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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Carthaus; Cartier; Cartilāgo; Cartisane; Cartmel; Carton; Cartonnagen; Carton-pierre; Cartouche; Cār Trusts; Cartwright

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Carthaus - Cartwright (John)

vergrößert, b. einzelne Blüte), in Ostindien heimisch, in Ägypten, in den südl. Ländern Europas, auch im südwestl. Deutschland im großen als Färberpflanze, außerdem häufig als Zierpflanze angebaut. Er ist 0,6 bis 1 m hoch und besitzt einzelne, am Ende der Zweige stehende, von einem Kranze grüner Hüllblätter umgebene, ziemlich große Blütenkörbchen mit anfangs gelben, dann safranroten Blüten, kahle Stengel, eilanzettliche und dornig gezähnte Blätter. Die röhrenförmigen, fünfspaltigen Blumen, welche getrocknet als Saflor oder Saflorblumen (Flores Carthami) im Handel sind, enthalten einen roten, harzartigen Farbstoff (Saflorrot oder Carthamin, s. d.) in geringer und einen extraktivstoffartigen Farbstoff (Saflorgelb) in bedeutender Menge, doch ist der Gehalt an diesen Farbstoffen je nach Boden und Klima verschieden. Man braucht den Saflor gegenwärtig nur selten noch zum Rotfärben von Baumwolle und Seide, denn das Saflorgelb ist zu unbeständig. Auch das Rot ist nicht dauerhaft, aber besonders schön. Man kann damit in verschiedenen Nuancen vom Rosa bis Dunkelrot färben. Der rote Farbstoff giebt auch die feinste rote Schminke, welche als Spanisches Rot (Rouge d'Espagne, Rouge végétal) bekannt ist und auf flachen Porzellantellerchen oder auf Blättern ausgebreitet in den Handel kommt. Am meisten ist der pers. Saflor geschätzt, darauf folgt der spanische und alexandrinische; die philippin., mexik., franz., deutschen und ungar. Sorten sind von geringerm Werte. Durch leichtere künstliche Herstellung ähnlicher Farbstoffe, wie des Safranins u. a., ist die Kultur des Saflors sehr in den Hintergrund gedrängt worden. Die Früchte, welche sehr bitter und ölig sind, waren früher, wie in Ostindien noch jetzt, als Purgiermittel gebräuchlich und ihr Öl brauchte man gegen Rheumatismen und Lähmungen.

Carthaus, s. Karthaus.

Cartier (spr. -ĭeh), Jacques, franz. Seefahrer, geb. 1491 in St. Malo, erhielt von Franz Ⅰ. den Befehl über zwei Schiffe, welche 20. April 1534 St. Malo verließen, um die Fischgründe von Neufundland zu untersuchen. Er passierte längs der Nordküste von Neufundland, ging durch die Belle-Islestraße, nahm den ganzen Lorenzgolf auf und umsegelte fast ganz Neufundland. Man legte den neuentdeckten Gebieten den Namen Nova Francia bei. Im folgenden Jahre hatte er den St. Lorenzstrom zu erforschen und drang bis zu einem stark befestigten Dorfe, Hochelaga, vor. Der Berg über dem Orte wurde Mont Royal (jetzt Montreal) benannt. Mit der an dem damals noch unbekannten Skorbut leidenden Mannschaft kehrte er nach einer harten Überwinterung 1536 nach Europa zurück. 1540 erhielt der Herr de Roberval die Erlaubnis, auf eigene und des Königs Kosten eine Niederlassung in Canada zu gründen, und C. wurde 1541 mit drei Schiffen zu diesem Zwecke ausgesandt. In der Nähe des jetzigen Quebec baute er das Fort Charlesbourg, untersuchte den Strom mit Booten weiter aufwärts und überwinterte wieder; C. kehrte aber im Juni 1542 nach Frankreich zurück ohne Roberval. 1544 erhielt C. dann den Auftrag, die überlebenden Kolonisten Robervals nach Europa zurückzuführen. Er starb 1. Sept. 1557. – Vgl. Michelant und Ramé, Relation originale du voyage de J. Cartier au Canada en 1534 (Par. 1867); Joüon des Longrais, Jacques C. (ebd. 1888).

