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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Caerdiff - Caffeïn

und Wollspinnerei, Fabrikation von Watte, Stickereien, damasciertem Leinen, Strumpfwaren, Seife und buntem Papier, Eisen- und Kupfergießerei, Ölraffinerie, Seilerei, Schiffbau. Es besteht eine 15tägige Messe. Täglich gehen Dampfer nach Havre. Eingeführt werden hauptsächlich Bauholz aus Norwegen, Steinkohlen, Mastvieh, Getreide, Salz und Kolonialwaren; ausgeführt dagegen: Granit und Bausteine (Pierres de C.), Cerealien, nach England besonders Geflügel, Butter, Eier und Früchte.

Geschichtliches. C. ist von Wilhelm dem Eroberer angelegt, war Hauptstadt der Normandie und hat mehrfache Belagerungen erfahren, besonders in den engl. Kriegen des 14. und 15. Jahrh. und zur Zeit der Hugenottenkriege, wo es bald die Katholiken, bald die Reformierten besetzt hielten. Die Engländer besaßen die Stadt 1417 - 50. Nach dem Sturze der Girondisten (1793) wurde von C. aus ein Aufstand gegen die Jakobiner versucht, der jedoch unglücklich endete. - Vgl. Lavalley, C., son histoire et ses monuments (Caen 1877); A. de Bourmont, La fondation de l'université de C. (ebd. 1883); Carel, Histoire de la ville de C. depuis Philippe-Auguste jusqu'à Charles IX (Par. 1886); ders., Histoire de la ville de C. sous Charles IX, Henri III et Henri IV (Caen 1887).

Caerdiff (spr. kahr-), Municipalstadt in Wales, s. Cardiff.

Caerleon (spr. kahrliönn), Stadt in der Grafschaft Monmouth des engl. Fürstentums Wales, 3 km im NO. von Newport, am rechten Ufer des Usk, hat (1891) 18486 (1881 nur 10709) E., ein Museum röm. Altertümer, Eisen- und Zinnindustrie. C. war Standort einer röm. Legion. Später wurde es Sitz des Königs Arthur und seiner Ritter; Arthurs "Tafelrunde" wird ein Erdhügel neben Resten eines röm. Theaters genannt. Bis zum 11. Jahrh. war C. Sitz eines Erzbischofs.

Caermarthen (spr. kahr-), in Wales, s. Carmarthen.

Caernarvon (spr. kahrnárw'n), in Wales, s. Carnarvon.

Caerwys (spr. kahrwiß), engl. Marktflecken in Wales, Flintshire, 6 km im SW. von Holywell, mit 853 E., berühmt als alte Sänger- und Harfnerheimat Britanniens. Hier wurden mehrere Eisteddfods (s. Barden) gehalten.

Caëtāni, Michelangelo, Herzog von Sermoneta, ital. Kunstkenner und Dante-Forscher, geb. 20. März 1804 zu Rom, studierte daselbst Sprach- und Kunstwissenschaft und ward Hauptmann der Vigili, 1848 päpstl. Polizeiminister. Er stand an der Spitze der Abordnung, die König Victor Emanuel die Volksabstimmung der Römer mitteilte, und ward nach Roms Eintritt in das Königreich ins Parlament gewählt. Seit 1865 erblindet, starb er 12. Dez. 1882 in Rom. Als Bildhauer hat sich C. durch die Marmorstatue: Der gefesselte Amor bekannt gemacht. Sehr geschätzt sind seine Arbeiten über Dantes "Divina Commedia": "Della dottrina che si asconde nell' ottavo e nono canto dell' Inferno" (Rom 1852; deutsch von Lambrecht, ebd. 1853), "La materia della Divina Commedia" (ebd. 1865; 2. Aufl. 1872), "Tre chiose nella Divina Commedia" (ebd. 1876). Einige Dante betreffende Briefe: "Carteggio Dantesco del Duca di Sermoneta", gab Gubernatis (Mail. 1883) heraus.

Caëtāno, genannt Graf Ruggiero, s. Alchimie (Bd. 1, S. 346 a).

Cafăro, genues. Staatsmann, s. Caffaro.

Café (frz.), Kaffee; Kaffeehaus; C. chantant (spr. schangtáng), Schenklokal, in welchem Gesangsvorträge stattfinden.

