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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Buchdruckerkunst

schrift, welche gleichfalls in profanen Schriften gebraucht wurde, sowie die engl. Caxtons. Doch emancipierten sich auch die Drucker von der einfachen Nachahmung der Handschriften und führten die Druckschriften stilgerecht, namentlich mit Isolierung der einzelnen Buchstaben, durch. Aus der lat. Textschrift wurden alle regelmäßig runden und geradlinigen Buchstaben, aus der runden Schrift alle geschwungenen verbannt; so entstanden die gotische und die Antiquaschrift in ihren reinen Formen. Aus der deutschen Schrift bildete sich noch im 15. Jahrh. eine Schrift heraus, welche gegenwärtig unter dem Namen Schwabacher bekannt und viel gebraucht ist (vgl. Faksimile 8 aus einem Drucke Albrecht Dürers von 1498). – Mit demselben Eifer, mit welchem die mannigfachen Handschriften in lat. und modernen Sprachen vervielfältigt wurden, ging man auch an den Abdruck der griech. Handschriften. Das erste griech. Werk, des Laskaris griech. Grammatik, druckte Dionisio Paravisino 1476 zu Mailand; die treueste Nachahmung der griech. Handschriften mit ihrer Masse von Ligaturen lieferte Aldus Manutius in seinen zahlreichen Ausgaben griech. Autoren (s. Faksimile 9). Das erste gedruckte hebr. Werk erschien 1475 zu Reggio in Calabrien (s. Faksimile 10); eine in Soncino 1488 gedruckte hebr. Bibel zeigt bereits untergesetzte Vokale und Lesezeichen.

Für Musiknoten wurde zuerst der Raum leer gelassen, um sie mit der Feder einzuschreiben, später kamen sie als Holz- oder Metallschnitte vor (s. Musiknotendruck). Die Holz- oder Metallschnittillustration, die sich als Holzschnitt schon in Boners Fabelbuch (1461 gedruckt von Albr. Pfister) findet, war meist roh, auch wurde ein und derselbe Schnitt für verschiedene Darstellungen gebraucht, doch kamen auch gutgeschnittene Bilder vor. Initialen und Randverzierungen wurden anfangs mit der Hand eingezeichnet. Die Bücher mußten nach dem Druck erst vom Rubrikator mit Überschriften, Kapitelzahlen und großen Anfangsbuchstaben versehen und unter Umständen vom Illuminator ausgemalt werden, oder sie wurden unausgemalt billiger verkauft, damit der Käufer sie selbst ausmalen lasse; daher findet man in den Wiegendrucken (Inkunabeln) häufig an Stelle der Initialen leere Räume. Bald suchten auch hier die Drucker die Arbeit zu vereinfachen und druckten in Holz oder Metall geschnittene Initialen und Randleisten in ihre Bücher; schon das Psalterium von 1457 (s. oben) hat farbig eingedruckte Versal- ^[folgende Seite]

^[Fig. 7. Rewichsche deutsche Typen.]

^[Fig. 8. Schwabacher Typen von 1498.]

^[Fig. 9. Aus einem griechischen Drucke des Aldus Manutius.]

^[Fig. 10. Älteste hebräische Druckschrift.]