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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cancroid - Cañete

(1811) zum Adjunkten des Generalproviantmeisters. 1812 erfolgte die Ernennung zum Generalmajor und Generalintendanten der Westarmee, als welcher er die Grundsätze durchzuführen suchte, die er in dem Werk "Über die Militärökonomie im Frieden und im Kriege und über ihr Wechselverhältnis zu den Operationen" (3 Bde., Petersb. 1822 - 23) aufgestellt hat. Seit 1813 bekleidete C. den Posten eines Generalintendanten sämtlicher aktiven Armeekorps und nahm bei der Rückkehr der Truppen nach Rußland den thätigsten Anteil an den Verhandlungen mit Frankreich wegen der sog. Montierungsentschädigung im Betrage von 30 Mill. Frs. Das günstige Resultat brachte ihm 1815 den Rang eines Generallieutenants; aber zugleich verwickelten ihn die Intriguen der altruss. Partei in eine Untersuchung; er erhielt 1820 die erbetene Entlassung vom Posten eines Generalintendanten und wurde zum Mitglied des Conseils des Kriegsministeriums, nachher zum Mitglied des Reichsrats ernannt. 1823 übernahm C. als Finanzminister die Verwaltung des durch Campenhausens und Gurjews Mißgriffe gänzlich entleerten Schatzes, die er 21 Jahre lang zwar mit Erfolg, aber nicht zum Heil Rußlands leitete. Als Schriftsteller hatte sich C. zum Freihandelssystem bekannt, als Minister führte er sofort das strengste Prohibitivsystem ein. Um den schlimmen Stand der russ. Finanzen zu verhüllen, half sich C. dadurch, daß er den Kreditanstalten des Reichs die von Privaten dort niedergelegten Gelder entnahm. Da ferner Kaiser Nikolaus auf eine Herabminderung der Armee nicht einging, half sich C. durch eine maßlose Ausgabe von "Kredit-Billets"; diese repräsentierten angeblich Gold- und Silbermassen, die in der Citadelle von Petersburg niedergelegt sein sollten, in Wahrheit aber gar nicht existierten. Nachdem er seine Entlassung oftmals gefordert, ward sie ihm im April 1844 mit der Bedingung zugestanden, daß er als Reichsrat auch ferner an der Staatsverwaltung teilnehme. Er starb 22. Sept. 1845 in Petersburg. Seine "Reisetagebücher 1844 - 45" wurden hg. vom Grafen Keyserling (2 Bde., Braunschw. 1865). - Vgl. Im Ural und Altai. Briefwechsel zwischen A. von Humboldt und Graf Georg von C. (Lpz. 1869).

Cancroīd, der Epithel- oder Hautkrebs (s.Krebs).

Cancrōma, s. Kahnschnabel.

Cancrös, s. Cancer.

Cand., Abkürzung für Candidatus (Kandidat, s. d.); z. B. cand. med. für candidatus medicinae.

Candagang, die technisch verwendbare Bastfaser von Hibiscus eriocarpus DC.

Caṇḍala (spr. tschan-), s. Tschandāla.

Candarin, Kandarihn (bei den Chinesen Fen, bei den Japanesen Fung oder Pun), der europ. Name eines kleinen Gewichts in China und Japan, der zehnte Teil des chines. Tsién oder Mas und des japan. Monmeh,1/100 des chines. Liang oder Tael und des japan. Rió, eingeteilt in 10 Li (in China) oder Ring (Rin in Japan), welche Li oder Ring von den Europäern Cash (s. d.) genannt werden. Als Gold- und Silbergewicht hat das C. in Kanton und Japan die Schwere von 5,7984 engl. Troygrän oder 0,37573 g. Es ist auch auf der Insel Sumatra im Gebrauch. Das C. als Geldgröße s. Tael.

Candēla (lat.), Kerze.

Candēla, Ort im Kreis Bovino der ital. Provinz Foggia, an der Linie Foggia-Rocchetta des Adriatischen Netzes, in gesunder Lage auf einem Hügel am Fuße des Apennin, hat Post und Telegraph, (1881) 6286 E. und Weinbau.

