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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Canadabalsam - Canal du Midi

1869 wurde das ganze große Gebiet der Hudsonbai-Compagnie angekauft und dem Dominion einverleibt, dann trat 20. Juli 1871 Britisch-Columbia ein, und 1. Juli 1873 fand auch der Beitritt der Prinz-Edward-Insel statt, während sich Neufundland bis jetzt dem Bunde noch fern gehalten hat.

Im J. 1870 erhoben sich die in der aus dem Hudsonbaigebiet gebildeten Provinz Manitoba wohnenden Mestizen gegen die Regierung; doch wurde dieser Aufstand von dem Oberst Wolseley binnen kurzer Zeit unterdrückt. Hierauf wanderten viele brit. Kolonisten in die Provinz Manitoba ein, worauf die Mestizen größtenteils wegzogen und sich weiter im Nordwesten niederließen. Es kam jedoch bald zu Streitigkeiten zwischen den Regierungsbeamten und den Mestizen, die eigenmächtig Staatsländereien und von andern Personen erworbene Grundstücke in Besitz nahmen. Als der zu mehrjähriger Verbannung verurteilte Führer des 1870 unterdrückten Aufstandes, Louis Riel, zurückkehrte, warf er sich sogleich zum Vertreter der Beschwerden der Mestizen auf und erregte März 1885 von neuem einen Aufstand, dem sich auch die Indianer anschlossen. Die Regierung sandte sofort alle verfügbaren Truppen unter General Middleton nach dem Westen, und 24. April kam es bei Batoche zu einem blutigen Kampf, der zu keiner Entscheidung führte; 11. Mai brachte Middleton, der Verstärkungen erhalten hatte, den Mestizen jedoch an demselben Ort eine entscheidende Niederlage bei. Die Empörer liefen auseinander, Louis Riel wurde 16. Mai gefangen und 16. Nov. 1885 in Regina hingerichtet.

Eine andere Schwierigkeit entstand 1887 aus der Weigerung der Provinz Manitoba, das der Canad. Pacific-Eisenbahn seitens des Dominion gewährte Monopol anzuerkennen. Namentlich die Bestimmung, daß kein Schienenweg südlich von dieser Bahn an die Grenze der Vereinigten Staaten gebaut werden dürfe, erregte Anstoß, da die Bevölkerung der genannten Provinz auf einer besondern direkten Verbindung mit St. Paul in den Vereinigten Staaten bestand. Drohungen mit gewaltsamem Widerstand und mit Abfall zu den Vereinigten Staaten brachten schließlich die Bahn gegen eine Geldentschädigung zum Nachgeben. Durch die Entwicklung des Schutzzollsystems in den Vereinigten Staaten erlitt schon der Handel starke Einbuße; aber die 1890 erlassene MacKinley-Bill (s. d.) und ein neuer canad. Handelstarif schienen fast den Zweck zu haben, den Verkehr zwischen beiden Ländern gänzlich abzuschneiden. Bald machte sich zwar eine starke Strömung geltend, die erleichterte Verkehrsverhältnisse anstrebte, doch haben die Verhandlungen bisher nicht zum Ziel geführt. Der Streit, der, ähnlich wie die Fischereifrage (s. d.), mit den Vereinigten Staaten um den Robbenfang im Beringmeer (s. d.) schwebte, wurde durch ein Schiedsgericht 15. Aug. 1893 zu Gunsten C.s entschieden. Von Zeit zu Zeit ist der Vorschlag der Einverleibung von C. in die Vereinigten Staaten aufgetaucht, dagegen bemüht man sich aber auch, C. mit dem Mutterlande enger zu verbinden.

Vgl. Murray, History of British America (3 Bde., Edinb. 1843); Monro, History, geography and statistics of Brititish North America (Montreal 1864); McMullen, History of C (1869); Parkman, France and England in North America (5 Bde., Bost. 1865 - 74; deutsch, 3 Bde., Berl. 1875 - 78); Watson, The constitutional history of C. (Toronto 1874); Garneau, Histoire du C. (4. Aufl., 4 Bde., Montreal 1882); Sulte, Histoire des Canadiens français (1882 - 84); Réveillaud, Histoire du C. (Par. 1884); Bourinot, Manual of constitutional History (1888); Kingsford, History of C. (Bd. 1 - 6, 1883 - 93); Greswell, History of C. (1890).

