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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Carballo - Carbolvergiftung

Carballo (spr. -balljo), Baños de, Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Coruña (Galicien), unweit der Küste, hat (1887) 11350 E. und ziemlich besuchte warme Schwefelquellen von 29 und 34° C.

Carbamīd, soviel wie Harnstoff (s. d.).

Carbamīnsäure, soviel wie Amidoameisensäure, NH₂·COOH, ist in freiem Zustande nicht darstellbar. Ihr Ammoniumsalz ist im käuflichen Ammoniumcarbonat vorhanden und entsteht durch direkte Vereinigung von Ammoniak mit Kohlensäure:

2 NH₃ + CO₂ = NH₂·CO₂·NH₄.

Es zerfällt bei 60° wieder in Ammoniak und Kohlensäure. Beim Erhitzen im geschlossenen Rohr auf 140° entsteht Harnstoff unter Wasserabspaltung; beim Erwärmen mit Wasser unter Aufnahme desselben Ammoniumcarbonat. Die Lösung des carbaminsauren Ammoniums wird durch die Salze der Erd- und Schwermetalle nicht gefällt (Unterschied von Ammoniumcarbonat). Die Ester der C. nennt man Urethane (s. d.).

Carbanīl, Phenylisocyanat oder Phenylcyanat, eine organische Verbindung, welche die Konstitution eines Phenylesters der Isocyansäure (s. Cyansäure): CO:N·C₆H₅, besitzt. Es entsteht aus Phosgen CO Cl₂ und Anilin und bildet eine bei 166° siedende Flüssigkeit von scharfem, zu Thränen reizendem Geruch. Es verbindet sich mit Ammoniak und Aminbasen zu substituierten Harnstoffen, z. B.:

CO·N·C₆H₅ + NH₃ = NH₂·CO·NH·C₆H₅.

Mit Alkoholen und Phenolen liefert es Ester der Carbanilsäure (s. d.), z. B.:

CO·N·C₆H₅ + C₂H₅OH = C₂H₅O·CO·NH·C₆H₅.

Wegen dieser Reaktionen wird es in der Experimentalchemie zum Nachweis von Amido- und Hydroxylgruppen benutzt.

Carbanīlsäure ist Phenylcarbaminsäure, NH2·COOC₆H₅. Die Säure ist nicht in freiem Zustande, sondern nur in ihren Estern, den Phenylurethanen (z. B. C₆H₅·NH·COOC₂H₅), bekannt.

Carbatĭnae Fußbekleidung des altröm. Landvolks, wie sie noch jetzt der ital. Bauer trägt. (S. beistehende Figur.)

^[Abb]

Carbazōl, Diphenylimid, organische Verbindung, ^[img], die sich im Roh-Anthracen vorfindet und als Nebenprodukt bei der Anilinfabrikation erhalten wird. Es krystallisiert in farblosen Blättchen, schmilzt bei 238° und siedet bei 351°. Durch Erhitzen von C. mit Oxalsäure entsteht ein dem Diphenylaminblau analoger Farbstoff.

Carbimīd, soviel wie Isocyansäure, s. Cyansäure.

Carbinol ist in der Chemie eine Bezeichnung des Methylalkohols, CH₃OH. Man benutzt diese Bezeichnung auch bei der Benennung der übrigen Alkohole, indem man dieselben als Derivate des C. auffaßt, in welchen die mit dem Kohlenstoff direkt verbundenen Wasserstoffatome durch organische Radikale vertreten sind. So würde der gewöhnliche Äthylalkohol, CH₃·CH₂OH, als Methylcarbinol, der sekundäre oder Isopropylalkohol, (CH₃)₂CHOH, als Dimethylcarbinol zu bezeichnen sein u. s. w.

Carbo (lat.), Kohle. C. animālis, Knochenkohle; C. sanguĭnis, Blutkohle; C. spongĭae, s. Badeschwamm.

Carbo-Dynamit ist ein Dynamit, bei dem der Aufsaugestoff aus Korkkohle besteht.

