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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Caldĕron; Caldiēro; Caldonazzo

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Calderon (Philippe) - Caldonazzo

in Salamanca, trat 1625 in das Heer und diente in Italien und Flandern. Er gewann 1620 bei einem poet. Wettstreit einen Preis. 1636 und 1637 erschienen ein 1. und 2. Teil seiner Schauspiele, darunter: "Das Leben ein Traum", "Die Andacht zum Kreuz", "Der standhafte Prinz", "Der Arzt seiner Ehre", die uns den Dichter auf der Höhe seines Könnens zeigen. 1637 erhielt er das Ordenskleid von Santiago; 1640 unterbrach ihn der Catalonische Krieg in der Abfassung von "Certámen de amor y celos". 1651 trat er in den Priesterstand. Im Gegensatz zu Lope und Tirso beschränkten in der strenger denkenden Zeit die Weihen seine Thätigkeit für das Theater; doch verfaßte er bis zum letzten Lebensjahr die "Autos" für das Fronleichnamsfest der Stadt Madrid und eine Reihe von Festvorstellungen für den königl. Palast. 1653 erhielt er eine Pfründe in Toledo, 1663 den Titel als Kaplan beim Hause Castilien. Er starb 25. Mai 1681. Seine Leiche ruht in der Kirche San Pedro de los Naturales.

Nach dem Tode Lope de Vegas beherrschte C. unbestritten die Bühne, zuletzt als der offizielle Dramatiker des Hofs und der Hauptstadt. Im 18. Jahrh. ging in dem Marasmus der span. Nation auch sein Andenken fast verloren; die deutsche Romantische Schule, insbesondere A. W. Schlegel, hat ihn für das eigene Vaterland sozusagen neu entdeckt. Doch beruht dort die Pflege seines Andenkens, wie sie besonders 1881 bei der Centenarfeier seines Todes hervortrat, mehr auf patriotischem als auf poet. Interesse, und es hat trotz vieler Versuche nur sein ausgezeichnetes Drama "Der Alkalde von Zalamea", ferner "Das Leben ein Traum" und das Lustspiel "Dame Kobold" ("La dama duende") auf der modernen Bühne Fuß fassen können. C. ist der hervorragendste Vertreter des span. Nationaltheaters in seinen glänzenden Vorzügen, aber ebenso auch in seinen Schwächen, verkörpert die Ideale jener großen und mächtigen Nation, zugleich aber auch die ganze Einseitigkeit und eigenartige Willkür ihres Geisteslebens. Eine so gewaltige Schöpfung, wie z. B. "Die Andacht zum Kreuz" ist, wird sie heute die Mehrzahl der Leser eher abstoßen. Seine gleich genialen Vorgänger Lope und Tirso überragt C. durch sein stärkeres künstlerisches Bewußtsein; Tiefsinn und Gestaltungskraft zeichnen "Das Leben ein Traum", "Der standhafte Prinz", "Der wunderthätige Magus", "Die Tochter der Luft" und manch anderes, minder bekanntes Drama aus. Es sind von ihm etwa 120 Schauspiele vorhanden, 10 verloren; dazu kommen ungefähr 80 Autos. Die gegen 100 Saynetes und 200 Loas, von welchen Vera Tassis spricht, sind bis auf wenige verloren, ebenso der größte Teil seiner lyrischen Dichtungen und eine "Apologia, de la Comedia". Bei des Dichters Lebzeiten erschienen 4 Bände seiner "Comedias" (Madr. 1635 - 72). Nach seinem Tode gab Vera Tassis diese 4 Bände neu heraus und fügte 5 weitere hinzu (ebd. 1683 - 91). Auf dieser höchst mangelhaften aber wichtigsten Ausgabe beruhen alle spätern, auch die von Keil (4 Bde., Lpz. 1827 - 30) und die von Hartzenbusch in Bd. 7, 9, 12, 14 der "Biblioteca de autores españoles". Als erstmalige kritische Textrecension ist die des "Mágico prodigioso" von Morel-Fatio (Heilbr. 1877) hervorzuheben; an ihn schließt sich Krenkel, "Klassische Bühnendichtungen der Spanier", I-III (Lpz. 1881 - 87). Von den Autos hat C. selbst einen Band veröffentlicht; 1717 veranstaltete Pando y Mier eine Sammlung nach den Originalen in 6 Bänden (2. Ausg. 1759 - 60); einige sind noch unediert. Lyrische Gedichte, "Poesias", erschienen in Cadiz 1845, "Poesias inéditas" in Madrid 1881. Übersetzungen der Schauspiele ins Deutsche von A. W. Schlegel (2 Bde., Berl. 1803 - 9), von Gries (8 Bde., ebd. 1815 - 24), Malsburg (6 Bde., Lpz. 1819 - 25), Martin (3 Bde., 1844). Die "Autos" sind sämtlich von Lorinser (18 Bde., Regensb. 1856 - 72) verdeutscht; "Geistliche Schauspiele" von Eichendorff. - Von Monographien sind Schmidt, Die Schauspiele C.s (Elberf. 1857), und Menendez Pelayo, C. y su teatro (Madr. 1881), in erster Linie zu nennen; ferner Morel-Fatio, Calderon (Par. 1881); Hommage à C. (1881); Moguel, El Mágico prodigioso (1881); Rubió y Lluch, El sentimiento del honor en el teatro del C. (1881); Dorer, Die Calderon-Litteratur in Deutschland (Lpz. 1881); ders., Beiträge zur Calderon-Litteratur (2 Hefte, Dresd. 1884); Günthner, C.und seine Werke (2 Bde., Freib. i. Br. 1888); Schäffer Geschichte des span. Nationaldramas (2 Bde., Lpz. 1890).

