Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

843

Calandrinia - Calatrava (la Vieja)

bei Friedrich Drake und August Fischer seine Ausbildung erhielt, die er in Italien vollendete. Er lieferte u. a. verschiedene plastische Bildnisse zum Schmuck des Berliner Rathauses, eins der Bronzereliefs (Dänischer Krieg) am Sockel der Siegessäule und das Siegesdenkmal für den fünften Berliner Stadtbezirk, Steinreliefs am Kriegerdenkmal zu Brandenburg, die Marmorstatue von Cornelius in der Vorhalle des Alten Museums zu Berlin sowie 1886 das Reiterstandbild König Friedrich Wilhelms IV. für die Freitreppe der Nationalgalerie. 1891 wurde ihm die Ausführung des Reiterstandbildes Kaiser Wilhelms I. für Bromberg übertragen.

Calandrinĭa, Pflanzengattung aus der Familie der Portulacaceen (s. d.), besteht aus amerik., namentlich chilen., und austral. Kräutern mit fleischig-saftigen Stengeln und Blättern, von denen mehrere sich wegen schön gefärbter Blüten zu Zierpflanzen eignen und häufig kultiviert werden. Die Calandrinien haben abwechselnde, ganze und ganzrandige Blätter und meist in Trauben gestellte Blüten mit glanzblätterigem, zweiteiligem, stehen bleibendem Kelche, 3 - 5 Blumenblättern, 4 - 15 Staubgefäßen und einem Stengel, dessen Fruchtknoten sich in eine dreiklappige, einfächerige und einsamige Kapsel verwandelt. Schön blühende Arten sind: C. pilosiuscula DC. mit rosenroten Blütentrauben, C. speciosa Hook. mit achselständigen, purpurvioletten Blumen, C. discolor Schrad. mit roten Blütentrauben, C. grandiflora Lindl. mit purpurroten Trauben, C. Gilliesii Hook. mit violetten Doldentrauben, alle aus Chile. Sie lassen sich schwer überwintern. Man säet sie im Frühling in Töpfe oder Mistbeete und versetzt die jungen Pflanzen im Juni ins freie Land, wo sie dann blühen und bis zum Herbst ihre Samen reifen.

Calandrōne, ein flötenartiges ländliches Blasinstrument in Italien, rauhen, aber nicht unangenehmen Tons.

Calanĭdae, eine Familie der Eucopepoden (s. Copepoden) mit gestrecktem Körper, sehr langem ersten Fühlerpaar, gering entwickelten ersten und langen folgenden Beinpaaren, median gelegenem, unpaarem Auge. Etwa 150 Arten sind bekannt, von denen 7 im Süßwasser, die übrigen im Meere leben.

Calantĭca, s. Calautica.

Calao, s. Nashornvögel.

