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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Carbolwasser; Carbon; Carbonara di Bari; Carbonari

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Carbolwasser - Carbonari

Carbolsäure (s. d. und Phenol) öfters beobachtet; sie kann sowohl bei Einführung der letztern in den Magen wie bei äußerer Anwendung (Einreibungen und Umschlägen auf offene Wunden und große eiternde Flächen, bei Klystieren und Ausspülungen) zu stande kommen, wenn die hierzu verwandten Lösungen zu stark und oder zu lange Zeit hindurch oder in unvorsichtiger Weise benutzt werden. Als Verbandwasser soll im allgemeinen nur eine ein-, höchstens zweiprozentige Carbollösung Verwendung finden; bei kleinen Kindern sowie bei umfangreichen Wundflächen, namentlich Brandwunden, ist besondere Vorsicht geraten, da in beiden Fällen die Möglichkeit einer Resorption der Carbolsäure und damit die Gefahr einer Vergiftung besonders nahe liegt. Innerlich genommen können schon 5-20 g Carbolsäure eine tödliche Vergiftung herbeiführen. Die Symptome der C. bestehen bei akuter Vergiftung mit größern Mengen von Carbolsäure in bläulicher Gesichtsverfärbung, heftigem Erbrechen, Kälte der Extremitäten, Schwindel, Bewußtlosigkeit und Krämpfen, aussetzender Atmung, hochgradiger Pupillenverengerung und schwerem Kollaps, der durch Lähmung des Atmungscentrums in plötzlichen Tod übergehen kann. In Fällen von schwacher C. klagen die Betroffenen über Kopfschmerzen und Schwindel, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Appetitmangel; in ihrem Harn bildet sich entweder schon in den Harnwegen oder erst beim Stehen an der Luft eine ganz charakteristische dunkelgrüne, oft fast schwärzliche Färbung (sog. Carbolharn, Carbolurin). Als Gegenmittel dienen bei der C. Zuckerkalk (Calcaria saccharata), Eiweiß, Milch, Kalkmilch oder schwefelsaure Salze (Glaubersalz) in großen Gaben, ebenso kräftige Reizmittel; größere Giftmengen im Magen werden am besten durch die Magenpumpe entfernt.

Carbolwasser (Aqua carbolisata) ist eine dünne Lösung (3 Proz.) von Carbolsäure in Wasser. Es findet als Verbandwasser Verwendung.

Carbon oder Carbonat, eine Varietät des Diamants, die im Staate Bahia in Brasilien in eckigen, porös-feinkörnigen Stücken gefunden wird. Wegen seiner dunkeln, fast schwarzen Farbe ist der C. als Schmuckstein nicht brauchbar, derselbe findet aber wegen seiner großen Härte, die der des eigentlichen Diamants gleichkommt, für technische Zwecke, so namentlich bei der Konstruktion von Gesteinsbohrmaschinen, vielfach Verwendung.

Carbon oder Carbonische Formation, s. Steinkohlenformation.

Carbonara di Bari, Ort in der ital. Provinz und dem Kreis Bari delle Puglie, hat (1881) 6036 E., Post und Telegraph.

