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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buddha; Buddhismus

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Buddha und Buddhismus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Buddēus'

philosophiae instrumentalis» (Halle 1705 u.ö.), «Institutiones theologiae moralis» (Lpz. 1711), «Historia ecclesiastica veteris testamenti» (Halle 1709 u. 1720), «Institutiones theologiae dogmaticae» (Lpz. 1728 u. ö.), «Historia critica theologiae dogmaticae et moralis» (Frankf. 1725).

Buddha und Buddhismus. Buddha, der Stifter der nach ihm Buddhismus benannten Religion, wurde geboren um die Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. in dem begüterten Adelsgeschlechte der Sakja in der Stadt Kapilavatthu, im Vorlande des nepalesischen Himalaja. Sein Vater hieß Suddhōdana, seine Mutter Mājā oder Mājādēvī, er selbst erhielt den Namen Siddhattha. Der Zweig der Sakja, aus dem er stammte, führte den Namen Gõtama, und so wird Buddha häufig von seinen Zeitgenossen genannt, in buddhistischen Schriften selbst samaṇō Gōtamō, «der Asket Gōtama». Buddha, «der Erwachte», «der Erleuchtete», ist sein kirchlicher Name, den er erst später annahm. Die Mutter starb sieben Tage nach der Geburt des Knaben, und er wurde von seiner Tante Mahāpadschāpati aufgezogen in aller Üppigkeit eines vornehmen ind. Geschlechts. Er heiratete frühzeitig und es wurde ihm ein Sohn Rāhula geboren, der später in den geistlichen Stand trat. Mit 29 Jahren wurde ihm sein bisheriges Leben zum Ekel, er verließ Weib und Kind und zog als Bettler in die weite Welt. Die Lehrer, die er aufsuchte, sowie die sechs Jahre lang fortgesetzten Kasteiungen brachten ihm nicht die gewünschte Erleuchtung; endlich nach sieben Jahren des Kämpfens und Suchens kam sie ihm unter einem Feigenbaum, für den die Buddhisten den noch heute bei Buddha Gajā stehenden, uralten Feigenbaum halten. Von dieser Zeit an datiert seine Lehrthätigkeit; seine erste Predigt hielt er bei Benares vor fünf Mönchen, die er schon früher getroffen hatte und die jetzt seine ersten Schüler wurden. Die Zahl seiner Anhänger wuchs schnell; unter ihnen sind zu nennen seine Lieblingsschüler Sāriputta und Moggallāna, sowie der König von Magadha, Bimbisāra, der während seines ganzen Lebens ein eifriger Freund und Beschützer des Buddha blieb; auch Bimbisāras Sohn Adschātasattu, der den Vater ermorden ließ, trat später zum Buddhismus über. Predigend und Anhänger werbend zog Buddha im Lande umher unter mancherlei Fährlichkeiten, unter denen besonders das Schisma seines Vetters Dēvadatta, des Verräters unter den Jüngern, zu nennen ist. 80 J. alt starb Buddha in dem Dorfe Beluva um das Jahr 480 v.Chr. an dem Genusse von fettem Schweinefleisch, das ihm einer seiner Anhänger vorgesetzt hatte. Die spätere Tradition, namentlich der nördl. Buddhisten, hat sein Leben märchenhaft ausgeschmückt mit Zeichen und Wundern aller Art. Dem ist es zuzuschreiben, daß man auch in Europa die Glaubwürdigkeit der Nachrichten über sein Leben in Zweifel ziehen und sie für Sonnenmythen erklären konnte (Senart, Essai sur la légende du Buddha, 2. Aufl., Par. 1882). Andere, wie Kern, suchten Buddhas Leben astronomisch zu deuten. Die alten Texte (s. Pali) erweisen die Irrigkeit solcher Versuche. Aus ihnen ergiebt sich, daß Buddha nur einer unter vielen Lehrern war, die damals gegen den Brahmanismus im östl. Indien auftraten, und daß er alle seine Rivalen in den Schatten stellte, auch den bedeutendsten unter ihnen, den Dschina oder Mahāvīra, den Stifter der Dschain. Er verwarf die Autorität der Veden und die Kasten, soweit sie ein Hindernis waren, um ein Schüler ↔ des Buddha zu werden, und wenn auch sein nächster Kreis sich vorzugsweise aus den obern Ständen zusammensetzte, so finden sich doch auch Leute niedriger und verachteter Herkunft unter seinen Jüngern. Von seinen Rivalen unterscheidet er sich namentlich dadurch, daß er alle Askese verwarf. Er predigte in der Volkssprache, schwerlich in Päli, das später die heilige Sprache des buddhistischen Kanons wurde, hat aber schriftlich nichts hinterlassen, und seine Predigten waren gewiß in Form und Inhalt verschieden, je nachdem er zu dem Volke oder seinen Mönchen sprach. Er liebte Gleichnisse und Erzählungen einzuflechten, die er dem Zwecke anpaßte und die uns in dem Jātaka (s. d.) gesammelt vorliegen.

