Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Carapella; Carassĭus; Caratăcus; Carausĭus; Caravāca; Caravaggio; Caravellas; Carāya; Carayon

926

Carapella - Carayon

Carapella, Fluß in Italien, entspringt als Calaggio im Apennin, fließt durch die Provinz Foggia und mündet nach etwa 100 km nordöstl. Laufes in den Golf von Manfredonia.

Carassĭus, s. Karausche.

Caratăcus oder Caractacus (der Caradoc der Sagen von Wales), ein Sohn des Königs Cunobellinus von Camalodunum, war der namhafteste Führer der Kelten Britanniens, als die Römer dieses Land unter Kaiser Claudius ihrer Herrschaft zu unterwerfen begannen. Nachdem er sein eigenes Reich an die Römer verloren, stellte er sich an die Spitze der kriegerischen Bergvölker von Wales, der Siluren und der Ordoviker, und leistete den Römern tapfern Widerstand, als diese 50 n. Chr. unter dem Legaten P. Ostorius Scapula ihre Angriffe auf Wales richteten. C. wurde aber besiegt und als Flüchtling durch die Königin der Briganten, Cartismandua, an Ostorius verraten, der ihn 51 nach Rom schickte, wo C. im Triumph aufgeführt, aber bald nachher begnadigt wurde. Er starb 54 n. Chr.

Carausĭus, M. Aurel. Valerius, ein Menapier von niedriger Abkunft, hatte sich unter dem röm. Cäsar Maximian in dem Kriege gegen die sociale Bauernrevolution der Baganden (s. d.) im nördl. Gallien 285 n. Chr. so sehr ausgezeichnet, daß ihn Maximian mit der Aufgabe betraute, als Führer der röm. Kanalflotte die seeräuberischen Franken und Sachsen zu vertreiben, die damals die Küste des Kanals bis zur Bretagne unsicher machten. Als aber Maximian (jetzt Kaiser) 286 erfuhr, daß C. die neue Stellung nur zu seiner persönlichen Bereicherung benutzte, so verurteilte er ihn zum Tode. C. aber gewann durch sein Gold die Flotte für sich, segelte nach Britannien, riß auch hier die Truppen zum Abfall fort und nahm 287 den Kaisertitel an. Durch ein vortreffliches Regiment fesselte er die Provinz an sich und gewann durch Werbungen unter Sachsen und Franken eine solche Macht, daß die Kaiser Diocletian und Maximian nach dem vergeblichen Versuch (289), den Usurpator zu vertreiben, 291 sich entschließen mußten, ihn als Kaiser von Britannien (mit Einschluß des gall. Hafens Bononia) anzuerkennen. Auch der 1. März 293 für Gallien ernannte Cäsar Constantius Chlorus ersuchte vergeblich, die Stellung des C. zu erschüttern. Er eroberte zwar Bononia, blieb aber durch die von C. unterstützten Franken in seinen Unternehmungen so gehemmt, daß er sich genötigt sah, abermals die Anerkennung des Usurpators "als Freund und Augustus" auszusprechen. Endlich wurde C. noch 293 unerwartet durch seinen Gardepräfekten Allectus ermordet, der dann 296 schnell den Angriffen des Constantius unterlag.

Caravāca, Bezirksstadt in der span. Provinz Murcia, unweit links vom Flusse C., der, von der La Sagra kommend, nach nordöstl. Laufe oberhalb Cieza in die Segura mündet, am Abhange eines Hügels, den eine alte Feste krönt, in fruchtbarer Gegend, hat (1887) 15053 E., in der Kirche von 1600 ein wunderthätiges Crucifix; Fabrikation von Leder, Papier, Seife, Branntwein sowie Färberei und Wollspinnerei. In der Umgebung röm. Ruinen und Marmorbrüche.

