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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Caprāra; Caprarĭa; Caprĕä; Caprella; Capreŏlus; Caprēra; Capri; Capriccio

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Caprara (Äneas Sylvius, Graf von) - Capriccio

1685 nach Konstantinopel betraut wurde. Nicht lange darauf starb er. Merkwürdig ist der italienische, auch ins Deutsche übertragene Bericht über seine erste Mission, den sein Sekretär Giovanni Benaglia (Bologna 1684) veröffentlicht hat. Humanistisch gebildet, hat er sich auch sonst durch litterar. Arbeiten, meist Übersetzungen von Werken des jüngern Seneca, bekannt gemacht.

Caprāra, Äneas Sylvius, Graf von, österr. General, Bruder des vorigen, geb. 1631 zu Bologna, diente unter seinem Vetter Montecuccoli in dessen Feldzügen gegen Türken und Franzosen und erhielt 1674 gegen letztere am Rhein ein selbständiges Kommando. Von Turenne bei Sinsheim geschlagen, focht er mit Auszeichnung bei Ensisheim, ward dann bei Mülhausen gefangen, ausgelöst und nahm von neuem an dem Kriege bis 1678 Anteil. Seit 1683 kämpfte er mit besonderm Glück in Ungarn gegen die Insurgenten und die Türken. Damals und später machte er sich unvorteilhaft bekannt durch Neid und Streitsucht, besonders gegenüber dem Prinzen Eugen. Er starb 3. Febr. 1701 zu Wien.

Caprāra, Joh. Baptist, Kardinal und Erzbischof von Mailand, Graf und Senator des Königreichs Italien, geb. 29. Mai 1733 zu Bologna, ward schon 1758 zum Vicelegaten von Ravenna ernannt und vertrat als Nuntius in Köln (1767), Luzern und Wien (1785) mit Geschick die Interessen des Papsttums gegenüber den reform. Bestrebungen der Zeit. Nachdem ihn Pius VII. 1792 zum Kardinal, 1793 zum Bischof von Jesi ernannt hatte, entsandte er ihn September 1801 als Legaten a latere an die Französische Republik, mit der er 1802 das Konkordat abschloß. Am 28. Mai 1805 krönte er als Erzbischof von Mailand Napoleon I. zum König von Italien. Er starb 21. Juni 1810 zu Paris.

Caprarĭa (Caprasĭa), s. Capraja.

Caprĕä, Insel, s. Capri.

Caprella, eine Gattung der Flohkrebse (s. d.).

Capreŏlus, s. Reh.

Caprēra, auch Cabrera, Insel 1 km von der Nordspitze Sardiniens entfernt, ist 9 km lang, nur 2 - 3 km breit und hat 15,9 qkm Areal, (1881) 77 E. und gehört zur ital. Provinz Sassari. C. ist felsig (bis 224 m Höhe) und besitzt eine stets fließende Quelle vortrefflichen Wassers. Früher diente die Insel wilden Ziegen (woher ihr Name) und Kaninchen zum Aufenthalt und war nur zeitweise von Hirten und Fischern bewohnt. In neuerer Zeit erlangte sie Berühmtheit als der gewöhnliche Wohnsitz Garibaldis (s. d.), der hier seit 1854 ein Grundstück nebst Wohnhaus besaß und 2. Juni 1882 daselbst starb. Plinius rechnet C. mit zu der Gruppe der Insulae cuniculariae (d. i. Kanincheninseln).

