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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brockengespenst; Brockenstärke; Brockes; Brockhaus, F. A.

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Brockengespenst - Brockhaus, F. A.

sog. Brockengespenst, d. h. die bei Sonnenuntergang auf eine östl. Nebelwand geworfenen Schattenbilder von Häusern und Menschen. Der B. ist auch in botan. Hinsicht interessant, denn außer verschiedenen Orchisarten sind hier zu finden: Cetaria islandica Ach. (Isländisches Moos, s. d.), auch Brockenmoos genannt, die Anemone alpina L. oder Brockenblume, Empetrum nigrum L. oder Brockenmyrte, die Linnaea borealis L., Geum montanum L. oder Bergnelkenwurz u. s. w. Eine besondere Rolle spielt in dieser Beziehung das sog. Schneeloch, eine tiefe Kluft, in der man im Hochsommer die botan. Erzeugnisse aller Jahreszeiten vereint antrifft. Neuerdings hat man mit Erfolg zu Göttinger Universitätszwecken alpine Pflanzen auf dem B. kultiviert. Wirtschaftliche Bedeutung haben die zwischen den Höhen des Brockengebirges liegenden, muldenförmigen Torfmoore. Eine solche, mehrere Kilometer breite, sumpfige, mit Moos und Heide bedeckte und mit Felstrümmern übersäete Torffläche ist das Brockenfeld, das über 900 m hoch südwestlich vom Gipfel gelegen ist. Außer verschiedenen Fußwegen führen zwei Fahrstraßen hinauf, die eine von Schierke aus dem Bodethal, die andere von Ilsenburg aus. - Vgl. Heyse, Zur Geschichte der Brockenreisen (5. Aufl., Harzburg 1891; enthält auch eine vollständige Übersicht der Brockenlitteratur); Harweck-Waldstedt, Brockenbuch. Führer (2 Tle., ebd. 1888); Pröhle, Brockensagen (ebd. 1888); Aßmann, Winterbilder vom B. (Magdeb. 1884).

Brockengespenst, s. Brocken und Nebeldilder.

Brockenstärke, s. Stärkemehl.

Brockes, Barthold Heinr., Dichter, geb. 22. Sept. 1680 zu Hamburg, Sohn eines Kaufmanns, studierte 1700-2 zu Halle die Rechte, bereiste Italien, die franz. Schweiz und Holland und vollendete seine Studien in Leiden; 1704 kehrte er in die Heimat zurück, wo er 1714 mit König und Richey die "Teutschübende Gesellschaft" und 1716 die "Patriotische Gesellschaft" stiftete, die bis 1748 bestand und den "Patriot" (4 Bde., 1724-26) herausgab. B. ward 1720 Ratsherr und war 1735-41 Amtmann in Ritzebüttel, wo er den nach ihm benannten Park erschuf; zuletzt Befehlshaber des Bürgermilitärs, Protoscholarch und kaiserl. Pfalzgraf, starb er zu Hamburg 16. Jan. 1747. Seine Gedichtsammlung "Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in physikalisch- und moralischen Gedichten" (9 Bde., Hamb. 1721-48; Auswahl von Stiehler, Lpz. 1887) enthält religiöse Naturbetrachtungen, vom theol.-rationalistischen Utilitätsstandpunkte aus, aber von poet. Gefühl für das Kleinleben der Natur anmutig belebt. Er will durch seine in reinem, schwulstlosem Ausdruck vorgetragenen Naturschilderungen zur Achtung vor Gottes Größe und Dankbarkeit für seine Güte stimmen. In diesem schlichten Natursinn lag seine dichterische Bedeutung. Auch als Übersetzer, besonders von Thomsons "Jahreszeiten" (Hamb. 1745) und vom "Bethlehemitischen Kindermord" (1715 u. ö.) Marinis, war er nicht ohne Verdienst. B.' Selbstbiographie gab Lappenberg in der "Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte", Bd. 2 (Hamb. 1847), mit Zusätzen beraus. - Vgl. Brandl, Bartbold Heinr. B. (Innsbr. 1878).

