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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brockmannen; Brockton; Brockville; Brod; Brodem; Broderie; Brodsky; Brodwig; Brody; Brodzinski

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Brockmannen - Brodzinski

Österreich umher, debütierte 1768 bei der Kurzschen Gesellschaft und kam nach Kreuz- und Querzügen 1771 nach Hamburg, wohin ihn Schröder gezogen hatte, unter dessen Leitung er seine Ausbildung glänzend vollendete. Besonders begründete er seinen Ruf als erster deutscher Hamlet (1776). Von Joseph II. 1778 mit 2000 Fl. Gehalt nach Wien berufen, wurde er bald der Liebling des Publikums. 1789-91 war er Direktor des Burgtheaters. Um 1800 trat er ins Fach der Väter über, der komischen wie tragischen, die er gleich vollendet spielte. Er starb 12. April 1812 zu Wien.

Brockmannen, s. Brokmannen.

Brockton (spr. brockt'n), Stadt im County Plymouth des nordamerik. Staates Massachusetts, südlich von Boston, hat (1890) 27 294 E., bedeutende Stiefel- und Schuhfabriken.

Brockville (spr. -will), Stadt in der Provinz Ontario des Dominion of Canada, links am St. Lorenzstrom, an der Bahn Grand Trunk, die hier über Arnprior mit der Canad. Pacificbahn und mit dem Bahnsystem des Staates Neuyork in Verbindung steht, hat (1891) 8793 E., starken Schiffsverkehr, lebhaften Handel, Fabrikation von Chemikalien, sowie nahebei Eisenerzgruben und eine Salzquelle.

Brod (Gebäck), s. Brot und Brotbäckerei.

Brod, auch Brood (als Ortsname bei den Slawen häufig, entspricht dem deutschen Furt), Stadt und Festung im Komitat Požega in Kroatien-Slawonien, in der vormaligen slawon. Militärgrenze, links der Save, an den Linien Dálja-Vinkovce-B.-Bosnisch-B. und Sissek-Sunja-B. (130 km) der Ungar. Staatsbahnen, ist Station der auf der Save bis Sissek stromaufwärts verkehrenden Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft, hat (1890) 4988 E., teils röm.-kath. Kroaten, teils griech.-kath. Serben, darunter 718 Deutsche, in Garnison (358 Mann) das 2. Bataillon des 70. ungar.-kroat. Infanterieregiments "Freiherr von Philippovic", Post, Telegraph, ein Platzkommando, ein Bezirksgericht, eine Bürgerschule, eine Salzniederlage und Handel mit Bosnien. Über die Save führt bei B. die 1880-83 vom österr. Kriegsärar erbaute eiserne Eisenbahn- und Straßenbrücke. B. liegt an der Stelle des röm. Marsonia, dessen Name noch in der Benennung des nahen großen Sumpfs Mrsonja erhalten ist. Von B. aus begann 29. Juli 1878 der Einmarsch der österr. Occupationstruppen nach Bosnien. - Der Festung gegenüber, rechts der Save, die Stadt Bosnisch-(Türkisch-)Brod im Bezirk Dervent des Kreises Banjaluka in Bosnien, mit (1885) 1336 E. (605 Mohammedaner, 214 Griechisch-Orthodoxe, 451 Katholiken und 62 Israeliten). Hier beginnt die Bosna-Eisenbahn (s. d.) nach Serajewo.

Brod., hinter wissenschaftlichen Tiernamen Abkürzung für William Brodwig, engl. Naturforscher und besonders Konchyliolog, geb. 1789, gest. 1859. Von ihm u. a. "Leaves from the notebook of a naturalist" (Lond. 1852).

Brodem, Brodel, Broden, der von kochenden oder wenigstens heißen wässerigen Flüssigkeiten aufsteigende Dunst oder Dampf; im Bergwesen heißt B. jede metallische Ausdünstung.

Broderie (frz.), gestickte Stoffe, Stickerei (s. d.).

Brodsky, Pseudonym des czech. Schriftstellers Jos. Václav Frič (s. d.)

Brodwig, William, s. Brod.