Canadabalsam, Canadischer Terpentin, Terebinthina s. Balsamum Canadense, der Balsam (s. d.) von Abies balsamea L., die in Canada und den nördl. Teilen der Vereinigten Staaten wächst. Von hellgelblicher, etwas grünlicher Farbe, klar und von angenehmem Geruch, wird beim Eintrocknen nicht trübe und wegen letzterer Eigenschaft vielfach zum Konservieren mikroskopischer Präparate benutzt. Er enthält etwa 24 Proz. ätherisches Öl von der Zusammensetzung C10H16 ^[C_{10}H_{16}], im übrigen ein Gemenge von wenigstens zwei verschiedenen Harzarten.

Canădathee, s. Gaultheria.

Canadian-River (spr. kännehdĭänn riwwer) Fluß in den Vereinigten Staaten von Amerika, entspringt im Felsengebirge an der Grenze von Colorado und Neumexiko, fließt, durch zahlreiche Zuflüsse von links verstärkt, in östl. Richtung durch das Indianerterritorium und mündet in den Arkansas.

Canadische Pacific Eisenbahn, s. Amerika (Bd. 1, S. 519) und Pacific-Eisenbahnen.

Canadische Rebe oder fünfblätterige Zaunrebe, s. Ampelopsis.

Canadischer Terpentin, s. Canadabalsam.

Canadische Seen, die Gruppe der fünf großen Süßwasserseen in Nordamerika zwischen Canada und den Vereinigten Staaten, die, durch den St. Lorenzstrom mit dem Meere verbunden, ein Gebiet von 252282,72 qkm bedeckt und die größte Süßwasseransammlung der Erde bildet. Vier von ihnen, der Obere See, der Michigan-, Huron- und Eriesee (s. die einzelnen Artikel), liegen in gleichem Niveau auf einer silurischen Kalkplatte, über deren 100 m hohen Rand der Ausfluß des Eriesees im Niagarafall zum Ontariosee hinabstürzt.

Canadōl, s. Erdöl.

Canaigre (spr. kännehgr), in Nordamerika die Bezeichnung für die Wurzel von Rumex hymenosepalum, die als Gerbmittel verwendet wird.

Canaille (frz., spr. kannáj), Hundepack, Gesindel, Janhagel; Schurke, Lump; en canaille (spr. ang) behandeln, wegwerfend, verächtlich behandeln.

Canal de la Robine (spr. robihn), s. Canal du Midi.

Canal des Salines de Dieuze (spr. dä ßalihn dĕ dĭöhs'), Dieuzer Salinenkanal, im Bezirk Lothringen, führt von Lauterfingen nach Mittersheim an der Saar, ist 5,9 km lang, ohne Schleusen, hat 7 m Sohlbreite und 1,8 m Tiefe. Schon 1809 begonnen, wurde die Anlage erst 1872 - 77 von der deutschen Regierung vollendet. Die Gesamtkosten betrugen 456000 M.

Canal du Midi (spr. dü), Languedockanal, Kanal im südl. Frankreich, beginnt rechts an der Garonne, 2 km oberhalb Toulouse und mündet südwestlich von Cette in den Etang de Thau; er verbindet den Atlantischen Ocean mit dem Mittelländischen Meere. Der C. d. M. ist 239,5 km lang, im Mittel 2 m tief; die Breite beträgt an der Oberfläche 20, am Grunde 10 m. Er hat 100 Schleusen und über 100 Brücken und ist mit einer doppelten Baumreihe besetzt. Der Kanal wurde nach den Plänen des Ingenieurs Andréossy 1666 - 68 von Riquet erbaut und 1681 dem Verkehre übergeben.

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