Carbōlgaze oder Carbolmull, ein häufig angewandter Verbandstoff, der aus ungebleichter gewöhnlicher Baumwollgaze durch Zusatz von Harz, Paraffin und krystallinischer Carbolsäure dargestellt wird und bei Listers antiseptischer Wundbehandlung zum Bedecken und Verschließen der Wunde dient (s. Carbolsäure).

Carbōlharn, s. Carbolvergiftung.

Carbolinĕum ist ein fäulniswidriges Imprägnier- und Anstrichmittel, das hauptsächlich für Pfähle, Schindelverkleidungen, Stallungen und anderes Holzwerk Verwendung findet. Auch bei der Bekämpfung der Blutlaus und des Hausschwammes soll es vortreffliche Dienste leisten. Zur Darstellung des C. werden die hochsiedenden Anteile des Steinkohlenteeröls gebraucht. Am bekanntesten ist das von Avenarius hergestellte Präparat.

Carbolismus, s. Carbolvergiftung.

Carbolmull, s. Carbolgaze.

Carbōlsäure ist der noch jetzt im Handel sowie in der Heilkunde gebräuchliche Name für Phenol (s. d.). Für Pflanzen, Tiere und Menschen ist die C. ein heftiges Gift (s. Carbolvergiftung), wirkt aber fäulniswidrig auf Fleisch und andere tierische Stoffe, indem sie die Fäulniskeime tötet. Sie ist deshalb ein ausgezeichnetes Antiseptikum z. B. beim Einbalsamieren, in den Leimfabriken, ein vortreffliches Desinfektionsmittel für Schlachtfelder, Aborte, Stallungen, Käfige und zum Räuchern von Krankenzimmern und Schiffsräumen, endlich ein gutes Konservationsmittel für Holz (Bauholz und Eisenbahnschwellen). Für Desinfektionszwecke ist die Verwendung der reinen Säure in den seltensten Fällen nötig, meistens genügt dazu die rohe Säure. Die Desinfektionspulver sind meist nur Mischungen von C. mit Gips, Kieselgur, Korkabfällen, Pulvern, Sägespänen u. dgl.; sie heißen dann im Handel gewöhnlich Phenolith. (S. Desinfektion.) Die wichtigste Anwendung hat die reine C. in der Chirurgie nach dem Vorgange von Lister gefunden. Bei diesem Verfahren werden die Operationen so ausgeführt, daß das ganze Gebiet des Eingriffs während der Operation mit einem Nebel von fein zerstäubter Carbolsäurelösung (2‒3 Proz.) umgeben und die Wunde mit carbolsäurehaltigem Material (s. Carbolgaze) bedeckt wird. Hierdurch werden alle Krankheitserreger, die in der Luft verbreitet sind, vernichtet, und infolgedessen heilt die Wunde ohne Entzündung, ohne Eiterbildung in kürzester Zeit. (S. Wunde.) Doch erfordert auch die äußerliche Anwendung der C. auf Wunden gewisse Vorsichtsmaßregeln, weil ohne Beachtung der letztern unter Umständen leicht Vergiftungserscheinungen auftreten können. Sie ist deswegen neuerdings vielfach durch aseptische Vorsichtsmaßregeln ersetzt worden. (S. Chirurgie.) C. sollte aber in keinem Wochenzimmer mehr fehlen, da durch ihre Anwendung der Eintritt des Kindbettfiebers verhütet werden kann. Auch gegen chronische Hautkrankheiten hat sich die C. vorzüglich bewährt. Das aus Steinkohlenteeröl dargestellte Kreosot ist nichts anderes als C. Dieses ist von dem Buchenteerkreosot (s. Kreosot) wesentlich verschieden. – Verflüssigte C. (Acidum carbolicum liquefactum) ist nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich eine Mischung aus 100 Teilen C. und 10 Teilen Wasser. Der flüssigen Form halber ist die Verwendung bequemer als die der festen C. Es ist eine ätzende Flüssigkeit.

Carbōlurīn, s. Carbolvergiftung.

Carbōlvergiftung, Phenolvergiftung, Carbolismus, wird neuerdings infolge der ausgedehnten mediz. und hygieinischen Verwendung der

^[Artikel, die man unter C. vermißt, sind unter K aufzusuchen.]