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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Breitkopf; Breitkopf

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Breitkopf (Joh. Gottlob Immannel) - Breitkopf & Härtel

und der gehobenen Sprache ihr Recht wahrte und bis Lessing galt. – Vgl. Braitmaier, Geschichte der poet. Theorie und Kritik von den Diskursen der Maler bis auf Lessing (2 Bde., Frauenf. 1888).

Breitkopf, Joh. Gottlob Immanuel, gelehrter Buchdrucker und Inhaber der Firma gleichen Namens in Leipzig (s. Breitkopf & Härtel), wurde daselbst 23. Nov. 1719 geboren, erlernte die Buchdruckerkunst, besuchte zugleich aber Gymnasium und Universität und widmete sich anfangs unter Gottscheds Einfluß humanistischen Studien, später besonders der Geschichte und Mathematik. Die mathem. Berechnung der Schriftverhältnisse führte ihn zum Buchdruck zurück. An der Hand alter Muster trat er für die Frakturschrift ein und förderte deren Entwicklung durch den Schnitt geschmackvoller Typen und Verzierungen. Sein größtes Verdienst bildet die Verbesserung des Musiknotensatzes, die ihm 1754 gelang; sie hat die Bedeutung einer Erfindung, da der alte Musiknotensatz fast in Vergessenheit gekommen war und zur Zeit B.s Musikalien nur geschrieben oder durch Kupferstich hergestellt wurden. Zweifellos war B. der erste, der Musiknoten in der Weise aus Teilzügen setzte, wie es noch heute bei der Herstellung von Musikalien durch den Buchdruck üblich ist. Seine Versuche, Landkarten, Porträts, chines. Schriftzeichen auf typographischem Wege (durch Punkte, Linien u. a.) herzustellen, haben nur ein histor. Interesse ohne praktische Verwertung erlangt. Er betrieb zeitweilig auch eine Spielkarten- und eine Tapetenfabrik und war Besitzer des Ritterguts Abtnaundorf bei Leipzig; er starb 29. Jan. 1794. In litterar. Beziehung war sein Hauptziel, eine groß angelegte Geschichte des Buchdrucks zu schreiben, doch erschien davon nur ein Abschnitt: «Versuch, den Ursprung der Spielkarten u. s. w. zu erforschen» (1. Tl., Lpz. 1784; 2. Tl., hg. von J. C. F. ^[Johann Christian Friedrich] Roch, ebd. 1801) und der Plan des Werks: «Über die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst» (ebd. 1779). Ferner schrieb B.: «Über den Druck der geograph. Karten» (3 Tle., ebd. 1777‒79), «Exemplum typographiae sinicae» (ebd. 1789), «Über Bibliographie und Bibliophilie» (ebd. 1793).

Breitkopf & Härtel, Buch- und Musikalienhandlung mit technischen Zweigen in Leipzig, im Besitz von Stadtrat Wilh. Volkmann, geb. 12. Juni 1837 in Halle, Teilhaber am Geschäft seit 1873, und Dr. phil. Oskar von Hase, geb. 15. Sept. 1846 in Jena, Teilhaber am Geschäft seit 1875, Vorsitzender des Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe, Vorsteher des Vereins der deutschen Musikalienhändler, Verfasser von «Die Koberger» (2. Aufl. 1885), «Die Entwicklung des Buchgewerbes in Leipzig» (1887) und «Der Verband der Berufsgenossenschaften» (1888).

