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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Breitling - Bremen

wissenschaftliche Zeitschriften, Musikerbiographien, Schriften und Briefwechsel von Musikern; ferner schöne Litteratur (Dahn, O. Devrient, von Volkmann-Leander) und Werke aus allen Wissenschaften, besonders Rechtswissenschaft, Theologie (K. von Hases gesammelte Werke) und Medizin. Die technischen Zweige bestehen aus Buch-, Steindruckerei, Schriftgießerei, Stereotypie und Galvanoplastik, Notenstecherei und Buchbinderei mit 2 Dampfmaschinen (44 Pferdestärken), 63 Druck-, 7 Glättpressen. Zahl der beschäftigten Personen in allen Zweigen 492, für die freies Schulgeld für die Kinder in den Volksschulen gewährt wird. Ferner bestehen eine Hilfskasse mit Beiträgen der Besitzer, jedoch zu freier Verfügung der Arbeiter, und eine Kantine mit unentgeltlicher Milchabgabe. Das Haus hat Zweigniederlassungen in Brüssel (seit 1883), London (1890), Neuyork (1891), Vertretungen in Paris, Amsterdam, Barcelona, Mailand. – Vgl. Mitteilungen der Musikalienhandlung B. & H. (Nr. 1‒32; seit Sept. 1876), Musikalischer Monatsbericht derselben (seit Jan. 1890).

Breitling, Fischart, s. Sprotte.

Breitlingsee, s. Warnow.

Breitnasen (Platyrrhini), Unterordnung der Affen (s. d.).

Breitsäemaschine, eine Säemaschine, welche die Saat breitwürfig, ähnlich wie bei der Handsaat über den Acker ausstreut.

Breitschwanzloris (Domicella Wagl.), kleinere Papageien von gedrungenem Körperbau und lebhaft gefärbtem Gefieder. Die 23 Arten dieser Gattung bewohnen Neuguinea, die Molukken und andere benachbarte Inseln. In den Zoologischen Gärten und bei den Vogelhändlern trifft man gewöhnlich den Gelbmantellori (Domicella garrula L.) und den Erzlori (Domicella atricapilla Wagl.), beide in der Hauptsache rot und grün gefärbte Vögel. Jener hat gelben Rücken, dieser schwarzen Oberkopf. Man füttert sie mit gezuckertem Weichfutter, Ameiseneiern, Eierbrot und saftigen Früchten; daneben auch mit Sämereien. Das Paar wird mit 70‒100 M. bezahlt.

Breitwaschmaschine, s. Appretur (Bd. 1, S. 761 b).

Breitwürfige Saat ist die gleichmäßige Ausstreuung des Saatkorns über das Feld mittels der Hand oder Maschine, im Gegensatz zur Reihensaat oder zum Drillen, sowie zum Dibbeln oder zur horstweisen Saat.

Breiumschlag, s. Bähung; künstlicher B., s. Cataplasma arteficiale.

Brekĕlenkam, Quirin, holländ. Genremaler, geb. um 1620 zu Zwammerdam, war in Leiden thätig, wo er 1668 starb. In feiner, gemütvoller Weise und mit großer koloristischer Begabung stellte er schlichte Scenen aus dem Volksleben, Kücheninterieurs, Marktscenen u. s. w. dar.

Brelan (frz., spr. brölláng), s. Gilet.

Breloques (frz., spr. bröllóck), s. Berlocken.

Brem., bei zoolog. Bezeichnungen Abkürzung für Joh. Gottfr. Bremser (geb. 1767, gest. 1827 in Wien).

Brembāna, Val, s. Bergamasca.

Bremen, Insektenfamilie, s. Bremsen.

Bremen. 1) Freie und Hansestadt, Bundesstaat des Deutschen Reichs (hierzu eine Karte), hat 255,56 qkm und umfaßt die Stadt B. (s. unten) mit 23,12 qkm, das Landgebiet (226,33 qkm) und die Hafenstädte Vegesack (s. d.) und Bremerhaven (s. d.) mit zusammen (1890) 179714 E., darunter 170046 Evangelische, 7729 Katholiken, 960 Israeliten und 979 Dissidenten. 1885 wurden gezählt 165628 (79469 männl., 86159 weibl.) E. Die Bevölkerung gehört dem niederdeutschen Stamme an; ihre Mundart ist plattdeutsch.

