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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Camphuysen - Campoamor

Camphuysen (spr. -heusen), Dirk Rafaëlsz, niederländ. Dichter, geb. 1586 zu Gorkum, studierte in Leiden Theologie und wurde Prediger in dem utrechtischen Dorfe Vleuten, als Arminianer jedoch aus seinem Amte vertrieben. Von Ort zu Ort wandernd, lebte er fast stets in Armut und Not, bis er zu Dokkum in Friesland ein Asyl fand. Hier starb er 9. Juli 1627. Seine größtenteils religiösen Gedichte («Stichttelijke Rijmen») zeichnen sich durch Originalität und Tiefe des Gefühls aus und sind mehr als dreißigmal gedruckt. – Vgl. Kindermann, Het beeld van C. (2. Aufl., 2 Bde., Herzogenbusch 1853).

Camphuysen (spr. -heusen), Raphael und Govaert, niederländ. Maler, Neffen des vorigen, aus Gorkum stammend, waren in Amsterdam thätig. Raphael C. (1598‒1657) malte Landschaften in der Weise des Aert van der Neer mit Mondscheinbeleuchtung. Sein Bruder Govaert (1624‒72) führte Viehstücke aus und kommt in denselben, was Feinheit und Durchbildung der Einzelheiten betrifft, dem Paul Potter sehr nahe, mit dessen Bildern die seinigen häufig sogar verwechselt werden.

Campi, ital. Künstlerfamilie, die zu Cremona eine eklektische Schule bildete, welche in der Mitte und gegen Ende des 16. Jahrh. blühte. Der erste namhafte Künstler dieser Familie war Galeazzo C. (1475‒1536). Von seinen drei Söhnen war Giulio C. (1500‒72) das Haupt jener Schule. Dieser lernte in Mantua bei Giulio Romano neben der Malerei auch Plastik und Baukunst. Dann ging er nach Rom, studierte die Antike und Raffael. Auch Tizian und Pordenone beeinflußten ihn, sodaß er z. B. in seinen großen Bildern zu San Gismondo mit ersterm verwechselt worden ist, während man seinen Christus vor Pilatus, im Dom, dem Pordenone zuschrieb. Giulio übertrifft seine Brüder an Bedeutung: es finden sich besonders schöne Frauenköpfe von ihm.

Antonio C., genannt Cremonese (gest. um 1591), lernte bei seinem Bruder Giulio Malerei und Baukunst; letztere kam ihm bei seinen Ansichten, wie z. B. der Sakristei des heil. Petrus, sehr zu statten. Außerdem war er auch Bildhauer, Kupferstecher, ja Geschichtschreiber seiner Vaterstadt, deren Chronik er 1585 mit vielen Kupferstichen herausgab. In der Malerei wählte er hauptsächlich Correggio zum Vorbilde. In San Paolo zu Mailand befindet sich von ihm eine Geburt Christi (1580).

Mehr nach ihm als nach Giulio scheint sich Vincenzo C., gest. 1591, gebildet zu haben. Dieser war glücklicher in kleinern Figuren als in großen Darstellungen; auch werden seine Bildnisse und Fruchtstücke geschätzt. Zu Cremona findet sich von seiner Hand viermal eine Kreuzabnahme Christi.

Bernardino C., geb. 1522, gest. nach 1590, ein Verwandter der Brüder, ist der bedeutendste Meister der Schule. Anfangs von dem ältesten C. unterrichtet, nahm er später Giulio Romano, Tizian und Correggio zu Vorbildern, namentlich aber Raffael. Die Malerin Sofonisba Anguiscola ist seine berühmte Schülerin. In Cremona ist die Kuppel des Chors der Kirche San Gismondo sein größtes Meisterwerk. C. war auch im Porträt ausgezeichnet und hat einige schöne Stiche geliefert.

Campiglia Marittĭma (spr. pilja), Ort im Kreis Volterra der ital. Provinz Pisa, an der Linie Pisa-Follonica des Mittelmeernetzes, liegt malerisch auf dem Rücken des Monte-Pilli, hat Post und Telegraph, (1881) 5484, als Gemeinde 6466 E., eine alte Kirche San Giovanni, Schloßruine, etrusk. Gräber und Bergbau auf Blei-, Eisen- und Kupfererze, Alaunschiefer und sog. Calvomarmor.

