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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Caliban - Cälius

Calĭban (vielleicht entstellt aus cannibal, "Kannibale"), in Shakespeares "Sturm" ein halbmenschliches Ungeheuer, das Gegenstück zu dem zarten Luftgeiste Ariel (s. d.), dann überhaupt ungeschlachtes Geschöpf.

Caliban (spr.-báng), Pseudonym für Aug. Emile Bergerat (s. d.).

Calibrieren, s. Kalibrieren.

Caliche (span., spr. -lihtsche), s. Chilesalpeter.

Calicot (frz.,spr.-koh), Gewebe, s. Kaliko. Nach einer Person Namens C. in Scribes Stück "Le combat des Montagnes") ist dies Wort in der franz. Umgangssprache zum Spitznamen geworden und bedeutet soviel wie Ladenschwengel, Ellenreiter.

Calĭcut, engl. verderbt aus Kōlikōtta oder Kōlikōdu, See- und Handelsstadt im Distrikt Malabar der indobrit. Präsidentschaft Madras, am Indischen Ocean in niedriger Gegend, war in frühern Jahrhunderten der blühende Hauptort eines eigenen, unter mohammedanischen, Samundri ("Seekönig", malajālisch: Tāmūrī; engl. verderbt Zamorin) genannten Fürsten stehenden Staates, zeigt aber kaum noch Spuren seiner frühern Größe. C. hat (1891) 66078 E. (gegen 57085 im J. 1881), darunter 37733 Hindu, 24545 Mohammedaner (alle Mappila, s. d.) und 3703 Christen, einen geräumigen, aber versandeten Hafen, Salzlager, Baumwollweberei und Handel mit Kokosnüssen, verschiedenen Gewürzen, Baumwolle, Wachs, Teak- und Sandelholz. - Die Portugiesen landeten in C. unter Covilham zuerst 1486, dann unter Vasco de Gama 18. Mai 1498. Später, 1510 unter Albuquerque, verbrannten sie die Stadt, wurden aber bald wieder vertrieben und erhielten erst 1513 die Erlaubnis zum Bau einer befestigten Faktorei. Auch die Englisch-Ostindische Compagnie gründete 1616 eine solche. 1766 wurde C. von Haidar-Ali, Sultan von Maisur, unterworfen; nachdem es sich wieder befreit hatte, wurde es 1773 von Haidar-Ali abermals erobert; ihn vertrieben 1782 die Engländer. Darauf eroberte Tipu-Sahib 1789 C., verwüstete es fast gänzlich und vertrieb alle fremden mohammed. Handelsleute. 1792 gelangte C. wieder an die Engländer und hat sich seitdem etwas gehoben. Von C. stammt der Handelsausdruck Kaliko (s. d.) für gedruckte Kattune.

Calidĭus, Marcus, röm. Redner, ein Zeitgenosse Ciceros und Parteigänger Cäsars, war 57 v. Chr. Prätor und starb als Statthalter des diesseitigen Galliens 47 v. Chr. Er war ein Hauptvertreter der sog. attischen Richtung in der röm. Beredsamkeit. Die Fragmente seiner Reden hat H. Meyer in den "Oratorum Romanorum fragmenta" (2. Aufl., Zür. 1842) gesammelt.

Calĭdris, s. Sanderling.

Californien, s. Kalifornien.

Calĭgae (lat.), lederne Fußbekleidung, besonders die altröm. Soldatenstiefel; auch die kleinen Stiefel, die dem Bischof, wenn er das Meßopfer verrichtet, übergeknöpft werden; C. hispanĭcae, Spanische Stiefel, Folterwerkzeug.

