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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buchholz; Buchhorn; Buchillustration; Buchka; Buchlau; Büchlein; Buchloe; Buchlowitz; Buchmacherei; Büchmann

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Buchholz (Reinhold) - Büchmann

thek, Kinderbewahranstalt (Amalienstift), Bürgerhospital, Stadtkrankenhaus, Wasserwerk seit 1889 und Gasanstalt. Die Hauptindustrie bildet die 1589 durch Georg Einenkel als Ersatz für den niedergehenden Silberbergbau eingeführte Posamentiererei mit etwa 80 Fabriken und Verlegern, 500 Arbeitern und 30 großen Posamenten-, Spitzen- und Perlenhandlungen. Aus gleicher Veranlassung wurde in Annaberg (s. d.) die Spitzenklöppelei eingeführt. Ferner bestehen Fabrikation von Kartonnagen, Schmuckkästchen, Bonbonnieren, Schnuren, Papier- und Schuhwaren; Kunstprägereien für Papiergegenstände, Färbereien, Holzbildhauerei. Das Absatzgebiet der hier verfertigten Waren umfaßt beinahe alle Länder der Erde. - Die Gründung der Stadt wurde durch die 1492 entdeckte Silberzeche Himmlisch Heer veranlaßt. B. erhielt 1504 Stadtrechte durch Friedrich den Weisen, doch wurde der Betrieb des Silberbergwerks bald eingestellt. Die Reformation wurde 1524 eingeführt. - 2) B. oder Wendisch-Buchholz, Stadt im Kreis Beeskow-Storkow des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Dahme, hat (1890) 1273 evang. E., Post, Telegraph, 2 Dampfschneidemühlen, Ackerbau und Viehzucht. 8 km südöstlich liegt der Unterspreewald.

Buchholz, Reinhold, Zoolog und Reisender, geb. 2. Okt. 1837 zu Frankfurt a. O., studierte Naturwissenschaften, machte 1869-70 die zweite Deutsche Nordpolfahrt mit, wurde 1872 Professor der Zoologie in Greifswald und trat im Juni desselben Jahres eine Reise nach dem Kamerungebirge, nach Fernando Po und dem Ogowe in Westafrika an, von derer 1875 nach Greifswald zurückkehrte. Hier wurde er zum Direktor des zoolog. Museums ernannt, starb aber schon 17. April 1876 daselbst. Außer vielen Aufsätzen in Fachzeitschriften erschien von ihm: "Erlebnisse der Mannschaft des Schiffes Hansa bei der zweiten Deutschen Nordpolfahrt" (Königsb. 1871). Aus seinem Nachlaß gab Heinersdorff heraus: "B.' Reisen in Westafrika nach seinen hinterlassenen Tagebüchern und Briefen, nebst einem Lebensabriß des Verstorbenen" (Lpz. 1880).

Buchhorn, früherer Name der Stadt Friedrichshafen (s. d.) in Württemberg.

Buchillustration, s. Buchdruckerkunst (S. 660 a) und Buchverzierung.

Buchka, Hermann Friedr. Ludw. Rud. von, mecklenb.-schwerin. Minister, geb. 19. Juni 1821 in Schwanbeck bei Friedland in Mecklenburg-Strelitz, studierte in Göttingen, Berlin und Heidelberg, wurde 1842 Privatdocent der Rechtswissenschaft in Rostock, 1847 Justiz- und Konsistorialrat in Strelitz, 1853 Oberappellationsgerichtsrat in Rostock, 1866 Staatsrat und Vorstand des schwerin. Justizministeriums mit den Abteilungen für geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. 1893 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: "Der unvordenkliche Besitz des gemeinen Deutschen Civilrechts" (Heidelb. 1841), "De pignore nominis" (Rostock 1843), "Die Lehre vom Einfluß des Prozesses auf das materielle Rechtsverhältnis" (Rostock u. Schwerin 1846), "Gedanken über die Reform des mecklenb. Civilprozesses" (Neustrelitz 1848), "Die Lehre von der Stellvertretung bei Eingehung von Verträgen" (Rostock u. Schwerin 1852), "Entscheidungen des großherzogl. mecklenb. Oberappellationsgerichts zu Rostock" (hg. von B. und Budde, Rostock 1855 fg.).