Caldĕron, Philippe, engl. Maler, geb. 3. Mai 1833 in Poitiers, von span. Abkunft, kam 1850 nach London, wo er Leighs Schüler wurde, und ging 1851 nach Paris, wo er in Picots Atelier eintrat. Seine Gemälde, meist Genrebilder, zeichnen sich durch Lebenswahrheit und feine Färbung aus. Zu seinen bekanntesten Bildern gehören: Das gebrochene Gelübde (1857), Die Tochter des Gefängniswärters, Die Werbung (1861), Die engl. Gesandtschaft in Paris am Abend vor der Bartholomäusnacht (1863), Hamlet (1868), Mutter und Kinder am Paradebett des gefallenen Gatten (1878), Die Blumen und Früchte der Erde (1888; Hamburger Kunsthalle). 1867 wurde er Mitglied der Londoner Akademie und erhielt im selben Jahre als der einzige der engl. Künstler auf der Pariser Weltausstellung für "Des Siegers Heimkehr" die goldene Medaille. Sein Bild "Elisabeth von Ungarn thut unbekleidet Buße" (1891) erweckte wegen angeblicher Unsittlichkeit viel Streit. Auch als Bildnismaler ist C. beliebt.

Caldĕron, Don Serafin Estebanez, s. Estebanez Calderon.

Caldiēro, Dorf im Distrikt San Bonifazio der ital. Provinz Verona, 14 km östlich von Verona, an der Linie Verona-Venedig des Adriatischen Netzes, hat (1881) 1696, als Gemeinde 2521 E. und heiße, schon im Altertum bekannte Schwefelquellen. Am 12. Nov. 1796 lieferten hier die unter Alvinczy zum Entsatze Mantuas vorrückenden Österreicher den Franzosen unter Bonaparte ein blutiges Treffen, das den Rückzug der letztern nach Verona veranlaßte und das Vorspiel zur Schlacht von Arcole (s. d.) ward. Ferner eröffnete hier der franz. Marschall Masséna den Feldzug von 1805, indem er dem österr. Heere unter Erzherzog Karl am 29., 30. und 31. Okt. eine Reihe hitziger Gefechte lieferte; er mußte jedoch das Schlachtfeld räumen, nachdem ein am 30. Okt. unternommener Versuch, mit 4 Infanteriedivisionen und 1 Kavalleriedivision von Vago aus die feindliche Stellung zu durchbrechen, nach langem erbitterten Kampfe gegen Abend an dem Vorstoße von fünf frischen Grenadierbataillonen gescheitert war.

Caldonazzo, Dorf im Gerichtsbezirk Levico der österr. Bezirkshauptmannschaft Borgo, in Südtirol im Valsuganathale, nahe bei Levico (486 m), zwischen dem Wildbache Centa und dem schönen fischreichen See von C. (447 m), hat (1890) 1753,

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