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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Buchstabenreim - Buchverzierung

Radius eines Kreises mit r, den Durchmesser oder Diameter mit d, die Geschwindigkeit (celeritas, velocitas) mit c oder v, die Zeit (tempus) mit t u. s. w. Unbenannte Zahlen werden mit beliebigen, gewöhnlich fortlaufenden Buchstaben, wie a, b, c, d u. s. w. bezeichnet. In algebraischen Gleichungen bezeichnet man die unbekannten oder gesuchten Größen gewöhnlich durch die letzten Buchstaben des Alphabets: x, y, z. Doch ist zu bemerken, daß die Buchstaben ihre Bedeutung häufig wechseln, sodaß jeder algebraischen Aufgabe eine Erklärung der Bezeichnungen beizufügen ist, was auch beim Citieren physikalischer und technischer Formeln geschehen muß.

Buchstabenreim, s. Allitteration.

Buchstabenschloß, s. Schloß.

Buchstabenschreibtelegraph, s. Elektrische Telegraphen.

Buchstabenschrift in der Grammatik,s. Buchstabe. – B. in der Musik, die älteste Art, musikalische Töne zu bezeichnen. Sie erfuhr bei den Griechen eine vollkommene und reiche Ausbildung (s. Griechische Musik); die mittelalterlichen Versuche der Notation bis zum 10. Jahrh. greifen neuernd und verändernd darauf zurück. Zugleich wird die B. als Notenbezeichnung mehr und mehr verdrängt durch ein aus dem Gebrauch der Linien und der Verwendung von Neumen gemischtes System, welches direkt zur modernen Notenschrift hingeführt hat. – Vgl. Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Lpz. 1878); F. Bellermann, Die Tonleitern und Musiknoten der Griechen (Berl. 1847).

Buchstabiermethode, s. Lesen u. Lesemethoden.

Buchsweiler, Hauptstadt des Kantons B. (117,23 qkm, 21 Gemeinden, 15288 E.) im Kreis Zabern des Bezirks Unterelsaß, 33 km nordwestlich von Straßburg, unweit der Moder, am Fuße des Bastberges (487 m), an der Linie Zabern-Hagenau und der Nebenlinie B.-Ingweiler (6,6 km) der Elsaß-Lothring. Eisenbahnen, hat (1890) 3124 (1501 männl., 1623 weibl.) E., darunter 255 Katholiken und 182 Israeliten, Post zweiter Klasse und Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Zabern), Steueramt, kath. Dekanat, Konsistorium Augsburgischer Konfession, eine neue kath. Kirche mit viereckigem fünfstöckigem Turm (14. Jahrh.), eine evang. Kirche (17. Jahrh.), ein Rathaus (Renaissancebau des 17. Jahrh.), Reste röm. Bauten; ein Gymnasium (1612 gegründet, Direktor Dr. Schulz, 16 Lehrer, 9 Gymnasial- und 4 Realklassen, 200 Schüler), simultane höhere Mädchenschule, ein reich ausgestattetes, 1528 reorganisiertes Spital; Fabrikation von Metallwaren, Uhren und Chemikalien, ein mit Vitriol und Alaunfabrikation verbundenes Braunkohlenwerk, Gerbereien, Färbereien, Brauereien und Weinbau (61 ha.). – B., wo 1739 Reste eines röm. Dampfbades entdeckt wurden, war im 8. Jahrh. fränk. Meierhof, wurde 1343 zur Stadt erhoben und befestigt, gehörte im Mittelalter den Bischöfen von Metz, dann den Grafen von Lichtenberg und von 1480 ab den Grafen von Hanau-Lichtenberg. Später war B. Hauptort des «Hanauer Ländels» (s. Lichtenberg), das 1736 durch Erbschaft an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt kam; 1789 endete diese Herrschaft, das Schloß wurde bis auf einen geringen, jetzt als Stadthaus dienenden Teil zerstört; die Orangerie schenkte später Napoleon Ⅰ. der Stadt Straßburg. Am 7. Aug. 1870 wurde B. von den Deutschen besetzt. Von allen elsäss. Kantonen hat B. den deutschen Charakter am meisten bewahrt; in vielen Dörfern desselben ist die frühere Volkstracht erhalten. B. ist Geburtsort des Staatsrechtslehrers Christoph Wilh. von Koch (s. d.).

