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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Camarlingo; Camáuro; Camayura; Cambacérès; Cambalholz; Cambay; Camberg; Cambert; Cambertwell; Cambi

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Camarlingo - Cambi

wurde die Stadt von den Saracenen völlig zerstört; es sind nur Reste der Mauern und unbedeutende Tempelruinen vorhanden.

Camarlingo (ital.), s. Camerlengo.

Camáuro (ital.), die rotsammetene Mütze des Papstes.

Camayura, Indianerstamm, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S. 527 a).

Cambacérès (spr. kangbasserähß), Jean Jacques Régis de, Herzog von Parma, franz. Staatsmann, geb. 18. Okt. 1753 zu Montpellier, bekleidete nach Ausbruch der Revolution mehrere Verwaltungsposten und wurde 1791 Präsident des Kriminalgerichts zu Montpellier. In den Nationalkonvent berufen, hatte er als Mitglied der Gesetzkommission bedeutenden Einfluß auf die Gesetzentwürfe. In dem Prozeß des Königs sprach er zwar dem Konvent das Recht ab, Ludwig XVI. zu richten, bejahte aber doch die Schuldfrage des Königs und wollte nur die Entscheidung und Exekution bis nach Abwehr der Invasion verschoben und nur im Fall der ernsten Gefährdung der Republik durch die Feinde früher vollzogen haben. Im März 1793 beantragte C. mit andern die Errichtung des Revolutionstribunals und klagte Dumouriez des Hochverrats an. Auch gab er die Girondisten auf, denen er sich vorher beigesellt hatte, und half sie stürzen. Nicht Überzeugung, nur Vorsicht näherte ihn der Bergpartei. Er war Mitglied der Kommission für den Entwurf des neuen Civilgesetzbuchs, das im Aug. 1793 vorgelegt wurde. Bald darauf erhielt er den Auftrag, mit Merlin von Douai alle Gesetze zu revidieren und zu kodifizieren. Nach den Vorgängen vom 9. Thermidor (27. Juli 1794), an denen er keinen Anteil hatte, wurde er zum Präsidenten des Konvents, später des Wohlfahrtsausschusses gewählt, verlor aber diese große Gewalt, als seine Gegner den Argwohn der Konspiration für die Monarchie oder für eine Diktatur gegen ihn zu erwecken wußten. Unter dem Direktorium legte er dem Rate der Fünfhundert den früher verfaßten Entwurf des Civilcodex vor, der die Grundlage des Code Napoléon bildet. Im Okt. 1796 wurde er Präsident des Rats der Fünfhundert, mußte jedoch auf Veranlassung des Direktoriums austreten. Nach der Umgestaltung dieser Behörde 18. Juni 1799 wurde er durch seinen Freund Sieyès Justizminister; nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. Nov. 1799) ernannte ihn Bonaparte zum Zweiten Konsul an Sieyès' Stelle. Während des Konsulats beschäftigte sich C. vorzüglich mit der Einrichtung der Rechtspflege und begründete damit seinen Ruf. Nach der Thronbesteigung des Kaisers zum Erzkanzler des Reichs erhoben, nahm er an allen Regierungsmaßregeln regsten Teil; die meisten unter Napoleon erlassenen Senatskonsulte wurden von C. entworfen. Napoleon erhob ihn 1808 zum Herzog von Parma und übertrug ihm 1813 die Präsidentschaft des Regentschaftsrats. Während der Hundert Tage übernahm er auf dringende Bitte Napoleons das Justizministerium und das Präsidium der Pairskammer. Nach der zweiten Restauration kehrte er nach Paris zurück, wurde aber 1816 als "Königsmörder" des Landes verwiesen und erst 1818 in seine bürgerlichen und polit. Rechte eingesetzt. Von da an lebte er in Zurückgezogenheit zu Paris bis zu seinem Tode 8. März 1824. Er schrieb: "Projet de Code civil et discours préliminaire" (1794; 2. Aufl. 1796) und (mit Oudot): "Constitution de la République française" (5 Bde., 1798). - Vgl. Aubriet, Vie de C. (Par. 1825).

