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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Caracas - Caradosso

Carācas, Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Venezuela und des Bundesdistrikts (117 qkm, 89133 E.), unter 10° 31' nördl. Br., 10 km südlich vom Seehafen La-Guaira, mit dem es durch Eisenbahn verbunden ist, am südwestl. Fuße der Silla de C. (2801 m), in 920 m Höhe, in einem mit Kaffee- und Fruchtbäumen besetzten Thale, hat gemäßigtes Klima und (1891) 72429 E. C. ist Sitz der Regierung, des Obergerichtshofs, des Nationalkongresses, eines Erzbischofs, der (1722 gegründeten) Centraluniversität sowie aller auswärtigen Gesandtschaften und Konsulate, hat einstöckige Häuser aus ungebrannten Backsteinen, gerade, rechtwinklig sich schneidende, gepflasterte Straßen, Gasbeleuchtung, 3 Nonnenklöster und an der belebten Plaza Bolivar mit einem Denkmale Bolivars eine schwerfällige Kathedrale, die die Erdbeben überdauert hat, das Regierungsgebäude, die Universität (ehemals erzbischöfl. Seminar) und den Palast des Metropoliten sowie Denkmäler Guzman Blancos, des Generals Monagas und Washingtons. In C. bestehen ein Nationalmuseum, eine höhere mediz. Schule, öffentliche Bibliothek, Priesterseminar, Militärschule, Maler- und Zeichenakademie, verschiedene andere öffentliche und Privatschulen, darunter das Colegio de la Independencia und das Colegio de Chaves für arme Zöglinge, zwei Theater und mehrere Gesellschaften zur Beförderung des Ackerbaues und der Gewerbthätigkeit. Nennenswerte Industrie und Manufaktur hat C. nicht. Dagegen ist es der Mittelpunkt eines bedeutenden Ausfuhrhandels für die Ackerbauprodukte der benachbarten Staaten, sowie für Kakao, Tabak, Kaffee u. s. w. hauptsächlich nach Hamburg und vermittelt die Einfuhr nach dem Innern. - C. wurde 1567 von Diego Losada unter dem Namen Santiago de Leon de C. an derselben Stelle gegründet, welche sieben Jahre früher schon Francisco Fajardo durch eine kleine Niederlassung unter dem Namen Valle de San Francisco bezeichnet hatte. Bei ihrer günstigen Lage hob sich die Stadt schnell, obgleich sie 1595 von den Engländern niedergebrannt und 1766, wie die ganze Provinz, durch große Seuchen entvölkert wurde. In dem Unabhängigkeitskampf gegen Spanien spielte sie eine wichtige Rolle. Schon 1644, 1770 und 1782 durch heftige Erschütterungen heimgesucht, wurde C. durch das Erdbeben vom 26. März 1812, bei welchem 12000 Menschen umkamen, zur Hälfte zerstört. - Die ehemalige Provinz C. gehörte seit 1526 als Lehn der Patricierfamilie Welfer in Augsburg, die sie aber 1546 schon wieder an Karl V. zurückgab, weil die dorthin geschickten deutschen Soldaten durch ihre Grausamkeit und Habsucht die Kolonie zu Grunde richteten. Hierauf ward C. bis 1810 ein span. Generalkapitanat, demnächst der Schauplatz des Insurrektionskampfes, von 1821 an ein Bestandteil des Freistaates Columbia, bis es 17. Nov. 1831 die Republik Venezuela (s. d.) bilden half.

Caracci, s. Carracci.

Caraccioli (spr. -attschŏli), neapolit. Adelsgeschlecht, aus dem viele berühmte Staatsmänner, Theologen und Kirchenfürsten hervorgingen.

Gianni C., den Johanna II. von Neapel zum Geheimschreiber (1415), Connétable und Großseneschall machte und zum Grafen von Avellino und Herrn von Capua erhob, wurde 1432 ermordet.