Bucht, Meereseinschnitt, s. Bai; Lagerstätte im niedersächs. Bauernhaus, s. Bett (Bd. 2, S. 912 a).

Buchta, Richard, Afrikareisender, geb. 19. Jan. 1845 zu Radłow in Galizien, begann schon mit dem 20. Lebensjahre Reisen durch Deutschland, Frankreich, Ungarn, die untern Donauländer, die Türkei und Kleinasien; ein Jahr hielt er sich in Konstantinopel auf. Von Kairo aus, wo er 3 Jahre blieb, reiste er 1877 nach Chartum und mit Unterstützung des Generalgouverneurs Gordon Pascha nach Lado am obern Nil, wo er bei Emin Pascha Aufnahme fand und von wo aus er die Nachbarländer von 1878 bis 1880 als Zeichner und Photograph durchwanderte. Kurze Zeit nach Europa zurückgekehrt, besuchte er 1885 nochmals Ägypten und unternahm 1886 eine Wüstenreise nach dem Fajum. Seit Ende 1886 nahm er dauernden Aufenthalt in Wien. Er veröffentlichte: «Die obern Nilländer, Volkstypen und Landschaften, dargestellt in 160 Photographien. Mit Einleitung von Dr. R. Hartmann» (Berl. 1881), «Der Sudan und der Mahdi. Das Land, die Bewohner und der Aufstand» (Stuttg. 1884; ins Englische übersetzt), «Der Sudan unter ägypt. Herrschaft. Rückblicke auf die letzten 60 Jahre» (Lpz. 1888). Auch war er Mitarbeiter bei dem ersten Bande von Junkers großem Reisewerke über Afrika.

Buchtig, s. Blatt (S. 86 a).

Buchverzierung nennt man die künstlerische Ausstattung des Textes eines Buches (s. d.). Diese wurde schon früh beliebt und entsprach dem Werte der Bücher durch den Reichtum an Malereien, der kalligraphischen Durchbildung der Buchstaben sowie der eingeflochtenen Miniaturen (s. d.) und Illustrationen (s. d.). Die Ornamente zum Schmuck der Manuskripte zeigen schon im 6. und 7. Jahrh. in den irländ. Schriften ungewöhnlichen Reichtum an künstlichen Bandverschlingungen. Von roherer Art sind die Verzierungen der gleichzeitigen lombard. Schule und der merowingisch-fränk. Schriften. Die Werke der karoling. Zeit verbinden einheimische, irische und antike Elemente in geschmackvoller Weise. Bedeutend sind auch die byzant. Manuskripte bis zum 12. Jahrh. Einen sehr eigentümlichen Stil mit sorgfältiger Ausführung zeigen auch die armenischen Manuskripte. Auch die mohammed. Schrift entwickelte in den Büchern eine höchst farbenreiche Ornamentation von zierlichster Ausführung. Im Occident herrschen zur Zeit des roman. Stils runde, großgeschwungene Züge mit Verschlingungen vor, bei denen eine Zeit lang der Drache oder Lindwurm mit den Windungen seines Schwanzes und Halses die Hauptrolle spielt. Zur Zeit der Gotik treten spitzere Züge auf wie bei den Buchstaben; die Arabeske wird oft äußerst fein, klein und zart. Sehr mannigfach wird die Verzierungsart im 15. Jahrh. Die großen Folianten zeigen großgeschwungene Ranken mit stilisierten Blättern und Blumen; die burgund. Schule (in mancher Beziehung die erste dieser Zeit) zeichnet sich durch naturalistische Nachahmung von Früchten, Blumen, Vögeln und andern Tieren sowie durch die äußerste Feinheit und Vollendung der Malerei aus. Eine große Veränderung brachte die Buchdruckerkunst. Sie verlangte natürlich Ersatz für die gezeichneten oder gemalten Ornamente durch eine andere Verzierung, die sich auf der Buchdruckerpresse zugleich mit dem Drucke herstellen ließ. Das war