Caravaggio (spr. -wádscho), Stadt im Kreis Treviglio der ital. Provinz Bergamo, an der Linie Bergamo-Treviglio-Cremona des Adriatischen Netzes, ist durch Dampftrambahn mit Treviglio (4 km) verbunden und noch jetzt rings von Gräben umzogen, hat (1881) 6920, als Gemeinde 7909 E., Post, Telegraph und eine vielbesuchte, von Tibaldi 1575 erbaute Wallfahrtskirche Madonna di C. - C., im Mittelalter ein volkreicher Ort, ist Vaterstadt von Polidoro Caldara, Amerighi da C., Paolo Moietti und Fabio Mangoni.

Caravaggio (spr. -wádscho), Michelangelo Amerighi da C., ital. Maler, Hauptmeister der naturalistischen Richtung, geb. 1569 zu C. im Mailändischen, studierte in Mailand und Venedig die großen Meister, ging dann nach Rom, wo er gegen die unselbständige, oberflächlich ideale Richtung der Malerei auftrat. Nachdem er eines Mordes wegen Rom 1605 hatte verlassen müssen, kam er nach Malta, wo er wegen seiner trefflich dargestellten Enthauptung des heil. Johannes, im Betsaale der Konventualkirche, zum Ritter des Johanniterordens geschlagen wurde. Wegen eines Streites ins Gefängnis geworfen, entfloh er, wurde aber bei Porto Ercole überfallen und starb 1609 an den empfangenen Wunden. C.s Streben ging auf gewaltsam leidenschaftliche Darstellung, auf ergreifende Wahrheit in Ausdruck und Form. Dem in jener Zeit vorzugsweise durch die Carracci immer mehr gesteigerten Kult des "Ideals" gegenüber wollte er der natürlichen Erscheinung ihr gleiches Recht als Vorwurf der künstlerischen Darstellung wahren und stellte dem zierlich Schönen das abschreckend Häßliche als "Natur" entgegen. Seine Schatten sind tief, seine Hintergründe finster. Eins seiner vorzüglichsten Bilder ist: Die falschen Spieler (im Palazzo Sciarra zu Rom und Dresdener Galerie). Auch wo er heilige Gegenstände behandelte, verleugnete er seine derb realistische Vortragsweise nicht. C.s berühmtestes Bild ist eine Grablegung Christi in der Galerie des Vatikans zu Rom; ferner sind hervorzuheben: Die Madonna vom Rosenkranz, welche durch die Heiligen Dominicus und Petrus Martyr Rosenkränze unter das Volk verteilen läßt (über 3 m hoch), Maria mit dem Kinde und der heil. Anna, Geißelung Christi, David mit dem Haupte Goliaths (sämtlich im Hofmuseum zu Wien); Christus mit den Jüngern in Emmaus (London, Nationalgalerie); Verlobung der heil. Katharina (Neapel, Palazzo Reale); Tod der Maria, und das prachtvolle Bildnis des Großmeisters A. de Vignacourt (Paris, Louvre). Zu den umfangreichsten Werken C.s gehören die Wandgemälde in San Luigi de' Francesi zu Rom.

Caravaggio (spr. -wádscho), Polidoro da, ital. Maler, s. Caldara.

Caravellas, Stadt im brasil. Staat Bahia, links am Flusse C., 8 km oberhalb seiner Mündung, steht durch natürliche Kanäle mit den kleinern Hafenorten Villa Viçosa und São José, durch Eisenbahnen mit S. Clara in dem fruchtbaren Hinterland in Verbindung, hat gegen 4000 E., einen vorzüglichen Hafen und Ausfuhr von Kaffee, Kokosnüssen und Fischthran.

Carāya, s. Brüllaffe.

Carayon (spr. karäjóng), Auguste, franz. Historiker, geb. 31. März 1813 zu Saumur, gest. 15. Mai 1874 zu Poitiers. Er wurde Jesuit und schrieb über die Geschichte seines Ordens die auf Originalquellen und unveröffentlichten Dokumenten beruhenden verdienstvollen Werke: "Documents inédits concernant la compagnie de Jésus" (18 Bde., Poitiers 1863 - 75), "Bibliographie historique de la compagnie de Jésus" (1864), "Première mission des Jésuites au Canada" (1864), "Bannissement des Jésuites de la Louisiane" (1865) u. s. w.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]