Marino C., Kardinal und Diplomat, geb. 1459, stand erst im Dienste der Sforza in Mailand, wurde

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dann Protonotar Leos X. und von diesem mit Aleander 1519-21 nach Deutschland geschickt. In Karls V. Dienste übergetreten, unterhandelte er erfolgreich mit England, Venedig und Mailand. Seit 1524 Bischof von Catania, wurde er 1535 von Paul III. zum Kardinaldiakon erhoben und als Kardinallegat an Karl V. gesandt, um den Frieden zwischen diesem und Franz I. von Frankreich zu betreiben. Nach dem Tode Franz Sforzas erhielt er von Karl V. die Statthalterschaft von Mailand. In dieser Stellung starb er 28. Jan. 1538. Briefe von ihm erschienen 1574.

Ascanio C. ("Franciscus" als Mönch), gest. 4. Juni 1608, heilig gesprochen 1807, ist mit Fabrizio C. und Agostino Adorno Stifter der Clerici regulares minores, die sich in Neapel, Portugal und Spanien ausbreiteten.

Domenico C., geb. 1715 zu Neapel, gest. 1789, neapolit. Gesandter in Paris, wo er mit Diderot, d'Alembert u. s. w. verkehrte, wird von den Zeitgenossen als geistvoll gerühmt: später Gesandter in London, seit 1781 Statthalter von Sicilien, seit 1786 Minister des Auswärtigen, vertrat er in seiner Schrift "Riflessioni sull' economia e l'estrazione de' frumenti della Sicilia" völlige Freigebung des Getreidehandels nach dem Auslande.

Francesco C., neapolit. Admiral, kommandierte als Admiral 1793 vor Toulon, zeichnete sich 1795 in einer siegreichen Schlacht aus, die die englisch-neapolit. Flotte den Franzosen bei Savona lieferte und trat dann, mit Ferdinand I. zerfallen, in den Dienst der Parthenopäischen Republik. Es gelang ihm, in der Nähe von Procida die Truppen des Königs zu schlagen. Nach der Übergabe Neapels an Kardinal Ruffo (1799) wurde C. deshalb am Mast seiner Fregatte gehängt. - Vgl. Marcsca, Ricordi autografi del ammiraglio F. C. (im "Archivio storico napolitano", 1885).

Caracō (frz., auch Casaquin, Pet-en-l'air) ist der Name eines Mieders, welches, mit viel Fischbein steif gemacht, mit Falbelas und kurzen Schößen besetzt, im 18. Jahrh. bei den Damen Mode war. Auch die Jacke der Chasseurs à cheval um 1793 hieß C.

Cara cognatĭo (lat., "liebe Verwandtschaft"), Petri Stuhlfest, 22. Febr., an dem eine Zeit lang die dem heidn. Feste der Manen (20. Febr.) angehörende Sitte geübt wurde, Speisen auf die Gräber der Verstorbenen zu bringen.

Caracōles, Stadt im Bergwerksdistrikt C. der chilen. Provinz Antofagasta, 60 km im O. der nach Ascotan führenden Eisenbahn, in 2865 in Höhe, ist infolge der Entdeckung der Silberadern in der Wüste Atacama (1870) entstanden, hat (1885) 2279 E., Amalgamierungswerke und Bergbau, dessen Erträge in letzter Zeit nachlassen.

Caractăcus, Caradoc (spr. kärrĕdock), s. Caratacus.

Caracuru, rote Farbe, s. Bignonia.

Caradoc-Sandstein (spr. kärräddöck) heißt in England ein der untern Silurformation angehöriger kalkiger Sandstein, der sehr reich an Trilobiten und Brachiopoden ist.

Caradosso, eigentlich Ambrogio Foppa, einer der berühmtesten Medailleure der ital. Renaissance, geb. um 1470 zu Pavia, gest. 1527, war den größten Teil seines Lebens in Rom am Hofe der Päpste thätig. Zugleich zeichnete er sich auch als Goldschmied aus, und eine Gruppe der Beweinung Christi in Terracottafiguren in San Satiro in Mailand sowie Reliefköpfe daselbst beweisen, daß er auch eigentliche Bildhauerarbeit betrieb.

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