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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cäsar

nach Italien zu den Konsularkomitien, auf denen er für 59, nachdem er sich mit Pompejus und Crassus zu gemeinsamer polit. Wirksamkeit, dem sog. ersten Triumvirat (s. d.), verbunden hatte, mit Marcus Calpurnius Bibulus, einem Optimaten, zum Konsul gewählt wurde. C. war die treibende und leitende Kraft dieses Dreimännerbundes. Er zog auch allein von dem Bunde bleibenden Vorteil, wenngleich er seinen Genossen für den Augenblick Erfolge verschaffte.

Trotz des Widerstandes seines Kollegen Bibulus und der optimatischen Partei ward zunächst das vom Senat zurückgewiesene agrarische Gesetz, welches das ital. Staatsland (hauptsächlich das Gebiet von Capua) an arme Bürger zu verteilen gebot, vom Volke angenommen, worauf dann 20000 Kolonisten, zumeist Veteranen des Pompejus, dort angesiedelt wurden; durch andere Gesetzvorschläge C.s wurden zu Gunsten der Ritter, die man gewinnen wollte, die Pachtgelder um ein Drittel gemindert und die von Pompejus in Asien getroffenen Einrichtungen bestätigt. C. selbst erhielt durch ein vom Volkstribunen P. Vatinius eingebrachtes Gesetz die Statthalterschaft des diesseitigen (cisalpinischen) Gallien nebst Illyricum und den Oberbefehl über die drei dort stehenden Legionen wider den Gebrauch vom Volke auf 5 Jahre erteilt; der Senat fügte selbst, um einem neuen Eingriff des Volks in seine Rechte zuvorzukommen, das jenseitige Gallien (die Provinz Gallia Narbonensis), wo ebenfalls eine Legion stand, hinzu. Mit Absicht hatte sich C. gerade diese Provinzen zuteilen lassen; er blieb so der Hauptstadt nahe, zugleich bot sich ihm Gelegenheit, das röm. Reichsgebiet zu erweitern und sich ein ergebenes kriegsgeübtes Heer zu schaffen. Den Bund mit Pompejus hatte er durch dessen Verheiratung mit seiner Tochter Julia gefestigt, er selbst vermählte sich in dritter Ehe mit Calpurnia, der Tochter des einen der von den Triumvirn für das J. 58 ausersehenen Konsuln, Cn. Calpurnius Piso. Erst nachdem ein Versuch, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, gescheitert und außerdem die Wortführer der Optimaten, Cicero und Cato, durch Clodius von Rom entfernt waren, ging C. 58 in seine Provinz. Noch 58 überschritt er, als die von den Germanen gedrängten Helvetier durch Gallien zogen, um sich dort neue Wohnsitze zu erwerben, ohne Auftrag des Senats die Grenzen der Provinz und eröffnete eine Reihe von Feldzügen, durch die das Land zwischen der bisherigen gallischen Provinz, dem Rhein, dem Ocean und den Pyrenäen größtenteils der röm. Herrschaft unterworfen ward. Gleich zum Beginn zwang C. durch die Schlacht bei Bibracte (auf dem Mont Beuvray westlich von Antun) die Helvetier zur Heimkehr, und bald darauf trieb er durch einen Sieg über die Germanen in der Gegend von Mülhausen im Elsaß Ariovist (s. d.) über den Rhein zurück. Auf die Nachricht, daß die mächtige und tapfere Konföderation der belg. Völkerschaften im nördl. Gallien sich rüstete, zog C. mit acht Legionen 57 ihnen entgegen. Das vom Könige der Suessionen, Galba, befehligte, gegen 300000 Mann starke belg. Heer zerstreute sich, als er sich an der Arona (Aisne) ihm gegenüber lagerte, nach einem erfolglosen Angriff. Mehrere Völker unterwarfen sich, andere, die einen neuen engern Bund gebildet hatten, darunter vor allen die Nervier, wagten an der Sambre einen Überfall, wurden aber ebenfalls besiegt.

