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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Buchdruckerkunst

hören: R. L. von Decker, dessen Hofbuchdruckerei nebst der 1851 errichteten preuß. Staatsdruckerei 1877 vom Deutschen Reiche angekauft wurde, Eduard Hänel, Breitkopf & Härtel, Giesecke & Devrient, J. Klinkhardt, J. G. Schelter & Giesecke, C. F. Tauchnitz, B. G. Teubner, F. A. Brockhaus, W. Drugulin, Benjamin Krebs, J. Ch. Bauer, Georg von Cotta, E. Vieweg, Dr. Heinr. Meyer, der Begründer des «Journals für B. in Deutschland», die k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien, Haase Söhne in Prag, die Schriftgießerei Flinsch in Frankfurt a. M., Haas in Basel, die Pariser Nationaldruckerei, Firmin Didot, Derriey, Duverger, Dupont, Plon, Claye, Lahure & Co. in Paris, Walter, der Eigentümer der «Times» in London, Caslon, Nelson in Edinburgh, W. I. Kelly in Neuyork, die kaiserlich russ. Expedition zur Anfertigung von Reichspapieren u. s. w.

Durch die Ausstellungen, durch die Leichtigkeit des Verkehrs und durch die Fachjournale, welche jetzt in allen Ländern erscheinen, werden neue Erfindungen, neue Schriften und Druckmethoden schnell bekannt und allgemein verbreitet. Dadurch schwinden die nationalen Eigentümlichkeiten, welche früher in Druckerzeugnissen bemerkbar waren, und die Konkurrenz nötigt zur Nachahmung der besten Muster. Für die Bedürfnisse der Wissenschaft wurde in ausgedehntester Weise gesorgt; die Stempelschneider des 19. Jahrh. kennen kein Hindernis, die Tausende von Zeichen, welche die chines. Schrift, die Hieroglyphen oder die moderne Stenographie erfordern, werden in Lettern hergestellt, es giebt keine Sprache der neuen und alten Zeit, welche nicht auf der Presse gedruckt werden könnte, und die besten Arbeiten occident. und orient. Kalligraphen werden als Vorlage benutzt und genau nachgebildet.

In der vielseitigen Gegenwart genügt die Typographie schon für mittelgroße Druckereien nicht mehr. Die von Senefelder 1796 erfundene Lithographie (s. d.) ist eine fast unzertrennliche Begleiterin der B. geworden, deren Schnellpresse auch für den lithographischen Druck eingerichtet worden ist. Mit der Gründung des «Penny Magazine» 1832, dem Erscheinen der «Illustrated London News», der «Illustration» und der «Illustrirten Zeitung» 1843 hat die Holzschneidekunst einen neuen Aufschwung gewonnen und liefert Kunstwerke, welche sich mit dem Kupferstich oder dem 1820 erfundenen Stahlstich messen. Die Chemitypie (s. d.) liefert billige Zeichnungen für den Hochdruck, und die Zinkhochätzung (s. d.) verbunden mit der Photographie liefert getreue Kopien jedweden Originals in beliebiger Größe für die Buchdruckerpresse. Der xylographische Farbendruck, der mit dem Congrevedruck (s. d.) seinen Anfang nahm, von Silbermann in Straßburg, Meyr in Paris, Naumann in Frankfurt gepflegt und von Knöfler in Wien zur höchsten Vollkommenheit gebracht wurde, wetteifert mit der vollendetsten Kunst der Miniaturmaler. Guillochiermaschine und Pantographie (s. Guillochieren) liefern Zeichnungen, welche in gleicher Ebenmäßigkeit von keiner Menschenhand ausgeführt werden können. Der von Auer erfundene Naturselbstdruck (s. d.) läßt von Pflanzen, auch von andern Gegenständen, z. B. Spitzen, unmittelbar druckfähige Kopien machen; der Kupferstich liefert Meisterwerke der Kunst zur Ausschmückung der Bücher; die Heliogravure reproduziert alte und neue Stiche in Originaltreue und der Lichtdruck vervielfältigt die photogr. Aufnahme. Die schwierigsten Probleme, welche das Papiergeld ^[Spaltenwechsel]

an die graphischen Künste stellt, um die Nachahmung unmöglich zumachen, werden durch das Ineinandergreifen dieser Künste gelöst (s. Banknotendruck).