Brockhaus, F. A., Verlagsbuchhandlung mit Buckdruckerei und andern graphischen Zweigen in Leipzig nebst Zweigniederlassungen in Berlin, Wien, Paris und London. Sie wurde 15. Okt. 1805 von Friedrich Arnold B. (s. d.) in Amsterdam als Verlags- und Sortimentsbuchhandlung gegründet unter der Firma "Rohloff & Comp.", die 1807 in "Kunst- und Industriecomptoir" geändert wurde. 1811 wurde nach Verkauf des Sortiments der Verlag nach Altenburg verlegt und seit 15. Jan. 1814 dafür die Firma "F. A. Brockhaus" gewählt. Ostern 1818 fand die Übersiedelung nach Leipzig statt und Anfang desselben Jahres wurde mit dem Geschäft eine Buchdruckerei verbunden, die wegen der Innungsverhältnisse zunächst die Firma "Zweite Teubnersche Buchdruckerei" führte. Die Thätigkeit in Holland bestand in der Herausgabe der Holland. Litteraturblätter "De Ster" ("Der Stern") und "Amsterdamsch Avond-Journal", die beide unterdrückt wurden, der deutschen Monatsschrift: Cramers "Individualitäten" (1806-7), der franz. Vierteljahrsschrift: "Le Conservateur" (1807-8), im Verlag von Werken der strengen Wissenschaft, Politik und schönen Litteratur, z. B. von Sprengel, Villers, Massenbach, Baggesen, Öhlenschläger.

Zum Hauptunternehmen des Hauses wurde das "Konversations-Lexikon" (s. d.), das B. 1808 während eines Besuches der Leipziger Messe gekauft hatte. Es war 1796 von Dr. Löbel und Advokat Francke begonnen worden, dann nach und nach an vier weitere Besitzer übergegangen, ohne aber über den Buchstaben S hinaus gebracht worden zu sein. B. beendete die erste Auflage 1809-11 mit Hinzufügung zweier Supplementbände. Gleich im folgenden Jahre begann er eine neue gänzlich umgearbeitete Auflage des Werkes herauszugeben, die er selbst redigierte. Der Erfolg war überraschend; es folgten zu seinen Lebzeiten noch vier weitere Auflagen; Umfang und Zahl der Bände wurden immer größer. Das Verdienst B.' besteht darin, daß er in dem verunglückten Unternehmen seiner Vorgänger den Stoff zu einem Volksbuch erkannte und es durch seine Energie und geschickte Leitung auch wirklich zu einem solchen machte. Das "Konversations-Lexikon" ist seitdem zu einem der wichtigsten Typen des Büchermarkts aller Länder geworden.

Seit seiner Übersiedelung nach Deutschland verlegte B. ferner: das Taschenbuch "Urania" (seit 1810); die "Deutschen Blätter" (14. Okt. 1813 bis Mai 1816); die "Zeitgenossen" (seit 1816); Okens "Isis" (seit 1817); "Hermes, oder kritisches Jahrbuch der Litteratur" (seit 1819), seit 1820 von A. selbst redigiert; das ebenfalls von ihm herausgegebene "Litterarische Konversationsblatt" (seit 1820, die Fortsetzung des von Kotzebue 1818 begründeten "Litterarischen Wochenblattes", seit 1826 "Blätter für litterar. Unterhaltung" [s. d.]); außerdem noch eine große Anzahl von Werken aus fast allen Zweigen der Litteratur von Ebert, Ersch, Hasse, Hormayr, Krug, W. Müller, Puchelt, F. von Raumer ("Geschichte der Hohenstaufen"), A. Schopenhauer, Johanna Schopenhauer, Steffens, Voß' Shakspeare-Übersetzung u. a.

Nach dem Tode des Gründers (1823) übernahmen das Geschäft seine Söhne Friedrich B., geb. 23. Sept. 1800 in Dortmund, Leiter der Buchdruckerei schon seit 1819, gest. 24. Aug. 1865 in Dresden, und Heinrich B., anfangs gemeinsam (bis Ende 1849), dann Heinrich B. allein. Letzterer, geb. 4. Febr. 1804 in Amsterdam, erwarb sich vorwiegend durch unermüdliches Selbststudium und auf zahlreichen und weiten Reisen eine umfassende Bildung und praktische Weltkenntnis. Er war 1842-48 Mitglied der sächs. Zweiten Kammer als Vertreter