Im April 56 hatte C. eine Zusammenkunft mit Crassus in Ravenna und Pompejus in Luca (dem heutigen Lucca), wozu sich eine große Menge anderer röm. Vornehmer (man zählte über 200 Senatoren) einfanden; es wurde verabredet, daß Pompejus und Crassus das Konsulat des J. 55, und Pompejus Spanien, Crassus Syrien auf 5 Jahre als Provinz erhalten sollten; C. wurde die Verlängerung seiner Statthalterschaft auf weitere 5 Jahre (bis Ende 49) und die Befugnis, seine Legionen bis auf zehn zu vermehren und aus der Staatskasse zu besolden, zugesichert. Darauf unterwarf C. noch 56 die Veneter, Uneller und andere Völkerschaften der heutigen Bretagne und Normandie und eroberte einen großen Teil Aquitaniens; fast ganz Gallien von den Pyrenäen bis zu der belg. Küste gehorchte nun der röm. Herrschaft. Im Frühjahr 55 wandte sich sodann C. gegen die Usipeter und Tenchterer, die von den Sueven gedrängt, über den Rhein in das Gebiet der Belgen eingerückt waren. Er zersprengte sie und machte sie größtenteils nieder.

Neben der Eroberungslust führte C. die Absicht, die neuen Eroberungen gegen die östl. und nördl. Nachbarvölker zu sichern, in demselben Jahre nach Germanien und Britannien. In das german. Gebiet gelangte er über eine Pfahlbrücke, die er zwischen Koblenz und Andernach über den Rhein schlug; nach 18tägigem Aufenthalt kehrte er zurück, ohne daß sich ihm ein Feind in den Weg gestellt, aber auch ohne daß er selbst die Sueven in der von ihnen gewählten festen Stellung aufzusuchen für gut gefunden hatte. Nach Britannien setzte er mit nur zwei Legionen über (wahrscheinlich aus der Gegend von Wimereux nach der von Dover), erzwang gegen die Übermacht der Feinde die Landung und schlug die gegen sein Lager andrängenden Feinde, ging aber bald wieder nach Gallien zurück. Im J. 54 wiederholte er (von dem beim jetzigen Wissant gelegenen Portus Itius aus) mit fünf Legionen die Fahrt, und diesmal drang er in das Land ein. Die Völker im Süden und Norden des Ausflusses der Themse, auch der tapfere Cassivellaunus, der mehrere Stämme jener Gegend zu einem Reiche vereinigt hatte, wurden zur Anerkennung der röm. Oberherrschaft und zur Stellung von Geiseln genötigt, die C. mit sich nach Gallien nahm. Hier zwang ihn eine Mißernte, die Winterlager der Legionen weiter als sonst auseinanderzulegen. Diese Gelegenheit benutzten mehrere Völkerschaften des nördl. Gallien, voran die Eburonen unter ihren Fürsten Ambiorix und Catuvolcus, zur Empörung, die zwar von C. bald unterdrückt wurde, aber im stillen fortglimmte. C. sah sich genötigt, noch gegen Ende des Winters selbst in die aufständischen Gebiete der Nervier, Senonen und Carnuten einzurücken. Er unterwarf nunmehr auch die bisher unbezwungenen Menapier, während sein Legat Labienus die Trevirer niederschlug. Aus dem Gebiete der letztern zog C. dann zum zweitenmal über den Rhein, kehrte aber sogleich wieder um und vernichtete den am Aufstande besonders beteiligten Stamm der Eburonen.

Furchtbarer aber als alle frühern war der Aufstand, zu dessen Ausbruch im folgenden Winter (53, 52) die Carnuten durch die Ermordung der röm. Kaufleute und Wucherer in Cenabum (Orléans) das Zeichen gaben. Die Gallier hatten eingesehen, wie nachteilig ihre Vereinzelung ihnen gewesen; viele Stämme, diesmal außer den Carnuten namentlich Stämme des mittlern und südl. Galliens, insbesondere die Arverner, vereinigten sich jetzt und erkannten den Arverner Vercingetorix als Oberan-^[folgende Seite]

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