Caffarelli, röm. Adelsfamilie. Ein C. war Senator unter Papst Cölestin III.; Giovanni C., eins der Häupter der Ghibellinen, begleitete Konradin in den Krieg gegen Karl von Anjou und starb bei Tagliacozzo 1268. Der Palazzo C., auf dem Kapitolinischen Hügel, im 16. Jahrh. von Ascanio C. erbaut, ist Sitz der deutschen Botschaft. Güter und Namen der Familie haben die Negroni geerbt.

Caffăro, genues. Staatsmann und Geschichtschreiber, 1080 - 1164. Seine Annalen von Genua (1099 - 1163), die der Rat der Stadt bis 1294 fortsetzen ließ, sind von Wichtigkeit (abgedruckt bei Muratori, "Rerum Italicarum scriptores", VI, Mail. 1723, und bei Pertz, "Monumenta Germaniae. Scriptores", XVIII, Hannov. 1863; übersetzt im Auszug von Arndt in "Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit", Berl. 1866). Eine namhafte Zeitung Genuas nennt sich jetzt nach dem Chronisten C.

Caffeïdīn, ein öliges stark basisches Alkaloid, welches durch Zersetzung des Caffeïns (s. d.) mit kochendem Barytwasser unter Austritt von Kohlensäure entsteht. Seine Formel ist C7H12N4O ^[C_{7}H_{12}N_{4}_O].

Caffeīn, Theïn, Guaranin, C8H10N4O2 ^[C_{8}H_{10}N_{4}_O_{2}], eine in weißen, seidenglänzenden Nadeln krystallisierende Pflanzenbase von bitterm, scharfem Geschmack, die den wirksamen Bestandteil der Kaffeebohnen und des Thees ausmacht. Das C. ist ferner enthalten in der Guarana, einem zusammenziehenden Gewürz, das die Guarani-Indianer in Südamerika aus den Samen der Paullinia sorbilis Mart. bereiten, in der Kola- oder Gurunuß von Cola (Sterculia) acuminata Schott et Endl., die sich in den Tropengegenden Afrikas findet, und in dem Paraguaythee (Yerba Mate), den Blättern einer Art Stechpalme (Ilex paraguayensis St. Hil.), der für einen großen Teil Südamerikas das ist, was der gewöhnliche Thee für den größten Teil von Asien, Europa und Nordamerika. In der Guarana sind 5 Proz., im Thee 2 Proz., im Kaffee gegen 1 Proz. und im Paraguaythee etwas über 1 Proz. C. enthalten. Es wurde 1820 im Kaffee entdeckt, später, 1838, wurde gezeigt, daß es identisch mit dem im Thee vorkommenden Theïn sei. Zur Darstellung extrahiert man schwarzen Thee mit kochendem Wasser, koliert und digeriert die Flüssigkeit mit Bleioxyd, die hiervon abfiltrierte Flüssigkeit wird mit Schwefelwasserstoff behandelt, um gelöstes Blei zu entfernen, das Filtrat wird darauf im Wasserbade bis zu dünnem Sirup verdampft, der beim Stehen das C. in unreinen Krystallen abscheidet. Diese werden aus heißem Alkohol wiederholt umkrystallisiert, bis sie völlig farblos sind. Die Krystalle enthalten 1 Molekül Wasser; sie sind in heißem Wasser leicht, in kaltem schwer löslich (1 : 95); ähnlich verhält es sich gegen Alkohol und Äther; in Chloroform, Benzol und Schwefelkohlenstoff ist es leicht löslich. Es verhält sich, ohne alkalisch zu reagieren, wie eine sehr schwache Basis, die meisten seiner Salze werden durch Zusatz von Wasser zersetzt, es verbindet sich direkt mit Quecksilber-Chlorid und -Cyanid, mit Silbernitrat. Mit Salpetersäure, Chlor- oder Bromwasser übergossen und vorsichtig abgedampft, hinterläßt das C. eine gelbe Masse, die, der Einwirkung von Ammoniak ausgesetzt, purpurrot wird. In größern Mengen genossen wirkt das C. giftig; in den Mengen, wie es im Thee und Kaffee enthalten ist, belebt es das

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]