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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bucerotĭdae; Buch

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Bucerotidae - Buch

wie später in Ulm und in Köln. In den Streitigkeiten zwischen Schweizern und Wittenbergern suchte B. besonders über das Abendmahl Formeln aufzustellen, die beide befriedigen sollten. Die auf dem Reichstage von Augsburg von den Reichsstädten Straßburg, Konstanz, Memmingen und Lindau überreichte "Confessio tetrapolitana" war von B. verfaßt. 1536 brachte er die sog. Wittenberger Concordia, eine Verständigung mit Luther über die Abendmahlslehre, zu stande. Weil er sich beharrlich weigerte, das Interim zu unterzeichnen, wurde seine Lage in Straßburg immer mißlicher. Er folgte deshalb 1549 der Einladung des Erzbischofs Thomas Cranmer (s. d.), ihn bei der Einführung der Reformation in England zu unterstützen, und wurde für die Erklärung des Neuen Testaments an der Universität zu Cambridge angestellt. Doch schon 27. Febr. 1551 starb er. 1892 ließ das Kapitel des Thomasstiftes in der Kirche St. Thomä zu Straßburg zu seinem Andenken ein Denkmal errichten. B.s bestes Werk ist eine Übersetzung und Erläuterung der Psalmen, die er unter dem Namen Aretius Felinus (Straßb. 1529) herausgab. Von Huberts Gesamtausgabe erschien nur ein Band (Bas. 1577). - Vgl. Baum, Capito und Butzer, Straßburgs Reformatoren (Elberf. 1860); Briefwechsel Landgraf Philipps des Großmütigen mit B., hg. von Lenz (3 Bde., Lpz. 1880-91); Zur 400jährigen Geburtsfeier Martin Butzers (Straßb. 1891).

Bucerotĭdae, s. Nashornvögel.