Das Haus wurde 1664 als Schriftgießerei und Buchdruckerei von J. ^[Johann] Georgi gegründet, 1719 von Bernhard Christoph Breitkopf, geb. 2. März 1695 in Clausthal, gest. 26. März 1777, erworben und 1725 zu einer Verlagsbuchhandlung erweitert, die u. a. Gottscheds Schriften verlegte. Sein Sohn, Joh. Gottlob Immanuel Breitkopf (s. d.), seit 1745 Besitzer der Buchdruckerei, seit 1762 auch Teilhaber und später Besitzer des Verlags, gab durch seine Reformen im Buchdruck dem Geschäft ein großes Ansehen und legte nicht nur den Grund zum Musikalienverlag, sondern errichtete auch ein großes Lager deutscher, englischer, französischer, italienischer handschriftlicher und gedruckter Musikalien mit Katalogen über die gesamte Musiklitteratur der damaligen Zeit. Dabei betrieb er auch eifrig den Bücherverlag und gab das «Magazin der neuern französischen Litteratur» (1780), die «Neue Leipziger Zeitung von gelehrten Sachen» (1785‒87), das «Magazin des Buch- und Kunsthandels» (1780‒82) heraus. Sein Sohn, Christoph Gottlob Breitkopf, geb. 22. Sept. 1750, gest. 7. April 1800, trat 1795 die Leitung des Geschäfts (Firma von da an «Breitkopf & Härtel») an den humanistisch gebildeten Gottfried Christoph Härtel, geb. 27. Jan. 1763 in Schneeberg, gest. 25. Juli 1827, ab und machte ihn zum Universalerben. Härtel gründete die «Allgem. Musikzeitung» (1799‒1865), veranstaltete die ersten rechtmäßigen billigen Ausgaben der Klassiker der Musik (Mozart, Haydn, Clementi, Dussek), errichtete 1805 eine Notenstecherei und Steindruckerei, 1806 eine Pianofortefabrik (die erste in Leipzig; bestand bis 1871) und gab die «Leipziger Litteraturzeitung» (1812‒34) heraus. Seine Söhne: Dr. jur. Hermann Härtel, geb. 27. April 1803, gest. 4. Aug. 1875, und Raymund Härtel, geb. 9. Juni 1810, Stadtältester, 1851‒63 Schriftführer und 1864‒79 Vorsitzender des Leipziger Buchhändler-Vereins, in der Firma bis 1880 thätig, gest. 9. Nov. 1888, machten die Buchdruckerei wieder zu einer hervorragenden Werkdruckerei, verlegten die Werke der hervorragenden Komponisten ihrer Zeit: der Virtuosen Thalberg, Liszt, der Romantiker Mendelssohn, Schumann, Chopin, Wagner, veranstalteten kritische Gesamtausgaben der Werke von Bach (seit 1850) und Beethoven (1862‒64), gaben eine billige Bibliothek musikalischer Klassiker heraus und pflegten im Buchverlag besonders die Musiktheorie und die Musikgeschichte. Neben ihnen waren noch Teilhaber am Geschäft ihre beiden Schwestern, Frau Geh. Medizinalrätin Adele Volkmann in Halle, gest. 22. März 1884, und Frau Pauline von Hase, sowie nach deren Tode (20. März 1885) ihr Gemahl, Wirkl. Geheimrat Prof. Dr. Karl von Hase (s. d., gest. 1890) in Jena. Die jetzigen Besitzer sind Söhne der beiden Schwestern.

Den Hauptstamm des Geschäfts bildet der Musikalienverlag (gegen 20000 Nummern). Derselbe umfaßt Kompositionen zeitgenössischer Tonsetzer, krit. Gesamtausgaben (außer den genannten) noch der Werke von Palestrina, Schütz, Gluck (die Hauptopern), Grétry, Mozart, Schubert, Mendelssohn, Schumann und Wagner (Originalausgaben), eine billige Bibliothek der Klassiker und neuern Meister der Musik («Volksausgabe B. & H.», seit 1877; 1366 Nummern), «Textbibliothek» der Opern, Oratorien und Konzertwerke (seit 1879; 12 Serien mit über 300 Heften), die «Chorbibliothek» (seit 1885; 19 Serien mit 475 Nummern), die «Orchesterbibliothek» (seit 1890; 9 Serien mit 600 Nummern oder 7298 Stimmheften), den «Deutschen Liederverlag» (seit 1891; 700 Hefte), die «École de Piano du Conservatoire Royal de Bruxelles» (40 Lfgn.), sämtliche Werke von Joseph Lanner und Joh. Strauß. Daran schließen sich Vertretungen deutscher und ausländischer Musikgesellschaften, die «Musikbibliothek» gleichmäßig gebundener Werke eigenen und fremden Verlags (seit 1878; 57 Gruppen in 2300 Bdn.), ein Kommissionsgeschäft (seit 1888) hauptsächlich zur Vertretung ausländischer Musikalienhandlungen. Der Bücherverlag umfaßt musiktheoretische und musikgeschichtliche Werke, musik- ^[folgende Seite]