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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buchara; Bucharei; Buchâri; Bucharly; Buchau

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Buchara (Stadt) - Buchau

Narrative of a mission to B. (2 Bde., Lond. 1845 u. ö.); Chanykow, Beschreibung des Chanats B. (russisch, Petersb. 1843; englisch von Bode, Lond. 1845); Lehmann, Reise nach B. und Samarkand (Petersb. 1852); Bámbéry, Reise in Mittelasien (Lpz. 1865; 2. Aufl. 1873), Ergänzungen u. d. T.: Skizzen aus Mittelasien (ebd. 1808); ders., Geschichte B.s (2 Bde., Stuttg. 1872); ders., Centralasien und die engl.-russ. Grenzfrage (Lpz. 1873); Wenjukow, Die russ.-asiat. Grenzlande (deutsch von Krahmer, ebd. 1874); Bonvalot, En Asie centrale (Par. 1884); Jaworskij, Reise der russ. Gesandtschaft in Afghanistan und B. (deutsch, 2 Bde., Jena 1885); Landsdell, Russ. Centralasien (Lpz. 1885); Moser, A travers l'Asie centrale (Par. 1886; deutsch, Lpz. 1888); Muschketow, Turkestan (russisch, Petersb. 1886); Proskowetz, Vom Newastrand nach Samarkand (Wien 1889); Heyfelder, B. an der Schwelle der neuen Zeit (in Petermanns "Mitteilungen", Bd. 35-36, 1889-90).

Buchara, Hauptstadt des Chanats B., liegt in einer von Wüsten umgebenen Oase im Thale von Miankale südlich des untern Serafschan und an der Transkaspischen Bahn, zwischen Obstwäldern, Gärten und Baumpflanzungen, hat 13 km Umfang, die Gestalt eines Dreiecks und ist von einer durch Türme flankierten Mauer (6 m hoch, 10 km lang), vor der ein nasser Graben liegt, eingeschlossen. Zahlreiche Kanäle und Wasserbecken versorgen sie mit Wasser. Sie hat enge, schmutzige Straßen, meist aus Lehm oder Backsteinen gebaute Häuser, eine Menge zum Teil prächtiger Moscheen mit hohen Minarets (über 160), über 140 Medresses und viele Karawanseraien, Bazare und Bäder. Die Zahl der Bewohner ist in der neuesten Zeit bis auf 75 000 gestiegen, größtenteils Bucharen oder Tadschik, außerdem Usbeken, Afghanen, Perser, Türken, Kalmücken, Israeliten u. s. w. Auf einem Hügel befindet sich der Palast des Emirs mit zwei hohen befestigten Türmen am Eingang, die die Citadelle bilden. Zu den schönsten Gebäuden der Stadt gehört die Moschee Mirgharab, ein Viereck, von 95 m Länge mit einer 32 m hohen Kuppel, mit glasierten Ziegeln von himmelblauer Farbe gedeckt; und neben ihr ein hohes Minaret aus zu mancherlei Figuren zusammengesetzten Ziegelsteinen, ferner das vom Chan Abdullah erbaute Schulgebäude Kokaltasch. Die Stadt gilt nächst Konstantinopel für den Hauptsitz des Islam, führt den Beinamen i-Scherif, d. h. der Heilige, war von jeher der Mittelpunkt der mittelasiat. Kultur und Bildung (die Zahl der hier Studierenden soll zur Zeit höchster Blüte gegen 10 000 betragen haben) und ist ein Haupthandelsplatz des innern Asien. Natur- und Kunstprodukte aus allen Gegenden Asiens werden hier feilgeboten. Auch bestehen zahlreiche Manufakturen für Seiden- und Baumwollwaren, grobe wollene Tücher, Filze, Leder, Seidenpapier, Holz- und Eisenwaren und gute Klingen. Die vorzüglichsten Handelsartikel, unter denen die russischen hervorragen, sind Früchte, Pferde, Esel, Pelzwaren (besonders gefärbte Lämmerfelle), Seidenzeuge, Baumwollwaren, Glas, Leder, Metallwaren, Papier, Moschus, Räucherwaren u. s. w. Der Verkehr erstreckt sich von hier bis nach China, Rußland, Indien, Iran, Chiwa, zu den Kirgisen, nach Kabul, Kaschmir und Kokan. Auch wurden in B. bedeutende Sklavenmärkte gehalten, auf denen die Turkmenen und Usbeken namentlich geraubte Perser verkauften. - B. gilt für das alte Trybaktra in Sogdiana im Westen von Marakanda, dem jetzigen Samarkand. Im 10. Jahrh. hatte sie 15 km im Umfang; 1209 wurde sie von den Kharezmern erobert und 1219 von Dschingis-Chan verwüstet. Sie blühte aber noch unter Timur, obwohl durch dessen Residenz Samarkand in Glanz und Reichtum überflügelt, wie früher unter der arab. Herrschaft als Mittelpunkt der Wissenschaft.

