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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Buchschulden - Buchstabenrechnung

dem Pockholze das beliebteste unter den Drechslerhölzern. Es ist heller oder dunkler gelb, sehr hart und außerordentlich dicht und gleichförmig in seinem Gefüge; die sehr nahe aneinander liegenden Jahresringe treten nur sehr wenig hervor; es läßt sich gut drechseln, fein polieren und ist von großer Haltbarkeit. Man unterscheidet im Handel verschiedene Sorten; das europäische, aus Spanien, Südfrankreich, Griechenland und Italien, wird hauptsächlich zur Herstellung musikalischer Instrumente (Flöten, Pfeifen, Hoboen u. s. w.) verwendet, ferner zur Darstellung von chirurgischen und optischen Instrumenten, Apothekerbüchsen, Druckwalzen, Webschützen, Maßstäben u. s. w. Zu denselben Zwecken dient auch das etwas dunklere westindische B. aus Maracaibo und Puerto-Cabello, von denen die Marken N (Naraniello) und C (Citronell) im Handel bekannt sind. Die beste Sorte ist das kleinasiatische und persische B. (die europ. Türkei liefert fast nichts mehr von diesem Holze); es zeichnet sich durch größere Gleichmäßigkeit aus sowie durch größern Durchmesser der Stämme; man verwendet es fast nur für die Zwecke der Holzschneidekunst und schneidet für diesen Zweck in der Hirnfläche parallele Scheiben. Diese Sorte, Abassia genannt, kommt über Konstantinopel und geht meist erst nach England, das den Handel mit diesem Artikel an sich gerissen hat, zum kleinern Teile nach Triest. Von Poti werden jährlich 5‒6 Mill. kg bestes, von Samsun und Trapezunt 1500000 kg minder gutes B. versendet; das Holz kommt jedoch meist aus dem Innern, da die Uferprovinzen schon größtenteils erschöpft sind. Der jährliche Gesamtverbrauch von B. wird auf 10 Mill. kg angegeben.

Buchschulden nennt man im Handelsverkehr diejenigen Geldverbindlichkeiten, welche lediglich durch die betreffenden Einträge in den Handelsbüchern des Gläubigers nachgewiesen werden. Ihnen gegenüber stehen die durch ausdrückliche Schuldverschreibungen, Wechsel u. s. w. (chirographarisch) verbrieften, welche natürlich ebenfalls in jene Bücher eingetragen werden.

Buchsdorf (in Österreichisch-Schlesien), s. Barzdorf.

Büchse nannte man in der ersten Zeit nach Erfindung des Schießpulvers jede Feuerwaffe, sowohl Geschütz- als Handfeuerwaffe, wie sich das in den Sondernamen Donnerbüchse (Bombarde), Steinbüchse, Haken- und Handbüchse (Name für alte Handfeuerwaffen) ausspricht. Als gegen Ende des 15. Jahrh. in Deutschland die Züge (s. d.) erfunden wurden, ging der Name B. ausschließlich auf die mit Zügen versehenen oder gezogenen Waffen über. (S. auch Handfeuerwaffen.)

Büchse, im Maschinenbau ein gewöhnlich ungeteilter, auch wohl unten geschlossener Hohlcylinder, der, in ein Auge oder ein Lager eingelegt oder in eine Bohrung fest eingeschlagen, in sich die zu tragende Welle, Achse oder Stange aufnimmt. Man stellt die B. aus besonders gegen Abnutzung widerstandsfähigem Material der, gewöhnlich Rotguß. Sie bieten den Vorteil, daß sie, ausgelaufen, leicht durch neue sich ersetzen lassen. Im Eisenbahnwesen versteht man unter B. oder Achsbüchse das ganze zur Aufnahme der Drehzapfen der Waggonachsen bestimmte Gehäuse. (S. auch Betriebsmittel, Bd. 2, S. 903 a.)

Büchse bei Moosen, s. Moose.