Capri, bei den Alten Capreä, eine der reizendsten Inseln des Tyrrhenischen Meers, am Südeingange des Golfs von Neapel, dem Vorgebirge Punta della Campanella gegenüber, ein steiles Felseneiland, hat etwa 17 km Umfang, 7 km Länge, 10,4 qkm Flächeninhalt und 4539 E. Der im engern Sinne C. genannte kleinere, aber ärmere Teil nimmt die Ostseite, Anacapri, der größere und fruchtbarere Teil, die Westseite der Insel ein. Von dem höchsten Punkte der Insel, dem 585 m hohen Monte-Solaro, umfaßt man mit einem Blicke die Meerbusen von Gaëta, Neapel und Salerno und im Hintergrunde die Bergzüge des Apennin. An der Nordküste von C., kaum 2 km von dem Landungsplatze, befindet sich der Eingang zu der Blauen Grotte (s. d.). Das Klima ist auch im Winter mild und gesund, die Flora überaus reichhaltig; wo nur ein Baum zu wurzeln vermag, da haben die Bewohner einen solchen angepflanzt, indem sie die nötige Erde zum Teil vom Festlande herüberholten. Auf der Insel wächst ein köstlicher weißer (Thränen des Tiberius) und roter Wein, der frei von dem schwefligen Beigeschmack der neapolit. Weine ist; auch gedeiht hier weniges, aber berühmtes Öl, Feigen, Citronen und Orangen. Die Wachteln, die im Frühjahr und Herbst auf ihrem Zuge von und nach Afrika zu Hunderttausenden einfallen und in großen Netzen gefangen werden, 40 - 70000, sind ein Hauptregal des (Wachtel-)Bischofs. Die zwischen zwei Felsen in 140 m Höhe herrlich gelegene, mit Mauern, Thoren und Zugbrücken verwahrte kleine Stadt C., Sitz eines Bischofs, hat 2208 E. und große Hotels. Auf einem in Fels gehauenen Fußsteig von 536 Stufen gelangt man nach dem auf reich bebautem Plateau in 268 m Höhe gelegenen Städtchen Anacapri mit 1809 E., dem Dörfchen Caprile und einem 1544 durch den Korsaren Cheir-eddin Barbarossa zerstörten Kastell; seit 1876 führt eine bequeme, auch für Fuhrwerk geeignete Straße in vielfachen Windungen und mit herrlichen Ausblicken auf das Meer nach Anacapri. Der Ort C., der einzige Landungsplatz der Insel, gewährte zur Zeit des Augustus und Tiberius einen feenhaften Aufenthalt. Ausgedehnt sind die Ruinen des Forums, der Thermen und besonders der 12 Villen, genannt die Camarelle, die Tiberius zu Ehren der 12 Halbgötter hier erbaute und in deren größter (Villa Jovis) er die 10 letzten Jahre seines Lebens hinbrachte. Noch zeigt man den 227 m hohen steilen Fels, il Salto, von dem Tiberius angeblich seine Opfer hinunterstürzen ließ. Jetzt wohnen hier arme Fischer und Schiffer, in Anacapri Winzer, Olivenpflanzer und Korallenfischer. Augustus erwarb die Insel von den Neapolitanern durch Austausch von Ischia; die von ihm gebauten Paläste erweiterte Tiberius. Außer den Ruinen der Villen sind auch Reste eines antiken Leuchtturms erhalten. Die Insel war im spätern Mittelalter Besitztum der Benediktiner, dann der Amalfitaner, Rogers von Sicilien und des Großadmirals Friedrichs II., Eliseo Arcuccio. König Jakobs sicil. Flotte entriß es 1286 den Anjous. Im Okt. 1808 überfielen die Franzosen unter Lamarque die Insel und zwangen die Engländer, die seit 1806 C. besetzt hielten, 17. Okt. zur Kapitulation. 1813 ward C. wiederum von den Engländern genommen und Ferdinand von Sicilien zurückgegeben. - Vgl. Gregorovius, Die Insel C. (2. Aufl., Lpz. 1885; auch illustriert von Lindemann-Frommel, ebd. 1868); Schoener, Capri (Wien 1892).

Capriccio (ital., spr. -ittscho; franz. caprice, "Laune"), in der Litteratur und bildenden Kunst ein kleines Phantasiestück, meist humoristischer Art und skizzenhafter Ausführung. Insbesondere nennt man C. ein Musikstück, das nicht in einer bestimmten Form gefaßt ist, sondern durch rhythmisch pikante und originelle Wendungen, sowie durch das eigensinnige Festhalten einer Figur sich auszeichnet. Im 18. Jahrh. bezeichnete C. teils eine leicht fugierte Klavierkomposition über ein lebhaftes Thema, teils ein Übungsstück für Bogeninstrumente mit Durchführung einer bestimmten Figur. In neuerer Zeit ist die Bezeichnung C. auch im Ensemble angewandt; so ist das H-moll-Capriccio von Mendelssohn ein Klavierstück mit Orchesterbegleitung.

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