Brody. 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1879,29 qkm, (1890) 130 707 (64 302 männl. und 66 405 weibl.) E., darunter 25 486 Katholiken, 79 098 Griech.-Unierte, 353 Armenisch-Orientalische und 25 740 Israeliten; ferner 18 609 Häuser und 26 702 Wohnparteien in 103 Gemeinden mit 285 Ortschaften und 97 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke B., Lopatyn und Załosce. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft B., 90 km nordöstlich von Lemberg, unfern der russ. Grenze des ehemaligen Volhynien, in einer waldumgrenzten, sumpfigen Ebene, an der Zweiglinie Krasne-B. (42 km) der ehemaligen Galiz. Karl-Ludwigsbahn, jetzt Österr. Staatsbahn, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts (630 qkm, 42 Gemeinden, 117 Ortschaften, 37 Gutsgebiete, 62 927 E.), einer Finanzbezirksdirektion, eines Hauptzoll-, eines Steueramts- und einer Handels- und Gewerbekammer, hat (1890) 17 534 meist deutsche E., darunter zwei Drittel Israeliten, in Garnison (519 Mann) das 30. galiz.-bukowin. Feldjägerbataillon und die 2. Eskadron des 13. galiz. Ulanenregiments "Graf Nostitz-Rieneck"; Post, Telegraph, fünf Vorstädte, breite Straßen, meist steinerne, mit Blech eingedeckte Häuser, mehrere Marktplätze, wie den Ring- oder Altmarkt, den Schloß- und Neumarkt, ein altes Schloß mit Garten, das dem Grafen Młodecki gehört, und drei Hauptkirchen, eine hübsche Synagoge, ein Staats-Oberrealgymnasium, eine höhere Mädchenschule, eine kath. und eine israel. Hauptschule, ein Armen- und ein Krankenhaus und ein israel. Hospital; ferner eine Dampfmühle und Garnspinnerei. B. ist die erste Handelsstadt Galiziens und bildet im Verkehr den großen Tauschplatz zwischen Österreich-Ungarn und Rußland. Über 20 Groß- und mehr als 200 kleinere Handlungen, fast nur in israel. Händen, betreiben Geschäfte in Getreide, Pelzwerk, Wolle aus Rußland, Baumwolle, Seidenwaren, oberösterr. Sensen, Leder, Juwelen und Perlen, Borsten und Federn. - B. wurde 1584 von dem Woiwoden Stanislaus Zolkiewski gegründet, 1684 zur Stadt erhoben und war 1779-1879 Freihandelsstadt. Nach der Aufhebung des Freihandels hat der Handel gelitten und seit der Eisenbahnverbindung über Tarnopol auch der Handel von Rohprodukten mit Rußland abgenommen.

Brodzinski, Kazimierz, poln. Dichter, geb. 8. März 1791 zu Krolówka im Kreis Bochnia, trat 1809 zu Krakau in die poln. Artillerie, zog 1812 mit den Franzosen gegen Rußland, wurde in der Schlacht bei Leipzig gefangen genommen, auf Ehrenwort entlassen und lebte in Krakau, dann in Warschau. Seit 1818 erteilte er Unterricht in der poln. Litteratur im Piaristenkonvikt auf Zoliborz zu Warschau, wurde 1821 Professor am Lyceum und 1826 Professor der poln. Litteratur an der Universität. Er starb 10. Okt. 1835 zu Dresden. Seine "Ländlichen Gesänge", in denen der volkstümliche Ton trefflich wiedergegeben war, erschienen 1811 in Krakau. Durch seine Gedichte, unter denen das idyllische, in der Anlage dem Goetheschen "Hermann und Dorothea" nachgeahmte Epos "Wiesław" (deutsch von Schönke, Posen 1867, und in Nitschmanns "Poln. Parnaß") allgemeinen Beifall fand, besonders aber durch die in Zeitschriften erschienenen Abhandlungen trug er viel zum Siege der neuen romantischen Dichterschule bei. Eine Sammlung seiner Schriften erschien in 10 Bänden (Wilna 1842-44; neue Ausg. von Kraszewski, 8 Bde., Warsch. 1872-74). Deutsche Übersetzungen