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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brigitta - Bril

und nach veröden und das ganze Organ schließlich um die Hälfte und noch mehr seines normalen Volumens reduziert wird (sog. Schrumpfnieren, Nierenschrumpfung oder Granularatrophie der Nieren). In der Regel befällt diese Krankheit beide Nieren zugleich und verursacht dann teils allgemeine Wassersucht (Brightscher Hydrops) infolge der wässerigen, eiweißarmen Beschaffenheit der Blutflüssigkeit, teils Zurückhaltung des Harnstoffs im Blute (Harnvergiftung, Urämie) infolge der mehr oder minder vollkommenen Verstopfung der Harnkanälchen. Der Verlust an Eiweißstoffen, welchen der Körper bei der Brightschen Nierenkrankheit erfährt, ist bisweilen außerordentlich beträchtlich; bei manchen Kranken beträgt er im Durchschnitt täglich 15-20 g. Die Krankheit tötet daher häufig, oft ziemlich schnell (akute B. K.), zumeist unter den Erscheinungen der Harnvergiftung (s. d.); sie kann sich aber auch jahrelang hinausziehen, sobald noch einige Partien der Nieren zur Harnabsonderung fähig bleiben (chronische B. K.).

Die B. K. entsteht am häufigsten nach starken Erkältungen oder Durchnässungen der Haut, kommt aber auch häufig als Nachkrankheit des Scharlachfiebers (Scharlachwassersucht), der asiat. Cholera, nach Typhus, im Gefolge von Krebs, von Herzkrankheiten, bei Säufern, nach Quetschungen der Lendengegend, Mißbrauch starker harntreibender Mittel u. s. w. vor. Man erkennt sie durch Kochen des Harns (s. Eiweißharnen) und andere chem. Prüfungen seines Eiweißgehalts. Außer den Erscheinungen der Wassersucht, welche zumeist mit Anschwellungen der Augenlider und der Knöchel beginnt, findet man bei solchen Kranken gewöhnlich eine ausfallende Blässe und Abmagerung, Verminderung, selbst Unterdrückung der Harnabsonderung, zeitweilige Schmerzen in der Nierengegend, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, Verdauungsstörungen (Appetitlosigkeit, Erbrechen), Verminderung, ja selbst völliges Erlöschen des Sehvermögens u. s. w. Die Behandlung ist schwierig und erfordert je nach den verschiedenen Stadien der Krankheit ein verschiedenes Verfahren. Im allgemeinen ist außer einem streng geregelten diätetischen Verhalten, körperlicher Ruhe und dem Fernhalten jedweder, die Nieren irritierender Schädlichkeit von einer methodischen Anregung der Hautthätigkeit durch heiße Bäder mit nachfolgendem Einschlagen des Körpers in wollene Decken, sowie von der Darreichung harntreibender und die Darmschleimhaut reizender Mittel das meiste zu erwarten; die drohende Blutverarmung ist durch reichlichere Zufuhr eiweißhaltiger Nahrung, durch Eisen- und Chinapräparate zu bekämpfen. Nierenkranke sollen sich ängstlich vor Erkältungen hüten, stets wollene Unterkleider tragen sowie bei rauhem Wetter und in der Abendluft nicht ausgehen. Vielen Kranken bekommt eine methodische Milch- oder Buttermilchkur vortrefflich. Treten Krämpfe oder andere gefahrdrohende Erscheinungen der Harnstoffvergiftung des Blutes ein, so kommen Eisumschläge auf den Kopf, stark abführende sowie anästhetische Mittel, vorzüglich Chloralhydrat und Chloroform, in Anwendung. - Vgl. Frerichs, Die Brightsche Nierenkrankheit (Braunschw. 1851); Bamberger, über Morbus Brightii (Lpz. 1879); Wagner, Der Morbus Brighttii (3. Aufl., ebd. 1882).