Cambalholz, s. Camwood.

Cambay (spr. kämmbéh, engl. verderbt aus ind. Khambhāt, sanskr. Khambhabhawatī, "Pfeilerstadt"), verkommener Hauptort des gleichnamigen mohammed. Vasallenstaates in der nördl. Abteilung der indobrit. Präsidentschaft Bombay (mit 906 qkm und [1881] 86074 E., darunter 70708 Hindu und12417 Mohammedaner), am Mahi, von einer zertrümmerten Ringmauer umgeben, hat (1881) 36007 E. (darunter 25314 Hindu, 8038 Mohammedaner, 2525 Dschain, 119 Parßi), einen geräumigen Residenzpalast des Nawwab und eine Dschami' Masdschid genannte Hauptmoschee. Ein sehr alter, früher viel besuchter Hafen- und Handelsort, war C. auch wegen seiner Baumwollwebereien, Manufakturen von Seide, Gold- und Silberbrokat sowie seiner Schleifereien von Karneolen, Achaten und Onyxen berühmt. Nur die Steinschleifereien haben sich bis in die Gegenwart erhalten. Hauptursache des Verfalls ist die Versandung des Hafens. Nach der Errichtung des mohammed. Reichs Gudschrat, gegen Ende des 14. Jahrh., wurde C. die Hauptstadt der anliegenden Distrikte, erreichte zu Anfang des 16. Jahrh. seine höchste Blüte, widerstand in der letzten Hälfte des 18. Jahrh. dem Ansturm der Mahratten, kam aber 1818 durch den Friedensschluß von Bassein an die Engländer. - Der Golf von C., 130 km lang, 40 km breit, südlich von der Stadt C., trennt die Halbinsel Gudschrat von der nördl. Bombayküste. Durch die Ablagerungen der Flüsse Tapti, Narbada, Mahi und Sabarmati versandet er immer mehr.

Camberg, Stadt im Kreis Limburg des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, 18 km südöstlich von Limburg, an der Ems und der Linie Frankfurt-Höchst-Limburg der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2368 E., darunter 228 Evangelische und 101 Israeliten, Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Wiesbaden), ein Schloß und eine Taubstummenanstalt (seit 1820). C. gehörte früher zu Kurtrier.

Cambert (spr. kangbähr), Robert, franz. Opernkomponist, geb. um 1628 zu Paris, gest. 1677 in London, ist der eigentliche Schöpfer der franz. Oper; seine Kompositionen "La pastorale" (1659),"Ariane" (1661), "Pomone" (1671), "Les peines et les plaisirs d' amour" (1672) bildeten die ersten Versuche, das neue Musikdrama auf franz. Dichtungen zu übertragen. Mit Perrin, der diese Operntexte dichtete, übernahm C. gemeinsam die Direktion der ersten franz. Opernbühne in Paris (Académie royale de musique), verlor aber mit seinem Genossen diese Stellung an Lully und begab sich hierauf nach England. C. übertrifft seinen Rivalen an Schule, steht aber an Begabung tief unter ihm. - Vgl. Thoinan und Nuitter, Les origines de l' opéra français (Par. 1885).

Cambertwell (spr. kämm-), Stadtteil von London (s. d.), in der Grafschaft Surrey, 3 km südlich von London Bridge, hat (1891) 81654 E.

Cambi, Ulisse, ital. Bildhauer, geb. 22. Sept. 1807 in Florenz, besuchte die dortige Akademie und bildete sich dann in Rom weiter, wo er sein erstes bedeutendes Werk, Daphnis und Chloe, schuf. 1833 vollendete er für Lucca die Kolossalstatue des Gonfaloniere Francesco Burlamacchi; sodann für Florenz 1844 das Denkmal des Malers Sabatelli in Sta. Croce, 1845 die Statue Benvenuto Cellinis im Portikus der Uffiziengalerie, 1849 das Denkmal des Marchese Luigi Tempi in der Kirche Sant' Annun-^[folgende Seite]

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