Campiglio (spr. -piljo), klimatischer Kurort in Südtirol, s. Madonna di Campiglio.

Campinas, s. São Carlos de Campinas.

Campīne, Landstrich in Belgien, s. Kempen.

Campīnerhuhn, in Ostfriesland heimisches Haushuhn. In der Zeichnung dem Hamburger Silbersprenkel ähnlich, unterscheidet es sich von diesem durch den einfachen Kamm.

Campĭo, im Mittelalter Fußkämpfer in den Gottesurteilen (s. d.).

Campi Phlegraei, s. Phlegräische Felder.

Campi Raudĭi, s. Vercelli.

Campistron (spr. kangpistróng), Jean Galbert de, franz. Dichter, geb. 1656 zu Toulouse, war Sekretär des Herzogs von Vendôme, wurde 1701 Mitglied der Akademie und starb 11. Mai 1723 zu Toulouse. Er kam früh nach Paris und trat als Dichter in Racines Fußstapfen. Sein bestes Werk ist «Tiridate» (1691), das sich lange auf der Bühne hielt. Im «Andronic» (1685) behandelt C. unter antiken Namen denselben Stoff, der Schillers «Don Carlos» zu Grunde liegt. Seine übrigen Stücke sind unbedeutend. Die beste Ausgabe seiner «Œuvres» erschien zu Paris 1750 (3 Bde.). «Œuvres choises» gab Auger heraus (Par. 1810).

Campĭtae (lat.), s. Donatisten.

Campitello, Dorf in Tirol, s. Fassa.

Campo (span. und ital.), Feld, Ebene.

Campoamōr, Don Ramon de C. y Campoosorio, span. Dichter, aus einem altadligen Geschlecht Asturiens, geb. 1817 in Navia (Distrikt Luarca), studierte Medizin, folgte aber bald ganz seinen poet. und philos. Neigungen. Nach der Weise des Landes begründete der Erfolg seiner «Poesias» (1840) zugleich seine polit. Carriere, in der er einer gemäßigt liberalen, dynastischen Richtung treu blieb. Nachdem er kurze Zeit den «Español» redigiert hatte, wurde er Auxiliar im Consejo Real, dann Gouverneur von Castellon, Alicante, Valencia, erster Sekretär im Finanzministerium, Abteilungsdirektor im Ministerium des Innern, 1875 Staatsrat, dazwischen wiederholt Deputierter. Eine sehr subjektiv-eklektische Philosophie hat er in «Filosofía de las leyes» (1846), «El personalismo» (1850), «Lo absoluto» (1862), «El idealismo» (1883) zu entwickeln gesucht, ein polit. Duell mit Castelar in «Polémicas con la democracia» (1862) ausgefochten. Dem Schauspiel «Una muger generosa» (1838) sind einige weitere gefolgt, lesenswert, aber ohne dramat. Bewegung und Wirkung. Seine ältern kleinen Gedichte, die «Ayes del alma» (1842), «Ternezas y flores» (1858), zeichnen sich durch Leichtigkeit und sinnliche Anmut aus; in den «Fábulas morales y politicas» (Madr. 1842; 9. Aufl. 1866) macht sich der Mangel unmittelbarer Naturanschauung auffällig geltend. Die Eigenart C.s fand ihren Ausdruck in den bezeichnenderweise mit einem künstlichen Wort benannten «Doloras» (1856; 16. Aufl. 1882). Es sind hier die Gedanken einer fast behaglichen Skepsis in poet. Empfindung umgesetzt, in leichter, manchmal selbst nachlässiger Form. Eine Menge von Kleindichtern haben ihn nachgeahmt. Zu Schöpfungen im epischen Stil reicht die pikante Melancholie, der gefällige Weltzweifel nicht aus. «El drama universal» (1873) ist trotz einzelner Schönheiten verunglückt, ebenso

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