Brigitta (richtiger Brigida), irländ. Heilige, gest. 523, gründete mehrere Klöster (eins zu Kildare), hauptsächlich zur Erziehung von Mädchen; Gedächtnistag 1. Febr. Der nach ihr genannte, aber schwerlich von ihr gegründete Brigittenorden verbreitete sich über viele Klöster, in denen überall zu Ehren der angeblichen Stifterin ein ewiges, heiliges Feuer, das Brigittenfeuer, unterhalten wurde, bis der Brauch als ein heidnischer im 13. Jahrh. bischöflich verboten wurde. Auch auf das Festland kam der Orden und wurde hier häufig mit dem aus Schweden stammenden Orden der heil. Birgitta, die auch B. genannt wird (s. Birgittenorden), verwechselt.

Brigittenau, Vorstadt von Wien (s. d.), 2. Bezirk.

Brigittenorden, s. Brigitta und Birgittenorden.

Brignoles (spr.brinjóll), getrocknete Pflaumen, s. Brünellen.

Brignoles (spr. brinjóll, lat. Brinonia). 1) Arrondissement im franz. Depart. Var, hat 1973,95 qkm, (1891) 52 530 E., 54 Gemeinden, und zerfällt in die 8 Kantone Barjols (287,69 qkm, 6625 E.), Besse (203,13 qkm, 8147 E.), B. (236,00 qkm, 9246 E.), Cotignac (178,75 qkm, 7260E.), Rians (345,69 qkm, 6163 E.), Rocquebrussanne (214,19 qkm, 3935 E.), S. Maximin (302,02 qkm, 7754 E.), Tavernes (206,48 qkm, 3350 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements B. im franz. Depart. Var, in dem korn- und weinreichen Thale des Carami, einer der gesundesten Orte der Provence, an der Linie Gardannes-Carnoules der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 4158, als Gemeinde 4811 E., Post und Telegraph, ein kleines geistliches Seminar in einem ehemaligen Templerhause, Zellengefängnis, Hospiz, eine Kirche mit Reliquien des heil. Ludwig von Anjou und ein Unterpräfekturgebäude, einst Palast der Grafen von Provence. Die Stadt besitzt Lohgerbereien, Seidenspinnereien und Ziegelbrennereien und Handel mit Getreide, Wein, Branntwein, Liqueur, Olivenöl, Orangen und andern Südfrüchten, besonders aber mit eingemachten oder getrockneten Pflaumen oder Brünellen.

Brigue (spr. brigh), schweiz. Ort, s. Brig.

Briguieren (frz., spr. brigie-), eifrig (namentlich auf Umwegen, durch Vermittelung anderer Personen oder mit unerlaubten Mitteln) um etwas werben; etwas erschleichen.

Brihaspati, andere Schreibung für Brhaspati, s. Brahmanaspati.

Brihuega, Bezirksstadt in der span. Provinz Guadalajara in Neucastilien, am rechten Ufer des durch den Jarama zum Tajo fließenden Tajuña, hat Ruinen einer alten Festung, (1887) 3685 E. und eine aus den Zeiten Ferdinands VI. und Karls III. stammende, jetzt fast ganz unthätige Tuchfabrik. In B. fiel der engl. General James Stanhope 1710 in franz. Gefangenschaft.

Briketts, s. Preßkohlen.

Brikolieren (frz.), s. Billard.

Brikolschuß, derjenige Schuß, mittels dessen eine Kanonenkugel schräg unter einem spitzen Winkel gegen eine Mauer so abgeschossen wird, daß sie von derselben abprallt und dann seitwärts unter entsprechendem Winkel ihre Bahn fortsetzt, um gegen eine andere, nach rückwärts gelegene, also der unmittelbaren Beschießung durch ihre Lage entzogene Mauer wirksam zu werden. Diese Schußart wurde zuerst 1644 bei der Belagerung von Gravelines angewendet, und man bediente sich derselben gegen gemauerte Werke mit zurückgezogenen Flanken, denen man von vorn nicht beikommen konnte. Der Erfolg eines B. war aber stets sehr zweifelhaft.

Bril, Mattijs, niederländ. Maler, geb. 1550 zu Antwerpen, gest. 1584 in Rom, ging früh nach