Lage, Bodengestaltung, Bewässerung. Das Bremer Gebiet grenzt im SW. und W. an das Großherzogtum Oldenburg, auf den andern Seiten an die Provinz Hannover; Vegesack und Bremerhaven werden auf der Landseite von der Provinz Hannover umgeben. Der südl. und südöstl. Teil des Landgebietes liegt einige Meter über, der größere nordwestl. Teil unter dem Nullpunkt des Bremer Brückenpegels (an der tiefsten Stelle fast 2 m). Längs des rechten Weserufers läuft eine Dünenkette (bis zu 10 m Höhe). Der Boden ist teils Sandland (Vorgeest), teils Flußmarsch, Hochmoor findet sich nur in der äußersten nordwestl. Ecke. Die niedrige Lage hat seit alter Zeit (12. Jahrh.) die Eindeichung der Weser, Lesum oder Wumme und Ochtum, sowie ein künstliches System von Gräben und Sielen zur Entwässerung nötig gemacht. Als dieses nicht mehr genügte, wurden (seit 1610) Wasserschöpfmühlen, neuerdings (seit 1864) Entwässerungsanlagen mit Dampfbetrieb hergestellt. Einige Feldmarken werden planmäßig mit Ochtum- und Wummewasser bewässert. Vom Gesamtflächenraum des Gebietes sind 7550 ha Gärten, Acker- und Wechselland, 8120 Wiesen, 5410 Weiden, 260 Holzung und 268 ha Ödland.

Der gesamte Ernteertrag belief sich (1891) auf 4,923 Mill. M., davon auf Getreide 1046000, Hackfrüchte 613000, Heu und Stroh 2,750 Mill. M. Der Viehbestand betrug 5469 Pferde, 14814 Rinder, 11177 Schweine, 4328 Ziegen. Das Klima ist infolge der Nähe der See feucht, im Sommer kühl, im Winter milde.

Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung ist republikanisch. Träger der Staatsgewalt sind der Senat und die Bürgerschaft. Der Senat besteht nach der Verfassung von 1854 aus 18, seit 1884 aus 16 nach einem sehr verwickelten Verfahren auf Lebenszeit gewählten Mitgliedern, von denen 10 Rechtsgelehrte, 5 (3) Kaufleute sein müssen. Der Senat wählt alle 2 Jahre aus seiner Mitte einen Bürgermeister auf 4 Jahre, sodaß stets zwei Bürgermeister fungieren, unter denen das Präsidium im Senat jährlich wechselt. Die Bürgerschaft besteht aus 150 auf 6 Jahre gewählten Vertretern der Staatsbürger, von denen alle 3 Jahre die Hälfte ausscheidet. Der Gelehrtenstand wählt 14 Vertreter, die Mitglieder des Kaufmannskonvents 42, des Gewerbekonvents 22, die übrigen Bürger der Stadt 44, Vegesack 4, Bremerhaven 8, die Landbewohner 16. Im allgemeinen liegt dem Senat die Staatsverwaltung ob, für deren einzelne Zweige, z. B. für Reichs- und auswärtige Angelegenheiten, Unterrichtswesen, Schiffahrtsangelegenheiten, besondere Kommissionen bestellt sind. Jedoch ist auf wichtigen Gebieten die Bürgerschaft zu einer Mitwirkung berufen. Diese erfolgt durch die aus Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft gebildeten Deputationen, in denen sich der eigenartige Charakter der bremischen Selbstverwaltung ausprägt. Solche Deputationen sind namentlich für die Finanzen, das Bauwesen, die Häfen und Eisenbahnen, die Schulen eingerichtet. Der Staat hat eine Stimme im Bundesrat und sendet einen Abgeordneten (seit Juni 1893 Freese, freisinnige Vereinigung) in den Reichstag. Die 20 Landgemein- ^[folgende Seite]