Candi, ostind. Handelsgewicht, s. Candy.

Candĭa, ital. Name für die Insel Kreta (s. d.) und deren Hauptstadt.

Candidātus, s. Kandidat.

Candĭdo, Pietro, Maler und Bildhauer, s. Witte, Pieter de.

Candiōt, Einwohner von Candia (s. Kreta).

Candlenußbaum (spr. känndl-), s. Bankulnüsse.

Candolle, Augustin Pyrame de, franz. Naturforscher, s. De Candolle.

Candragupta (spr. tschan-), s. Tschandragupta.

Candy, Kändi, ein großes ostind. Gewicht, geteilt in 20 Maunds. Das gewöhnliche C. von Bombay ist = 5 engl. Ctr. (Hundredweights) oder 560 engl. Handelspfd. = 254,012 kg, doch kommen in Bombay auch verschiedene andere C. vor in einer Schwere von 5¼ bis 7 engl. Ctr. = 266,711 bis 355,617 kg, ferner ebendaselbst ein C. für Reis und ein solches für anderes Getreide von 215 15/16 engl. Handelspfd. = 97,948 kg und 358,4 engl. Handelspfd. = 162,568 kg. Auf der Insel Ceylon ist das C. oder Behar (Bahar) teils 560, teils 545 engl. Handelspfd., also teils = dem gewöhnlichen Bombay-Candy, teils = 247,208 kg; ferner bedient man sich daselbst auch des C. von Madras = 500 engl. Handelspfd. = 226,796 kg. Das C. von Surate ist gewöhnlich = 748,8 engl. Handelspfd.= 339,65 kg. In Pondichéry und Karikal wiegt das C. oder die Barre 234,963 kg.

Candy, Stadt auf Ceylon, s. Kandi.

Canēa, Kanea oder Chania, s. Kreta.

Canella Sev., Pflanzengattung aus der Familie der Clusiaceen (s. d.). Ihre wenigen tropisch-amerik. Arten sind Bäume. Die Rinde des in Westindien einheimischen C. alba Murr. kommt als weißer Zimmet in den Handel. (S. Zimmet.)

Canelle, s. Bismarckbraun.

Canelōnes, Departamento der südamerik. Republik Uruguay, ist fruchtbar, hat 4751 qkm und (1889) 72093 E. Hauptort ist Guadalupe de C., 48 km im N. von Montevideo, mit etwa 4000 E.

Canepin (spr. kann'päng), franz. Bezeichnung für weißgar gegerbtes Handschuhleder.

Cañete (spr. kanjehte). 1) Hauptort des Departamento C. (3500 qkm, 28577 E.) in der chilen. Provinz Arauco, in einer freundlichen Ebene unfern des westl. Fußes der Cordillere von Nahuelbuta, hat (1885) 1918 E. Schon 1557 gegründet, aber 1602 von den Araukanern zerstört, wurde es erst 1868 wieder aufgebaut. - 2) Stadt im Depart. Lima der Republik Peru, rechts am gleichnamigen Flusse unweit seiner Mündung, ist mit dem Hafenort Cerro Azul durch Eisenbahn verbunden und hat (1889) 3500 E., Zuckerrohrbau und Handel mit Mais und Fischen.

Cañete (spr. kanjehte), Don Manuel, span. Schriftsteller, geb. 6. Aug. 1822 zu Sevilla, studierte in Cadiz, war Beamter im Ministerium des Innern, später Sekretär des Generalrats für öffentliche Wohlthätigkeit und Kammerherr des Königs. Er war seit 1858 Mitglied der Spanischen Akademie, seit 1880 Mitglied der Akademie der Künste zu San Fernando und starb 3. Nov. 1891 in Madrid. Seine Lieder ("Poesias", 1858) zeigen den pathetischen Charakter der alten Sevillaner Schule. Seine Dramen ("Un rebato en Granada", "El duque de Alba", "La esperanza de la patria" u. a.) fanden Beifall. Um die Kenntnis der Anfänge des span. Theaters hat er sich durch die Ausgabe

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