Cartilāgo (lat.), Knorpel. ^[Spaltenwechsel]

Cartisane, s. Kartisane.

Cartmel, Marktstadt in der engl. Grafschaft Lancashire, 19 km im NNW. von Lancaster, hat (1891) 6319 E., eine Prioreikirche (gegründet 1188), das einzige klösterliche Gebäude der Grafschaft, das der Auflösung der Klöster entging.

Carton (frz.), s. Karton.

Cartonnagen, s. Kartonnagen.

Carton-pierre (spr. -óng pĭähr), s. Papiermaché.

Cartouche (frz., spr. -túsch), s. Kartusche.

Cartouche (spr. -tusch), Louis Dominique, berüchtigter Gauner, geb. 1693 zu Paris, zeigte schon früh großen Hang zum Diebstahl und trat schließlich an die Spitze einer zahlreichen Bande in und um Paris, bei der er sich das unumschränkte Recht über Leben und Tod vorbehielt. Mehrere Jahre trieb er sein Wesen, bis er im Okt. 1721 in einer Schenke ergriffen wurde. Auf der Folter nannte er keinen seiner Genossen; erst auf dem Richtplatze, als er sich in der Hoffnung, daß seine Genossen ihn befreien würden, getäuscht sah, verriet er seine Mitschuldigen. Er wurde 27. Nov. 1721 gerädert. Noch während des Prozesses brachten ihn Legrand und Riccoboni auf die Bühne. Grandvals «C. ou le vice puni» (zuerst anonym, Par. 1723 u. ö.) ist ein sehr mittelmäßiges Gedicht. – Vgl. Histoire de la vie et du procès du fameux C. (deutsch, Kopenh. 1767); Desessarts, Procès fameux avant et depuis la Révolution (Bd. 2, Par. 1790) und Der Neue Pitaval, Bd. 13 (Lpz. 1848).

Cār Trusts (spr. trößts), Gesellschaften, die in den Vereinigten Staaten von Amerika die Beschaffung von Betriebsmitteln (s. d.) für neugegründete Eisenbahnunternehmungen übernehmen gegen sofortige Barzahlung von einer bestimmten Summe und weitern monatlichen Raten, die sich gewöhnlich auf 5 Jahre erstrecken. Die monatlichen Ratenzahlungen erfolgen meist in der Form von Schuldscheinen, die wegen ihrer hohen Verzinsung (6–7 Proz.) eine beliebte Kapitalsanlage bilden, zumal für die Ratenzahlungen Bankiers, welche gewöhnlich das Geschäft zwischen den C. T. und den Eisenbahngesellschaften vermitteln, die Gewähr zu übernehmen pflegen. – Vgl. Röll, Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens (Wien 1890).

Cartwright (spr. káhrtreit), Edmund, engl. Mechaniker und Konstructeur, geb. 24. April 1743 zu Marnham in Nottinghamshire, erhielt eine theol. Ausbildung in Oxford, bekleidete nacheinander mehrere geistliche Stellen, ließ sich später in London nieder und starb 30. Okt. 1823 in Hastings. Ihm verdankt das Maschinenwesen, namentlich die Textilindustrie, vielfache Verbesserungen. Die bedeutendste seiner Erfindungen ist der nach ihm benannte mechan. Webstuhl. 1786 brachte er eine leistungsfähige Webmaschine zu stande, die er in den J. 1787 und 1788 noch weiter vervollkommnete. 1787 gründete er in Doncaster eine Weberei und arbeitete hier mit zwanzig seiner Kraftstühle, die er seit 1789 mit Dampf betrieb; doch ging die Fabrik 1793 wieder ein. 1789 baute er eine Flachsbrechmaschine, 1790 eine Flachsschwingmaschine. Ferner versuchte er, die Dampfkraft zur Fortbewegung von Wagen und Schiffen nutzbar zu machen. 1810 wurden die Verdienste C.s vom engl. Parlament durch eine Prämie von 10000 Pfd. St. anerkannt.

Cartwright (spr. káhrtreit), John, engl. Politiker, Bruder des vorigen, geb. 1740, trat früh in den Seedienst, verließ ihn aber 1770 und begann

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