Carbonari (ital., "Köhler"), bedeutendster und verbreitetster der vielen ital. Geheimbünde dieses Jahrhunderts. Ihre Hauptwirksamkeit entfalteten die C. seit 1808 im Königreich Neapel. Schwankend und zweideutig traten sie hier 1814/15 erst gegen Murat, hierauf für ihn und endlich wieder gegen ihn und für König Ferdinand I. ein. Die Kurie suchte sie später im Bunde mit den Sanfedisten (s. d.) im Kirchenstaat zu unterdrücken; ebenso begünstigte Ferdinands berüchtigter Polizeiminister Canosa in Neapel die Calderari (s. d.) gegen sie. Nachdem sie sich, gestützt auf die allgemeine Unzufriedenheit, in allen Schichten des Volks verbreitet und G. Pepe (s.d.) ihre militär.Organisation und Läuterung von schlechten Elementen durchgeführt, brach der schon im April 1820 geplante Militäraufstand 2. Juli 1820 aus, und Ferdinand I. wurde von den C. zur Verkündigung der span. Verfassung von 1812 gezwungen. Ebenso rührig waren sie im Kirchenstaat, wo sie, schon 1814 (s. Pacca) als eine Art Freimaurerorden verfolgt, 25. Juli 1817 den Aufstand von Macerata erregt hatten, der jedoch niedergeworfen wurde. In Piemont, wo Karl Albert irrtümlich als Carbonaro galt, hatten sie sich ebenfalls verbreitet und durch die Erhebung von 1821 die Verkündigung der span. Verfassung von 1812 veranlaßt. In den zu Österreich gehörenden Gebietsteilen Italiens hatten sie infolge der Wachsamkeit der Polizei am wenigsten Verbreitung gefunden. Metternich sah in den C., welche sowohl freiheitliche staatliche Einrichtungen als besonders Abschüttelung der Fremdherrschaft anstrebten, die Hauptgefahr für die Stellung Österreichs in Italien und verfolgte deshalb nicht nur den Bund im eigenen Gebiet aufs strengste, sondern unterstützte auch Ferdinand I. und Karl Felix durch Truppensendungen aufs wirksamste bei Niederwerfung der Bewegung, wodurch zugleich Kaiser Franz II. seine thatsächliche Oberherrschaft über Neapel und Piemont wiederherstellte. Österreich schlossen sich Pius VII. und Leo XII. in der Verdammung der C. an (13. Sept. 1821 und 13. März 1825); letzterer und Gregor XVI. verwendeten seit 1830 hauptsächlich die Gegensekte der C., die Sanfedisten, wider sie. In die durch Verfolgung und massenhafte Auswanderung sehr verminderte, mit der franz. Charbonnerie in enger Beziehung stehende Carbonaria hatten sich nach und nach zu viele Elemente aus den untersten Ständen einqeschlichen, weshalb Mazzini ihr 1833 das Junge Italien (s. d.) an die Seite stellte. - Die Charbonnerie, welche sich in Frankreich um 1820 aus den Geheimbünden zur Zeit der Restauration herausbildete, trat nach Niederwerfung der C. an die führende Stelle. Diese C. hatten ihren Mittelpunkt in Paris und entfalteten eine besonders rege Thätigkeit während des Spanisch-Französischen Krieges, bearbeiteten aber auch 1824 nach dem Siege der Reaktion in Spanien die Massen in revolutionärem Sinne. Nach der Julirevolution (1830) schlossen sich die bedeutendsten Mitglieder des Vereins der Regierung Ludwig Philipps an, während die Entschiedensten sich aufs neue in der Charbonnerie démocratique zusammenschlossen, um Babeufs (s. d.) socialistisch-republikanische Gleichheitsideen zu verwirklichen. An der Spitze der Verbindung standen Teste, Buonarroti und d'Argenson. Die letzten Spuren einer Carbonaria wurden 1841 in Südfrankreich entdeckt; dann verschwand der Geheimbund. An den Revolutionen von 1848 hatte er keinen Anteil mehr. - Namen und Einrichtung sind den C. und der Charbonnerie gemeinsam; sie erinnern bei ihren pantheistisch-religiösen Anschauungen und ihrer Schwärmerei für Tugend und Menschenbeglückung an die der Freimaurer, von denen sie jedoch die ausgesprochen polit. Freiheitsbestrebungen und die Rücksichtslosigkeit in der Wahl ihrer Mittel scheiden. Wie die Freimaurer von der Maurerzunft, so nahmen die C. von den Köhlern ihre Gebräuche und Benennungen an. Die C. ("fendeurs", Holzhauer) nannten sich gegenseitig "buoini cugini" (bons cousins, gute Vettern), Nichtzugehörige hießen "pagani" (Heiden); ihre Versammlungsgebäude nannten sie "barraca" (Hütte), ihre Zusammenkünfte "vendita" (Markt, die Loge, loggia der Freimaurer); die Vereinigungen der Frauen ("Gärtnerinnen") hießen "Gärten"; der Platz außerhalb der Venditen war

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