Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

663

Buchdruckerkunst

es erfordern. Die ausgeschnittenen Bilder befestigt er auf einem an dem Deckel oder auf dem Cylinder angebrachten Bogen, auf dem ein leichter Abdruck abgezogen ist, sodaß die betreffenden Stellen sich genau decken. Er macht einen Probedruck, vergleicht diesen mit der gelieferten Vorlage und fährt mit der Arbeit fort, bis der richtige Ausdruck erzielt ist. Der Bogen mit der Zurichtung wird nun mit einem glatten Schutzbogen überdeckt, und der Druck kann nach Reinigung der Schriftform beginnen.

Das zum Bedrucken bestimmte Papier wurde inzwischen gefeuchtet, d. h. lagenweise durchs Wasser gezogen oder mit Wasser bespritzt, lagenweise mit trocknem Papier untermengt, dann beschwert oder gepreßt, sodaß sich die schwache Feuchtigkeit, welche die Annahme der Farbe fördert, gleichmäßig durch alle Bogen zog. Dünnes oder stark satiniertes, namentlich für Accidenzarbeiten bestimmtes Papier wird häufig ungefeuchtet gedruckt, diese Behandlung ist jedoch schwieriger und verursacht eine stärkere Abnutzung der Lettern. Nach dem Feuchten und vor dem Bedrucken unterliegt das für feinere Arbeiten, namentlich für Illustrationsdruck, bestimmte Papier dem Satinieren, d. h. es wird auf der Satiniermaschine bogenweise zwischen Zinkplatten gelegt und diese dann in Haufen von 10 bis 20 Stück unter einer starken Pressung durch Metallwalzen gezogen, oder es passiert die Walzen, sog. Kalander, in einzelnen Bogen; hierdurch erhält das Papier eine spiegelglatte Oberfläche.

Die Arbeit des Druckers an der Handpresse ist folgender Art. Die Schriftform ruht auf dem Fundament oder Karren, der durch eine Kurbel sich auf Schienen vor- und rückwärts bewegen läßt. An dessen rechter Seite ist der mit Seide, Schirting oder sonstigem knotenfreien, feinem Stoff überzogene Deckel mit Scharnieren angebracht. Der Überzug wird wieder durch einen Rahmen (Tympan) geschützt, der mit starker Leinwand überzogen ist und in den Deckel genau schließend sich einlegen läßt; ist der Deckel geöffnet, so bildet er einen stumpfen Winkel mit dem Fundament. An der nach oben gerichteten Seite des Deckels ist ein zweiter Rahmen (Rähmchen) in derselben Weise angebracht wie der Deckel am Fundament und mit starkem Papier überzogen, aus dem diejenigen Stellen ausgeschnitten werden, die von der Schrift beim Drucken getroffen werden sollen, denn hinter dem ausgeschnittenen Rähmchen auf dem Deckelüberzug liegt der zu bedruckende Bogen geschützt und festgehalten durch die nicht ausgeschnittenen Teile des Rähmchens. Zur linken Hand hat der Drucker den Farbetisch, zur rechten eine hohe Bank mit dem Papierhaufen. Das Anschwärzen der Schrift, das bei jedem Exemplar erneuert wird, wurde früher durch zwei «Ballen» bewerkstelligt, jetzt durch gallertartige Walzen, die auf der Achse eines mit Handgriffen versehenen Walzengestells (Taf. Ⅲ, Fig. 5) rotieren, wenn der Drucker hin und her über die Schriftform fährt. Die Walzen bestehen aus einer Mischung von Leim oder besser von Gelatine und Glycerin. Über die Zusammensetzung der Farbe s. Buchdruckfarbe.

