstruierten, zweckmäßigen Instrumenten ausgeführten Längen- und Winkelmessungen, und die nach diesen Koordinaten und nicht mehr auf dem Wege des unbehilflichen und ungenauen sog. Zulegens bewirkte Anfertigung des Grundrisses.

Friedrich Wilhelm B., jüngerer Bruder des letztern, geb. 23. Juli 1780 zu Cassel, trat in das väterliche Geschäft ein, errang gegen 1810 die ersten Erfolge mit den von ihm angefertigten Grubenapparate und Nivellierinstrumente, baute 1836 die ersten Grubentheodolite, gewann eine sehr feine Einstellung bei den Mikrometerschrauben durch Anwendung der Differentialschraube und baute in Deutschland die erste vorzügliche große Kreisteilmaschine. Zum Schutz der feinen Einteilungen gab er den Theodoliten die Verdeckungen und erfand die matte Versilberung der Kompasse. 1827 begründete er das "Magazin neuester mathem. Instrumente", von welchem 1835 das zweite und 1846 das dritte Heft erschien. Nachdem er die Stelle eines Münzmeisters und Konservators der physik. und astron. Abteilung des Casseler Museums erhalten hatte, übergab er 1851 sein Institut seinem Sohne Georg August. Er starb 20. Juni 1855 in Cassel.

Georg August B., Sohn des vorigen, geb. 17. Aug. 1806 zu Cassel, widmete sich dem Berufe des Vaters und übernahm 1851 dessen Institut. Er baute 1850 nach eigenen Principien eine große Längenteilmaschine, welche einen Meter ohne Unterbrechung in jedem beliebigen Verhältnis mit der Genauigkeit des Tausendteils eines Millimeters teilt. Auf dieser Maschine wurde der größte Teil der Hauptnormalmeter für die damalige Normalaichungskommission des Norddeutschen Bundes von 1865 bis 1872 geteilt. 1866 konstruierte er die sog. neuere Breithauptsche Kippregel, 1873 für den Großen Generalstab m Berlin die Normalkippregel mit Meßtisch, vervollkommnete die Theodolite, Nivellierinstrumente, Kathetometer, führte zuerst den für enge Grubenräume und zu geogr. Reisen bestimmten Taschentheodolit aus, wie er auch zuerst erfolgreich für geodätische Instrumente auf Glas eingeschnittene Kreuze und Distanzmesser anwandte. Von dem durch seinen Vater begründeten "Magazin" gab er das vierte (1860), fünfte (1871) und sechste (1876) Heft heraus, das erstere die Grubentheodolite, das andere die Nivellierinstrumente, das letzte die Theodolite behandelnd, und folgte seinem Vater auch als Konservator am Casseler Museum. Er starb 14. Febr. 1888 zu Cassel.

Breithaupt, Wilh., Ritter von, geb. 5. Sept. 1809 zu Cassel, trat 1825 in den kurhess. Artilleriedienst, zeichnete sich schon früh durch Erfindungsgeist und wissenschaftliche Leistungen aus, erfand als Hauptmann 1854 die Gliederung des ringförmigen Zeitzünders (von Bormann), die die unbeschränkte Tempierbarkeit des Zünders durch kreisförmige Drehung eines Gliedes desselben (der Satzdecke oder Tempierplatte) einschloß. War dieser sog. Rotationszünder zunächst nur für die Shrapnels glatter Geschütze berechnet, so konnte er doch mit den entsprechenden Abänderungen auch auf die gezogenen Geschütze übertragen werden, und damit war für alle jetzt bei letztern im Gebrauch befindlichen Zeitzünder der Ausgangspunkt geschaffen. Der B.sche Zünder wurde 1854 in Kurhessen eingeführt und das Princip desselben 1859 in Österreich angenommen, gleichzeitig wurde dasselbe von Armstrong für die Shrapnels der engl. gezogenen Geschütze ausgebeutet. 1859 trat B. als Major zur österr. Artillerie über, übertrug hier seine Zünderkonstruktion auf das gezogene Feldgeschütz, bildete behufs Erreichung größerer Brennzeiten den Etagenzünder aus und beschäftigte sich mit der Anbringung des Zünders am Boden länglicher Geschosse. 1862 in den Adelstand erhoben, verließ er 1866 als Oberstlieutenant den Dienst und lebte von da an in seiner Heimat. In allen größern Artillerien ist das Grundprincip des B.schen Rotationszünders, in einzelnen auch des Etagenzünders zur Geltung gekommen. Nach dem Russisch-Türkischen Kriege von 1877 wurden B. seitens Rußlands, welches in demselben von Shrapnels mit dem B.schen Zünderprincip erfolgreichen Gebrauch gemacht hatte, ehrenvolle Auszeichnungen zu teil. Er starb 26. März 1889 in seiner Vaterstadt. Von B.s litterar. Erzeugnissen sind hervorzuheben die "Systematik des Zünderwesens" (Cassel 1868) und "Das Sprenggeschoßfeuer" (ebd. 1877).

Breithorn, Name dreier Gipfel der Westalpen. 1) Berg in den Penninischen Alpen westlich des Monte-Rosa-Massivs, erhebt sich zu 4171 m, entsendet nach Norden den Breithorngletscher und wird von Zermatt aus in 8 Stunden häufig bestiegen. 2) Das Lauterbrunner B. in den Berner Alpen, südwestlich der Jungfrau, hat eine Höhe von 3784 m; aus den nordwärts vorgelagerten Gletschern, zwischen denen in 2080 m der malerische Oberhornsee liegt, entsteht die Weiße Lütschine und der Schmadribach. 3) Berg südwestlich des Aletschhorns, 3783 m.

Breitinger, Joh. Jak., Gelehrter, geb. 1. März 1701 in Zürich, studierte hier Theologie, wurde 1731 Professor der hebr., 1745 der griech. Sprache am Gymnasium zu Zürich und Kanonikus daselbst und starb 15. Dez. 1774. Er unterstützte dichterische Talente und munterte z. B. Haller zuerst auf. Mehr als durch seine gelehrten Arbeiten (darunter die Ausgabe der "Septuaginta", Zür. 1730-32) ist B. bekannt durch den thätigen Anteil, den er an Bodmers (s. d.) kritischen Zeitschriften nahm; mit ihm wirkte er für Verbreitung eines bessern, an den Engländern geschulten Geschmacks in der deutschen Litteratur. Seine "Kritische Dichtkunst" (2 Bde., Zür. 1740) und seine "Kritische Abhandlung von der Natur, den Absichten und dem Gebrauche der Gleichnisse" (ebd. 1740) gaben die nächste Veranlassung zum Ausbruche des Streits zwischen den Schweizern und den Anhängern Gottscheds. B. vertrat eine philos. Ästhetik, die namentlich der Phantasie