Calas (spr. kalláß), Jean, ein Opfer des religiösen Fanatismus und einer demoralisierten Justiz, geb. 19. März 1698 von prot. Eltern zu Lacaparède in Languedoc, lebte als Kaufmann zu Toulouse, wo er im Rufe eines rechtschaffenen Mannes stand. Am 13. Okt. 1761 wurde sein ältester Sohn Marc Antoine C., ein dem Spiele ergebener und in Schwermut versunkener junger Mann, in dem Warenmagazin erhängt gefunden. Es war kein Zweifel, daß er selbst Hand an sich gelegt habe; allein das Volk beschuldigte den Vater und die übrigen Familienglieder dieses Mordes aus religiösem Eifer; denn es ging das Gerücht, der Sohn habe zum Katholicismus übertreten wollen. Die Mönche nahmen den Leichnam gleich dem eines Märtyrers in Beschlag, thaten auch alles Mögliche, um das Volk aufzuregen und in seinem Wahne zu bestärken. Die Familie C. wurde verhaftet und ein Kriminalprozeß eingeleitet, in dem eine Menge verblendeter, vielleicht auch bestochener Zeugen auftraten. Obgleich C. für seine Unschuld viele Gründe vorbrachte, so verurteilte ihn doch das Parlament zu Toulouse mit acht Stimmen gegen fünf zum Tode des Rades. Am 9. März 1762 wurde C. hingerichtet. Das Vermögen der Familie ward konfisciert. Der jüngste Sohn wurde auf ewig aus Frankreich verbannt; allein die Mönche brachten ihn in ein Kloster, wo er den Protestantismus abschwören mußte. Auch die Töchter wurden in ein Kloster gesteckt. Die Witwe, die in die Schweiz geflohen war, hatte das Glück, Voltaire zu Ferney für ihr Schicksal zu interessieren. Dieser brachte die ganze Angelegenheit durch eine Schrift "Sur la tolérance" vor die öffentliche Meinung und zeigte, daß C. ein Opfer des Fanatismus geworden sei. Nach einer Revision des Prozesses erklärte das Parlament zu Paris 1765 C. und seine Familie für vollkommen unschuldig. Ludwig XV. bewilligte der Familie eine Summe von 30000 Livres; allein weder das Parlament zu Toulouse noch der mitschuldige Klerus wurden wegen dieses Justizmordes zur Rechenschaft gezogen. - Vgl. Coquerel, J. C. et sa famille (Par. 1858; 2. Aufl. 1870); J. C. (im "Neuen Pitaval", 1. Folge, Bd. 4, 3. Aufl., Lpz. 1871); Hertz, Voltaire und die franz. Strafrechtspflege im 18. Jahrh. (Stuttg. 1887).

Calasanza, Joseph, s. Piaristen.

Calascibetta (spr. kalaschi-), Stadt im Kreis Piazza Armerina der ital. Provinz Caltanissetta auf Sicilien, nördlich des von der Eisenbahn Catania-Aragona durchzogenen Engpasses, in 478 m Höhe, am Abhange des Monte-Artesino (1193 m), hat Post und Telegraph, (1881) 6867 E., Seidenkultur, Getreide- und Olivenbau.

Calascione, s. Colascione.

Calāta (ital., "Abhang", "Fall"), ital. Tanz in raschem Tempo, meist in Zweiviertel-, seltener Zweiachteltakt.

Calatafīmi, Stadt im Kreis Alcamo der ital. Provinz Trapani auf Sicilien, 1½ Stunde von der Station Alcamo-C. der Linie Palermo-Trapani der Sicil. Eisenbahnen, hat (1881) 10419 E., ein Kastell maur. Ursprungs, jetzt Gefängnis, Landwirtschaft und vorzügliche Käsebereitung. In der Nähe die Ruinen von Segesta. Der Ort hat seinen Namen (Kalât al-Fimi) von den Saracenen, von denen er 22. April 828 eingenommen wurde. Hier erfolgte 15. Mai 1860 der erste Zusammenstoß Garibaldis mit den neapolit. Truppen unter Landi, in dem letzterer zurückgeschlagen wurde.

Calatayūd, Bezirkshauptstadt der span. Provinz Saragossa, in 522 m Höhe, an der Einmündung des Jiloca in den Jalon und an der Bahnlinie Madrid-Saragossa, leidet unter den kalten Winden vom Moncayogebirge, ist Bischofssitz hat (1887) 11055 E., Reste arab. Festungswerke, zahlreiche Kirchen und Thore; Leder- und Seidenfabrikation. Der obere, von Armen bewohnte Stadtteil (Moreria) besteht aus Felsgrotten. Die Umgebung liefert Wein, Öl und den besten Hanf Spaniens. - C. wurde im 8.Jahrh. von dem maur. Feldherrn Ayud (daher der Name "Schloß des Ayud") gegründet und 1120 von Alfons I. von Aragonien erobert.

Calātor (lat.), Ausrufer, im alten Rom ein Diener, der Personen, die der Herr zu sprechen wünschte, herbeizurufen hatte. Insbesondere hießen so die Freigelassenen, die den einzelnen Mitgliedern der höhern Priesterkollegien beigegeben waren und dem Volke Mitteilungen zu machen hatten.

Calatrāva la Viēja, ehemaliges festes Schloß in der span. Provinz Ciudad-Real in Neucastilien, im NW. von Valdepenas, ist völlig verschwunden.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]