Buch, eine Anzahl zu einem Ganzen verbundener Blätter oder Bogen Papier, gleichviel ob weiß, beschrieben oder bedruckt; doch wird man meist unter B. heute die Vereinigung gedruckter Blätter zu einem Ganzen verstehen. Das Wort, das sich in allen german. Sprachen (altsöchs. bôk; althochdeutsch buok; engl. book; altnord. bók) findet, bedeutet im Singular ursprünglich den einzelnen Buchstaben, im Plural einen Komplex von Buchstaben, Geschriebenes. Abgeleitet ist das Wort wahrscheinlich von "Buche", da die Germanen die ältesten Schriftzeichen in Buchenrinde einzuritzen pflegten, obgleich diese Ableitung neuerdings angefochten ist. Ähnlich hatten die Römer das Wort liber, das soviel wie Bast bedeutet, und die Griechen nannten ein B. biblos (byblos, biblion, byblion), eigentlich der Name für Papyrusstaude (s. Papyrus) und deren Bast. Es deutet also das Wort B. immer zurück auf das ursprüngliche Material, auf das in längstvergangenen Zeiten geschrieben und das zum sichtbaren Ausdruck und zur Verbreitung der Gedanken benutzt wurde. Die B. der Alten, meist auf jenes schöne Material geschrieben, das man aus dem feinsten Baste der ägypt. Papyrusstaude bereitete, waren, nachdem man die einzelnen Streifen dieses Materials aneinander geleimt, um einen Cylinder gerollt und hießen daher Volumina, Rollen. (S. Papyrusrollen.) Nimmt man das Wort B. im heutigen Sinne als eine Anzahl zusammengebundener Blätter, so ist das älteste B. der Welt wohl der nach seinem Auffinder benannte "Papyrus Prisse", der sich jetzt in der Nationalbibliothek zu Paris befindet. Der Fundort war ein Grab der elften Dynastie in den Ruinen von Theben. Bei den Griechen und Römern war die Buchproduktion, ja sogar der Buchhandel schon sehr entwickelt. Die B. wurden von Sklaven abgeschrieben, vervielfältigt und auf öffentlichen Plätzen verkauft, und bereits vor 2000 Jahren wurden die Werke der großen griech. Schriftsteller Homer, Herodot, Pindar, Plato, Aristoteles u. s. w. in zahllosen Kopien abgeschrieben und fanden weithin Absatz. Bei den Römern entwickelte sich das Abschreiben der B. durch Schreiber (Scribae) zu einer umfangreichen Industrie, und die Werke von Virgil, Horaz, Ovid, Martial u. s. w. waren überall bekannt. Nächst dem Papyrus benutzte man das Pergament (Membrana), das namentlich seit dem 7. Jahrh. das ausschließliche Schreibmaterial wurde, weil der Papyrus nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber nicht mehr zu bekommen war. Es ward vorzugsweise zusammengebrochen und ähnlich wie unsere B. gebunden oder wenigstens übereinander gelegt; auf diese Weise bildete es die sog. Codices. Da das Pergament kostspielig war, rieb man die schon gebrauchten Blätter mit Bimsstein ab, um sie wieder benutzen zu können. (S. Palimpsest.) Das Baumwollpapier, erst seit dem 9. Jahrh. gebräuchlich, wurde durch das Leinenpapier im 13. Jahrh. verdrängt. Die Alten statteten ihre B. mit mancherlei Zierat aus. Den Papyrus beschrieb man nur auf einer Seite; die dazu bereitete Schwärze (Atramentum), die sich auf manchen in Herculanum gefundenen Rollen sehr gut gehalten hat, wurde mit dem Rohre (Calamus, s. d.) aufgetragen. Die Rückseite wurde mit Safranfarbe oder Cedernöl gefärbt. Durch den Cylinder, um den die Rolle gewunden und woran sie an dem einen Ende befestigt war, wurde ein Stäbchen gesteckt, dessen beide Enden mit elfenbeinernen oder metallenen Knöpfen und Zieraten aller Art versehen waren. Die Ränder der Rolle wurden, nachdem man sie mit Bimsstein geglättet hatte, schwarz gefärbt, das Ganze aber in eine Rolle von purpurn- oder gelbgefärbtem Pergament, manchmal auch in einer Kapsel oder Lade von Cedernholz geborgen, woran der Titel des Werkes, auf einen schmalen Streifen Pergament mit hochroter Farbe geschrieben, zu lesen war. Aber auch die pergamentenen B. hatten ihre eigentümlichen Verzierungen, wie Miniaturbilder, purpurne Färbung des Pergaments, worauf man dann Buchstaben in Gold oder Silber setzte u. s. w. Der nach unserer heutigen Art gefertigte Einband wurde selbst mit schönen Elfenbein- und Metallarbeiten, ja mit geschnittenen und Edelsteinen ausgeschmückt; in späterer Zeit ward hiermit ein Luxus getrieben, den Hieronymus im 4. Jahrh. bitter tadelt. Im Anfange des Mittelalters vernichtete die hereinbrechende Verwilderung die Büchervorräte der alten Zeit; ja vom 7. bis 11. Jahrh. war sogar der Mangel an B. so groß, daß man oft in einer ganzen Stadt auch nicht ein einziges B. fand, und daß selbst reiche Klöster nichts als ein Meßbuch hatten. Auch diese Meßbücher des spätern Mittelalters zeichnen sich aus durch kunstvolle Einbände mit metallenen Verzierungen oder kunstreich ausgeschnittenen Lederdecken, die gegenwärtig von den Kunstmuseen sehr gesucht und geschätzt sind. Ausgezeichnete Exemplare besitzt z. B. das Germanische Museum in Nürnberg. Die noch auf die Gegenwart gekommenen ältesten Kataloge der Büchersammlungen einzelner Klöster sind Zeugnisse der äußersten Bücherarmut. Indes entwickelte sich bald auch an diesen Stätten jene oft sogar durch ausdrückliche Gesetze der Ordensregel gebotene Rührigkeit im Abschreiben der B., der man die Erhaltung so vieler Werke des Altertums verdankt. Am größten und gewaltigsten war freilich die durch die