Caligŭla, Gajus Cäsar, röm. Kaiser 37 - 41 n. Chr., der jüngste Sohn des Germanicus und der Agrippina, geb. 31. Aug. 12 n. Chr., teilte schon als zweijähriger Knabe das Lagerleben seines Vaters und wurde daher von den Soldaten mit dem Kosenamen C. (Soldatenstiefelchen) benannt. Er begleitete seinen Vater im J. 18 nach Syrien und wurde nach dessen Tode nach Rom zurückgekehrt, zuerst im Hause seiner Mutter, dann, nach deren Verbannung, bei Livia, der Mutter des Tiberius, seiner Urgroßmutter, zuletzt der seines Vaters Mutter Antonia erzogen. Zu Tiberius berufen, schmeichelte er sich bei diesem ein, sodaß er dem Schicksale seiner Eltern und Geschwister entging. Nach der Ermordung des Tiberius (im März 37), an der er wahrscheinlich beteiligt war, eilte er mit der Leiche nach Rom und wurde hier vom Volke und Senat mit Jubel als Alleinherrscher begrüßt, obgleich Tiberius seinen Enkel, den jüngern Tiberius, zum Miterben eingesetzt hatte. In der ersten Zeit seiner Regierung zeigte er sich besser, als sein Zusammenleben mit Tiberius und dessen eigene Äußerung, daß er in ihm eine Natter für das röm. Volk auferziehe, annehmen ließen. Erst als er im 8. Monat seiner Regierung infolge von Ausschweifungen schwer erkrankt war, trat nach seiner kaum erwarteten Genesung das Bösartige seiner Natur völlig zu Tage. Mit der unsinnigen Verschwendung, die er von Anfang an geübt hatte und durch die er die großen, von Tiberius angesammelten Summen (270 Mill. Sesterzien = 50 Mill. M.) in einem Jahre vergeudete, verband er die wüsteste Wollust und entsetzlichste Grausamkeit und einen maßlosen und oft auf das seltsamste sich äußernden Hochmut. Wenn auch nur ein kleiner Teil dessen wahr ist, was von C.s Einfällen erzählt wird, so muß man, wenn nicht an eine Zerrüttung, so doch an eine Überreizung seines Geistes glauben. Unzählige Hinrichtungen folgten aufeinander als Opfer seines finstern Argwohns und der aus seiner Verschwendung sich ergebenden Habsucht, da die Güter der Hingerichteten den erschöpften Schatz füllen mußten; C. mordete aber auch aus reiner Mordlust. Im Herbst 39 brach C. nach Gallien auf, wie er vorgab, um die Germanen für ihre Einfälle in das röm. Gebiet zu züchtigen, in Wahrheit aber, um nunmehr auch in Gallien wie seither in Rom zu plündern und zu wüten. Er ging mit einem großen Heere über den Rhein, kehrte aber bald wieder um, ohne den Feind gesehen zu haben. Bevor er Gallien verließ, versammelte er sein Heer in Schlachtordnung an der Britannien gegenüber gelegenen Küste und befahl den Soldaten, Muscheln am Strande zu sammeln, die er als eine dem Ocean entrissene Beute in Rom den Göttern weihen wollte. In Rom zog er an seinem Geburtstage 31. Aug. 40 im kleinen Triumph (der Ovation) wieder ein, ließ sich Tempel bauen, stiftete sich ein eigenes Priestertum, errichtete seine Statue in den Tempeln zu Milet, Jerusalem u. a., und befahl deren göttliche Verehrung. Auch die große Masse des Volks in Rom entfremdete er sich zuletzt durch die Einführung neuer schwerer Abgaben. Trotzdem blieb, abgesehen von einigen vereitelten oder niedergeschlagenen Verschwörungen, der Friede während seiner Regierung ungestört. Erst als C.s Grausamkeit seine nächste Umgebung bedrohte und sein Übermut einen Prätorianertribunen (Gardeobersten) tödlich beleidigte, bildete sich eine Verschwörung, der C. am 24. Jan. 41 zum Opfer fiel.

Calistoga, Ort im County Napa im nordamerik. Staate Kalifornien, nordöstlich von San Francisco, ist bekannt wegen der heißen Quellen und des "versteinerten Waldes" in seiner Nähe.

Cälĭus, Marcus C. Rufus, Redner und Politiker in den letzten Zeiten der röm. Republik, den Cicero 56 v. Chr. in einer erhaltenen Rede verteidigte. Von seinen eigenen Reden sind nur Fragmente übrig; erhalten sind jedoch 17 Briefe von ihm an Cicero, namentlich aus der Zeit von dessen Statthalterschaft in Cilicien (51/50 v. Chr.). Bei Ausbruch des Bürgerkrieges ging er zu Cäsar über,

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