Hat der Drucker die Form eingeschwärzt, so legt er den Papierbogen auf den offen stehenden Deckel und klappt das Rähmchen mit dem ausgeschnittenen Bogen, dann den Deckel selbst zu. Hierdurch kommt der Papierbogen, soweit es die Ausschnitte in dem Überzug des Rähmchens zulassen, in Berührung mit der eingeschwärzten Schrift. Das Fundament wird

^[Spaltenwechsel]

durch die Kurbel bis unter eine durch Rippen verstärkte eiserne Platte, den «Tiegel», gezogen oder gerollt, der Drucker erfaßt mit kräftiger Hand einen langen Hebel, den «Bengel», zieht mit einem anhaltenden Druck den gewöhnlich durch einen Kniehebel oder durch schrägstehende Kegel wirkenden Tiegel auf die Schrift herunter, und der Druck ist fertig. Nach Loslassen des Bengels zieht sich der Tiegel durch Federkraft wieder in die Höhe, der Drucker fährt das Fundament wieder heraus, klappt Deckel und Rähmchen auf, nimmt den Bogen heraus und legt ihn auf die Papierbank. Gewöhnlich arbeiten zwei Personen an der Presse, von denen die eine die Farbe aufträgt, die andere die übrigen Verrichtungen ausführt. Hiermit ist jedoch nur die eine Seite des Bogens gedruckt (Schöndruck), und es muß nun dasselbe mit der andern Seite geschehen (Wiederdruck). Eine Hauptaufgabe ist hierbei, daß die aufeinander stehenden Druckseiten sich ganz genau decken. Dies wird dadurch geregelt, daß der Drucker den Bogen schon beim Schöndruck auf zwei an dem Deckel befindlichen Metallspitzen (Punkturen) befestigt und bei dem Wiederdruck die durch die Spitzen in den Bogen gebohrten Löcher wieder in die Spitzen legt.

Beim Drucken auf der Schnellpresse (s. d.) erfolgen die Manipulationen des Schwärzens, des Einfahrens des Fundaments, der Ausübung des Drucks, des Ausfahrens des Fundaments und des Auslegens des Bogens ohne Unterbrechung und zum Teil gleichzeitig. Wird die Maschine in Gang gesetzt, so entstehen durch ein System von Zahnrädern, Hebeln, excentrischen Scheiben folgende Bewegungen. Eine rotierende Metallwalze empfängt durch den Farbebehälter die nötige Farbe, eine Massenwalze hebt sich und nimmt von der Metallwalze Farbe für einen oder mehrere Bogen, diese Farbe wird auf einem System von Metall- und Massenwalzen mit rotierender, teilweise zugleich mit schiebender Gangart tüchtig verrieben und schließlich durch die Auftragwalzen der Schriftform mitgeteilt. Das Fundament mit der Schriftform, das wie auf der Handpresse sich in Schienen (oder auf Rädern) vor- und rückwärts bewegt, geht, nach Passierung der Farbewalzen, unter den Druckcylinder; auf diesen wurde der zu bedruckende Bogen indes durch den Anleger aufgelegt, der an dem dem Farbewerk entgegengesetzten Ende der Maschine seitwärts auf einem hohen Tritte steht. Rechts von ihm liegt der Papierhaufen, von dem er einen Bogen hebt; diesen legt er auf den schrägen Anlegetisch so hin, daß der eine Rand des Bogens dicht an den Cylinder anstößt. Metallene, auf dem Druckcylinder angebrachte Klammern, «Greifer», fassen den Rand des Bogens, der dadurch an dem rotierenden Cylinder festgehalten und gezwungen wird, sich um einen Teil desselben glatt zu schmiegen. Durch die Umdrehung des Cylinders kommt der Bogen in Berührung mit der Schriftform, und der Cylinder übt nun, indem er sich dreht, denselben Druck wie der Tiegel in der Handpresse, nur nicht wie dieser vertikal und auf einmal über die ganze Bogenfläche, sondern sozusagen Zeile für Zeile. Während der Cylinder den Bogen über die Form führt, stechen zwei an dem erstern befestigte feine Metallspitzen («Punkturen») Löcher in den Bogen. Der nunmehr auf einer Seite bedruckte Bogen wird auf ein System von endlosen, über hölzerne Wellen und metallene Rollen gespannten Bändern aus der Maschine her- ^[folgende Seite]