Während durch diese Erfindungen die größern Buchdruckereien in polygraphische Institute verwandelt sind, hat andererseits in den großen Städten Nordamerikas bereits die Teilung der Arbeit auch in der Buchdruckerei stattgefunden; dort bestehen Offizinen, welche nur Satz und Stereotypie, andere, die nur Druck liefern, und endlich jene kleinen Apparate, welche gestatten, daß ein jeder Mensch sein eigener Drucker sein kann; dort ist die B. ein Gemeingut des Volks geworden, und sie dürfte es in Zukunft auch in andern Ländern werden.

Litteratur. Ⅰ. Zur Geschichte der Erfindung und ersten Ausbreitung der B.: C. A. Schaab, Geschichte der Erfindung der B. (3 Bde., 2. Ausg., Mainz 1855); J. Wetter, Kritische Geschichte der Erfindung der B. (ebd. 1836); Aug. Bernard, De l’origine et des débuts de l’imprimerie en Europe (2 Bde., Par. 1853); Sotheby, Principia typographica (3 Bde., Lond. 1858); T. O. Weigel und A. Zestermann, Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift (2 Bde., Lpz. 1866); Theod. L. De Vinne, The invention of printing (Lond. 1877); A. von der Linde, Gutenberg (Stuttg. 1878); ders., Geschichte der Erfindung der B. (3 Bde., Berl. 1886); J. H. Hessels, Gutenberg: Was he the inventor of printing? (Lond. 1882); Geschichte des Deutschen Buchhandels. Bd. 1 von Fr. Kapp: bis in das 17. Jahrh. (Lpz. 1886); Chr. Braun, De nyeste undersøgelse om dogtrykkerkunstens opfindelse (Kopenh. 1889); K. Dziatzko, Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten, Heft 2 u. 4 (Berl. 1889 fg.); Faulmann, Die Erfindung der B. (Wien 1891). – Ⅱ. Für die weitere Entwicklung der B. wichtig oder allgemein orientierend sind: K. Falkenstein, Geschichte der B. (Lpz. 1840; 2. Ausg. 1856); P. Dupont, Histoire de l’imprimerie (2 Bde., Par. 1854); H. Noel Humphreys, A history of the art of printing (2. Ausg., Lond. 1868); Bigmore und Wyman, Bibliography of printing (2 Bde., ebd. 1880‒84); Faulmann, Illustrierte Geschichte der B. (Wien, 1882); K. B. Lorck, Handbuch der Geschichte der B. (2 Tle., Lpz. 1882‒83); A. F. Didot, Histoire de la typographie (Extrait de l’Encyclopédie moderne; Par. 1882); Butsch, Die Bücherornamentik der Renaissance (Lpz. 1878); Muther, Die deutsche Bücherillustration der Gothik und Frührenaissance (2 Bde., ebd. 1883‒84); Druckschriften des 15. bis 18. Jahrh. in getreuen Nachbildungen (hg. von der Direktion der Reichsdruckerei unter Mitwirkung von Lippmann und Dohme, 10 Hefte, Berl. 1884‒87); Hrachowina, Initialen, Alphabete und Randleisten verschiedener Kunstepochen (Wien 1884); Faulmann, Die Initiale (ebd. 1886); ferner die periodischen Schriften: Gutenberg, hg. von M. Auer (ebd. 1855‒56); Annalen der Typographie (Lpz. 1869‒79). S. auch das Verzeichnis der Zeitschriften am Schluß des Artikels. – Ⅲ. Geschichte der B. in einzelnen Ländern: Ger. Meermann, Origines typographicae (2 Bde., Haag 1765); Holtrop, Monuments typographiques des Pays-Bas au 15<sup>e</sup> siècle (2 Bde., ebd. 1868); A. von der Linde, De haarlemsche Costerlegende (2. Ausg., ’sGravenhage 1870); F. A. G. Campbell, Annales de la typographie néerlandaise au 15<sup>e</sup> siècle (Haag, 1874); Js. Thomas, History of printing in America (2. Ausg., Albany 1874); G. E. Klemming und