Bucharei, Chanat in Mittelasien, s. Buchara.

Buchâri oder Bochâri, Abu Abdallâh Mohammed ibn Ismâ'il al-, der berühmteste Sammler des mohammed. Hadith (s. d.), geb. 809 in Buchara, widmete sich schon in frühester Jugend dem Studium der mohammed. Überlieferungen, reiste in seinem 17. Jahre nach Medina (wo er ein geschichtliches Werk verfaßte) und Mekka, später, nachdem er in den heil. Städten die Vorträge bedeutender Lehrer gehört hatte, durch große Gebiete der mohammed. Welt und verkehrte mit den hervorragendsten Trägern der Hadithkenntnis. Auf diesen Studienreisen hatte er durch 16 Jahre ein gewaltiges Material gesammelt; die Mohammedaner sprechen von 600 000 Hadithen. Nach strengen Grundsätzen wählte er aus diesem Material 7275 Überlieferungen aus, die er nach Materien anordnete, in Kapitel einteilte und in einem Werke "Al-dschâmi'al-ßahîh" zusammenfaßte. Dies Werk wird unter den Mohammedanern nach dem Koran als das weihevollste angesehen, und manche Zeichen der Pietät und des Aberglaubens knüpfen sich an dasselbe. B. starb in Chartenk bei Buchara 869, wohin er sich aus seiner Vaterstadt wegen dogmatischer Verdächtigungen seitens des Emirs von Chorassan zurückziehen mußte; sein Grab ist Wallfahrtsort, an welchen sich allerlei Legenden knüpfen. Es existieren sehr viele orient. Ausgaben vom Werke des B. In Europa hat Ludolf Krehl, der auch zuerst (1850 in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft") eine ausführliche Charakteristik des Werkes lieferte, eine Ausgabe unternommen ("Le Recueil des traditions mahométans par el-Buchâri", 3 Bde., Leid. 1862-68); der letzte Band ist noch nicht erschienen. Unter den zahlreichen von mohammed. Gelehrten verfaßten Kommentaren ist der zugänglichste der von Al-Kastallâni (gest. 1517), welcher auch das Beste aus seinen Vorgängern verarbeitet hat und durch die Mitteilung der Textvarianten besonders wichtig ist; die beste Ausgabe des Textes und Kommentars erschien in 10 Bänden zu Bulak 1267; eine spätere Ausgabe in 10 Bänden 1285. - Vgl. Goldziher, Mohammed. Studien, 2. Bd. (Halle 1890).

Bucharly, s. Irtysch-Tataren.

Buchau, Stadt im Oberamt Riedlingen des württemb. Donaukreises, unweit des Federsees, hat (1890) 2275 (980 männl., 1295 weibl.) E., darunter 81 Evangelische und 345 Israeliten, Post, Telegraph, Obersteueramt, kath. Pfarrkirche, Synagoge, Latein- und Realschule, städtisches Spital und Krankenhaus; Tricot- und Baumwollwarenfabrikation. Die ehemalige Reichsabtei B., ein freiweltliches Frauenstift, bestand schon im 8. Jahrh. und kam 1803 mit der Stadt an den Fürsten von Thurn und Taxis, 1806 an Württemberg. - Vgl. Schöttle, Geschichte von Stadt und Stift B. (Waldsee 1884).

Buchau, czech. Bochov, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Luditz in Böhmen, 12 km südöstlich von Karlsbad, hat (1890) 1881, als Gemeinde 2091 deutsche E., Post, Telegraph, Bezirks-^[folgende Seite]