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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Byzantinisches Reich

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Byzantinisches Reich'

dronikos III., sein Enkel, 1321 den Thron mit ihm zu teilen und raubte ihm denselben 1328 ganz. Andronikos focht als Alleinherrscher unglücklich gegen Serben und Bulgaren und ebenso gegen die Osmanen, die Nicäa und Nikomedia 1328–30 einnahmen und auch die europ. Küsten plünderten. Er starb 1341. Sein Sohn Johannes V. mußte den Thron mit seinem Vormunde Johannes VI. Kantakuzenos von 1341 bis Ende 1354 teilen. Unter Johannes V. faßten die osman. Türken, die Kantakuzenos wiederholt als Bundesgenossen gebraucht hatte, zuerst festen Fuß in Europa. Von Gallipolis, das sie 1354 eroberten, breiteten sie sich bald weiter aus. Sultan Murad I. nahm 1360 Adrianopel ein, das nun türk. Residenz ward, eroberte immer mehr byzant. Land und bedrängte Johannes V. so weit, daß er 1370 gezwungen wurde, sich der Pforte für tributpflichtig zu erklären. Er war 1370–79 von seinem eigenen Sohne Andronikos IV. vertrieben, worauf er wieder den Thron bestieg und bis zu seinem Tode (1391) innehatte. Murads I. Sohn und Nachfolger (seit 1389) Bajazet (s. d.) bedrängte unter Johannes' V. Nachfolger Manuel II. (1391–1425) das B. R. in solchem Maße, daß Manuel sich genötigt sah, seinen eigenen Neffen Johannes VII., den die Türken unterstützten, zu seinem Mitregenten (1398–1402) zu ernennen. Konstantinopel selbst war in Gefahr, durch denselben in die Hände der Türken gespielt zu werden, als Timurs Einfall in die türk. Länder 1402 Konstantinopel und das Reich noch einmal für längere Zeit rettete. Manuel nahm sogar einige Landesteile wieder ein; doch benutzte er diesen Zeitpunkt und die darauf folgende Uneinigkeit unter Bajazets Söhnen nicht genügend, und schon 1422 ward Konstantinopel neuerdings von Murad II. belagert. Manuels Sohn, Johannes VIII. (1425–48), wurde von Murad II., nachdem dieser den Hilfszug des Königs von Polen und Ungarn, Wladislaw III., durch die Schlacht bei Varna vereitelt hatte, 1444 auf Konstantinopel beschränkt und zur Tributzahlung gezwungen. Auf ihn folgte sein Bruder Konstantin XI., der bisherige Despot von Morea. Tapfer, doch fruchtlos kämpfte dieser mit seinem Feldherrn, dem Genuesen Giustiniani, gegen die ungeheure türk. Übermacht und fiel heldenmütig bei der Verteidigung Konstantinopels, durch dessen Eroberung 29. Mai 1453 Mohammed II. dem B. R. ein Ende machte. Auf seinen Trümmern erhob sich das Osmanische Reich (s. d.). Die kleinen lat. Dynasten, die noch in Athen sich behauptet, sowie die paläolog. Fürsten Demetrios und Thomas, die Moreas Despotat (s. d.) innehatten, wurden von Mohammed bis 1460 unterjocht. David, der letzte Kaiser von Trapezunt aus dem Hause der Komnenen, unterwarf sich ihm 1462. (Hierzu eine Karte: Byzantinisches Reich um d. J. 1000 n. Chr.)

Byzantinische Kaiser.