Büchsenkartätsche, eine Kartätsche, bei der, abweichend von den Beutelkartätschen, Traubenkartätschen u. s. w., die Kugelfüllung in einer Blechbüchse eingeschlossen ist. Die neuern Kartätschen sind fast durchgängig B. (s. Geschoß und die Tafel: Moderne Geschosse, Fig. 7, beim Artikel Geschoß).

Büchsenmacher, militär. Unterbeamte des deutschen Heers, die unter den Bedingungen eines Kontrakts alle an den Gewehren und Seitengewehren vorkommenden Reparaturen ausführen. Die Infanterie hat Bataillons-, die Kavallerie Regiments-Büchsenmacher. Die B. stehen in Disciplinarsachen unter dem Commandeur ihres Truppenteils. Die Anstellung erfolgt durch die Generalkommandos bez. das Allgemeine Kriegsdepartement unter Vorbehalt einer dreimonatlichen beiden Teilen freistehenden Kündigung. Arbeiten für fremde Truppenteile sowie Privatarbeiten darf der B. ohne Genehmigung des eigenen Truppenteils nicht überuehmen. – In Preußen werden etatsmäßige B. zuerst unter Friedrich Wilhelm Ⅰ. um 1720 erwähnt.

Büchsenmeister (Konstabel), s. Arkeley und Konstabel.

Büchsenschützen nannte man in Deutschland in der ersten Zeit der Feuerwaffen nicht nur die Träger der Handrohre, sondern auch die Bedienungsmannschaften der Geschütze, da man zuerst sämtliche Feuerwaffen Büchsen nannte und die beiden Hauptklassen der tragbaren und fahrbaren Waffen mit ihren verschiedenen Gattungen sich erst nach und nach ausbildeten. In späterer Zeit bezeichneten B. denjenigen Teil des Fußvolks, der gezogene Feuerwaffen führte.

Büchsflinte, s. Jagdgewehre.

Buchstabe, das geschriebene Zeichen für einen einzelnen Sprachlaut; daher heißt eine Schrift, die alle einzelnen Laute durch solche Zeichen ausdrückt, Buchstabenschrift, zum Unterschiede von einer Schreibweise, die mehrere Laute (Silben oder ganze Worte) durch ein einziges Zeichen darstellt, wie das z. B. in der ältesten ägypt. Schrift (den Hieroglyphen), im Chinesischen und sonst geschieht. Selbst im griech. Altertum haben nicht alle Stämme mit B., sondern z. B. die Griechen auf Cypern mit einer eigentümlichen Silbenschrift geschrieben. Die Zahl der B., deren Gesamtreihe man Alphabet (s. d.) nennt, ist sehr verschieden, aber auch das reichste Alphabet drückt niemals alle vorhandenen, sondern meist nur die gröbern Lautunterschiede aus, sodaß ein B. mehrere verschiedene Laute bezeichnet, z. B. im Deutschen das e in «See» und «Bett», oder derselbe Laut mehrere Zeichen hat, z. B. ä und e (hätte, Bett). Stumme B. nennt man solche, die nach der gegenwärtigen Aussprache keinen Lautwert mehr haben, wie es deren viele z. B. im Englischen und Französischen giebt. Das Wort «Buchstabe» bedeutet eigentlich einen Buchenzweig(-stab); auf einen solchen ritzten die Deutschen ältester Zeit Runen (s.d.) ein; von da aus ist der Ausdruck auf das Zeichen selbst angewandt worden. Das lat. Wort Littera bedeutet das Zeichen auf der Holztafel. (S. Schrift.)

Buchstabendrucktelegraph, s. Elektrische Telegraphen.

Buchstabenrechnung heißt die allgemeine Arithmetik oder Algebra (s. d.), weil Zahlen von unbestimmt viel Einheiten durch Buchstaben, Zahlenverbindungen durch entsprechende Buchstabenverbindungen (Formeln) bezeichnet werden. Zur Bezeichnung benannter Zahlen nimmt man häufig die Anfangsbuchstaben der Worte, die in der (lateinischen, griechischen u. s. w.) Sprache diesen Größen entsprechen. So bezeichnet man den Halbmesser oder