Buddha war nicht bloß ein Lehrer des Volks, er war philosophisch gebildet und suchte seine Lehre auch wissenschaftlich zu begründen. Er hat sicher einen Unterschied zwischen Eingeweihten und Laien gemacht, wie dies namentlich die neuern Untersuchungen über das Nirwāna (s. d.) ergeben. Buddhas gesamte Lehre beruht auf den sog. «vier heiligen Wahrheiten». Diese sind: das Leiden, die Entstehung des Leidens, Aufhebung des Leidens und der Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt; mit andern Worten: alles was existiert ist dem Leiden unterworfen, dieses Leiden hat seine Ursache in den menschlichen Leidenschaften, die Befreiung von den Leidenschaften befreit vom Leiden, der Weg zur Befreiung ist der «heilige achtgliederige Weg». Durch die erste Wahrheit erweist sich der Buddhismus als Pessimismus; die zweite konstatiert als Ursache des Leidens «den Durst», d.h. das Hängen an den Freuden des Lebens, das Verlangen nach Dasein und sucht das Entstehen des Durstes durch eine schwer verständliche Formel, «die Formel vom Kausalnexus» zu begründen, die nur für Eingeweihte bestimmt war. Wer die Leidenschaften besiegt, der erlangt das Nirwāna, das Endziel der Lehre des Buddhismus. Die vierte Wahrheit, der Weg zur Aufhebung des Leidens, umfaßt die Ethik des Buddhismus, und sie ist es, die am tiefsten ins praktische Leben eingreift und uns die Größe Buddhas erkennen läßt. Für alle Buddhisten sind fünf Gebote bindend: du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht unkeusch leben, du sollst nicht lügen, du sollst nicht berauschende Getränke trinken. Unter diese werden alle Pflichten des Laien eingeordnet, und zu den Verboten treten die Forderungen weitgehender Nächstenliebe, die sich auch auf die Tiere erstreckt, und unbegrenzter Freigebigkeit. Der Mönch hat noch eine Anzahl anderer Gebote zu beachten, die für den Laien nicht obligatorisch, aber verdienstlich sind, wie das Schlafen auf einer Matte auf dem Erdboden, nicht Guirlanden zu tragen und nicht Parfums zu gebrauchen u.dgl., ebenso ist nur für den Mönch bestimmt die religiöse Versenkung, deren es mehrere Stufen giebt, wie auch Laien und Mönche in bestimmte Rangstufen eingeteilt werden. In alter Zeit waren vom Eintritt in die Gemeinde nur Leute ausgeschlossen, die mit schweren körperlichen Gebrechen oder Krankheiten behaftet waren, schwere Verbrecher, Verschuldete und alle die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu andern standen. Sonst konnte jeder vom 20. Lebensjahre an Mitglied werden und jeder, auch der Mönch, ohne weiteres wieder austreten. Der Mönch verpflichtete sich zu absoluter Keuschheit und Armut, und die alte Gemeinde hatte strenge Vorschriften über Nahrung,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 695.