Arcadius 395–408.Heraklius 610–641.
Theodosius II. 408–450.Konstantin III. Februar bis
Marcianus 450–457.Juni 641.
Leo I. 457–474.Herakleonas Juni bis Sep-
Leo II. Febr. bis Nov. 474.tember 641.
Zeno 474–491.Konstans 641–668.
Anastasios I. 491–518.Konstantin IV. Pogonatos
Justinus I. 518–527.668–685.
Justinianus I. 527–565.Justinianus II. 685–711.
Justinus II. 565–578.(Leontius 695–698|Gegen-)
Tiberius I. 578–582.(Tiberius II. 698–705|kaiser.)
Mauritius 582–602.Philippikos Bardanes 711–
Phokas 602 - 610.713.
Anastasios II. 713–716.(Romanos I. Lekapenos Mit-
Theodosius III. 716–717.regent 920–944.)
Leo III. der Isaurier 717–741.Romanos II. 959–963.
Konstantin V. Kopronymos 741Nikephoros II. Phokas 963
–775.–969.
Leo IV. der Chazare, 775–780.Johannes I. Tzimiskes 969
Konstantin VI. 780–797.–976.
Irene 797–802.Basilius II. 976–1025.
Nikephoros I. 802–811.Konstantin VIII. 1025–28.
Staurakios Juli bis OktoberZoe vermählt mit:
811.Romanos III. 1028–34,
Michael I. Rhangabé 811–813.Michael IV. 1034–41,
Leo V. der Armenier 813–820.Konstantin IX. 1042–55.
Michael II. der StammlerTheodora 1055–56.
820–829.Michael VI. 1056–57.
Theophilos 829–842.Isaak I. Komnenos 1057–59.
Michael III. 842–867.Konstantin X. Dukas 1059–67.
Basilius I. 867–886.Romanos IV. Diogenes 1068
Leo VI. der Philosoph 886–71.
–912.Michael VII. 1071–73.
Konstantin VII. Porphyrogen-Nikephoros III. Botaniates
netos 912–959.1078–81.

Dynastie der Komnenen.

Alexios I. Komnenos 1081–Manuel I. 1143–80.
1118.Alexios II. 1180–83.
Johannes II. 1118–43.Andronikos I. 1183–85.

Dynastie der Angelos.

Isaak II. Angelos 1185–95.Alexios IV. Angelos 1203–4.
Alexios III. 1195–1203.
Alexios V. Dukas Murtzuphlos
Februar bis April 1204.

Lateinisches Kaisertum.

Balduin I. von FlandernPeter von Courtenay 1216–17.
1204–6.Robert 1221–28.
Heinrich 1206–16.Balduin II. 1228–61.

Dynastie der Paläologen.

Michael VIII. Paläologos(Andronikos IV. Gegenkaiser
1261–82.1376–79.)
Andronikos II. 1282–1328.Manuel II. 1391–1425.
Andronikos III. 1328–1341.(Johannes VII. Mitregent
Johannes V. 1341–91.1398–1402.)
(Johannes VI. Mitregent 1341Johannes VIII. 1425–48.
–54.)Konstantin XI. 1448–1453.

Die Verfassung des B. R. beruhte im wesentlichen auf den Einrichtungen, die schon Diocletian und Konstantin d. Gr. im röm. Staatswesen getroffen hatten, wenn auch die durch den letztern hergestellte Organisation der Verwaltung und der Staatsämter in ihren äußern Formen sich mit der Zeit veränderte. Sie war eine rein despotische. Die Kaiser, die sich als die Nachkommen der Cäsaren betrachteten und Beherrscher der Römer (Rhomäer) nannten, wurden von dem Patriarchen von Konstantinopel gesalbt und gekrönt. Durch pomphafte Titel, großen Prunk in ihrer äußern Erscheinung, durch ängstlich beobachtetes Zeremoniell sowie durch grausame Strafen, die auf jede Beleidigung der kaiserl. Majestät gesetzt waren, deren Glanz sich auch auf nahe Verwandte des Kaisers und seine Beamten erstreckte, sonderten sie sich von dem Volke ab. Die wenigen Formen, die noch an die alte röm. Zeit erinnerten, verschwanden allmählich ganz. So war schon im 6. Jahrh. das Konsulat mit der Kaiserwürde ganz vereinigt, und der Senat, den Konstantin in Byzanz errichtet hatte, und dessen Mitglieder aus solchen bestanden, denen der Kaiser die Würde des Patriciats verliehen, büßte allmählich seine Bedeutung ein, obwohl er formell bis zu den spätesten Zeiten im Reiche fortbestand, ebenfalls erloschen im 10. Jahrh. unter Leo VI. die letzten Spuren der Freiheiten der Städte. Der Staatsrat (s. Konstantin d. Gr.) ward vom Kaiser willkürlich zusammengesetzt. Die Beamten, deren große Zahl

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 816.