Buchlau, Bergschloß, s. Buchlowitz.

Büchlein heißen in der mittelhochdeutschen Litteratur kürzere Dichtungen in Reimpaaren, die, gern als Liebesbriefe gefaßt, Fragen des Minnedienstes behandeln. Es giebt B. von Hartmann von Aue, Ulrich von Liechtenstein u. a. Eine Menge von Werkchen, die einen weitern Stoffkreis berücksichtigen (Sprüche und kleine Prosaabhandlungen, namentlich Flugschriften aus dem 16. Jahrh.), hat Goedeke, "Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung", §. 141, als B. zusammengestellt; sie beziehen sich zum Teil auf die Religionsstreitigkeiten, zum Teil enthalten sie allgemeine Sittenlehre.

Büchlein, soviel wie Blättermagen (s. d.).

Buchloe, Marktflecken im Bezirksamt Kaufbeuren des bayr. Reg.-Bez. Schwaben, an der zum Lechzufluß Wertach gehenden Gennach, in 619 m Höhe, an den Linien Kempten-München, B.-Memmingen-Grenze (46,12 km), Augsburg-B. (39,80 km) der Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 1720 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Memmingen), Rentamt, Getreide- und Viehmärkte.

Buchlowitz, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Ungarisch-Hradisch in Mähren, hat (1890) 2322 E., Post, ein im ital. Stil 1701 erbautes Schloß der Grafen Berchtold, ein Schwefelbad, eine Glashütte, eine Möbelfabrik, vorzüglichen Obst- und Weinbau. Dabei liegt das großartige alte Bergschloß Buchlau auf einer vorspringenden Kuppe des Marsgebirges (525 m), mit Sammlung von Naturalien, Waffen u. s. w. Bis 1763 wurde hier das aus den ältesten Zeiten stammende Blutbann- und Burggericht (lovecké právo) geübt.

Buchmacherei (Book-making), eine bei Wettrennen (s. d.) gebräuchliche Art zu wetten, besteht darin, daß der die Wetten in eine Liste oder ein Buch einschreibende Unternehmer (Buchmacher, Bookmaker) öffentlich seine Wetten (Odds) gegen oder auf die am Rennen teilnehmenden Pferde legt, z. B. 4:1 gegen "Achilles", d. h. er bietet dem, der die Wette annimmt (dem "Nehmenden"), den vierfachen Betrag gegen Achilles als Gewinn und bezahlt daher, wenn dieser siegt, z. B. 200 M., wogegen er nur 50 M. erhält, wenn dieser nicht siegt. Ruft dagegen der Buchmacher 8:1 auf Miranda, so zahlt er dem Nehmenden, falls Miranda gewinnt, z. B. 25 M.; verliert jedoch Miranda, so hat der Nehmende dem Buchmacher 200 M. zu zahlen. Wenn beide Wettende gleiches Geld setzen, wird die Wette "Even money" oder "pari" genannt. Nach einem Reichsgerichtserkenntnis vom 29. April 1882 ist die B. als Glücksspiel zu betrachten, daher verboten und verfällt den betreffenden Strafbestimmungen (s. Glücksspiel). Das Seitenstück zur B. ist der Totalisator (s. d.), von dem sie sich dadurch unterscheidet, daß, während man bei der B. bei Abschluß der Wetten die Höhe der zu gewinnenden Summen kennt, diese beim Totalisator erst berechnet werden kann, wenn der Sieger feststeht.

Büchmann, Georg, Philolog und Schriftsteller, geb. 4. Jan. 1822 zu Berlin, studierte zu Berlin Theologie, dann Philologie, war 1844-48 Hauslehrer bei Warschau und Institutslehrer in Paris, wurde darauf an die Saldernsche Realschule in Brandenburg a. d. Havel und 1854 an die Friedrich-Werdersche Gewerbeschule in Berlin berufen, wo er bis 1877 wirkte. Er starb 24. Febr. 1884 in Berlin. B. ließ in Herrigs "Archiv" "Beiträge zur engl. Lexikographie" erscheinen und leitete (mit Wüllenweber) die Neubearbeitung von Thibauts franz. Wörterbuch. Einen weitbekannten Namen aber erwarb er sich durch seine "Geflügelten Worte" (s. d.). Vgl. B.s