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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cassiquiari; Cassis; Cassiterīdes insŭlae; Cassĭus

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Cassiquiari - Cassius

nicht erhalten, nur ein Auszug daraus von Jordanes (s. d.). Kümmerlich, aber immerhin von Wert, ist seine Weltchronik bis 519 n. Chr., neu herausgegeben und bearbeitet von Mommsen in den «Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften», Bd. 8 (Lpz. 1861). An sich ohne höhern wissenschaftlichen Wert, aber von großer Wichtigkeit für die Kulturgeschichte des Mittelalters sind seine «Institutiones divinarum et saecularium litterarum», in denen C. mit einer Einleitung in das theol. Studium eine freilich nur sehr summarische Encyklopädie der profanen Wissenschaften verbindet. Ähnliches gilt von den meisten seiner übrigen theol., philos. und grammatischen Schriften, welche eine wenn auch geringe Grundlage klassischer Bildung dem Mittelalter überlieferten. Eine Ausgabe seiner Werke besorgte der Benediktiner Garet (2 Bde., Rouen 1679); neue Fragmente veröffentlichte Baudi de Vesme in den «Memorie» der Turiner Akademie der Wissenschaften (Serie 2, Bd. 8), eine Ausgabe der Briefe mit engl. Übersetzung Hodgkin (Lond. 1886). – Vgl. Thorbecke, C. Senator (Heidelb. 1867); Franz, C. Senator, ein Beitrag zur Geschichte der theol. Litteratur (Bresl 1872); Ebert, Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters, Bd. 1 (2. Aufl., Lpz. 1889).

Cassiquiari, Strom, s. Casiquiare.

Cassis, Schneckengattung, s. Sturmhaube.

Cassis (frz., spr. -ßih), ein aus den Beeren der schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrum L.) hergestellter Liqueur. Die zerstoßenen Beeren werden mit Alkohol übergossen, längere Zeit stehen gelassen und der hiervon durch Filtration gewonnene alkoholische Auszug wird als Grundlage für die durch ihren Zuckergehalt und sonstigen Zuthaten (Himbeeren, Kirschen u. s. w.) unterschiedenen Arten des Cassisliqueurs verwandt.

Cassis (spr. -ßih), Stadt im Kanton La Ciotat, Arrondissement Marseille des franz. Depart. Bouches-du-Rhône, an der Küste des Golfe du Lion und an der Linie Marseille-Nizza der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 1527, als Gemeinde 1974 E., Post und Telegraph, einen Hafen mit Leuchtturm, Bergbau auf Eisenerz, Marmorbruch, Korallenfischerei und Handel mit Muskatweinen und Südfrüchten. C. ist Geburtsort von Jean Jacques Barthélemy.

Cassiterīdes insŭlae (lat.), die Zinninseln der Alten, woher die Phönizier Zinn und Blei holten, sind wahrscheinlich die kleinen, der bretagnischen Küste westlich vorlagernden Inseln und Wight. Da sie schon seit dem 5. Jahrh. v. Chr. nicht mehr besucht wurden, so ist ihre genaue Lage früh vergessen worden. Als die Römer bei der Unterwerfung Galliens zum erstenmal an den nordwestl. Ocean kamen, nahm sich P. Crassus vor, die sagenhaften C. i. zu entdecken. Er fuhr mit einigen Schiffen nach Westen, fand unerwartet die Scilly-Inseln und glaubte nun, obwohl er bei den in den primitivsten Zuständen lebenden Einwohnern nur wenig Zinn antraf, die wahren Cassiteriden erreicht zu haben.

Cassĭus, Gajus (bei Dio Cassius mit dem Beinamen Longinus), der Haupturheber der Verschwörung gegen Cäsar, zeichnete sich als Quästor des Crassus 54–53 v. Chr. durch Klugheit und Kriegskunst aus. Er rettete, nachdem Crassus gefallen, den kleinen Überrest des von den Parthern bei Carrhä geschlagenen röm. Heers und behauptete Syrien gegen die Parther bis zur Ankunft des Prokonsuls Marcus Bibulus im J. 51. In dem Kriege zwischen Pompejus und Cäsar schlug sich C., damals Volkstribun, zur Partei des erstern und that als Führer eines Teils der Flotte den Cäsarianern, namentlich im J. 48 vor Messina, bedeutenden Abbruch. Als Cäsar nach dem Siege bei Pharsalus den Pompejus verfolgte, stieß er im Hellespont auf C., der mit seinen Schiffen zu Pharnaces, König von Bosporus, gehen wollte, aber trotz der Übermacht, die er besaß, überrascht sich Cäsar ergab; Cäsar verzieh ihm. Dennoch faßte er vor allen im J. 44, in welchem er wie M. Brutus durch Cäsars Förderung Prätor war, den Entschluß zu Cäsars Ermordung und führte ihn, nachdem er namentlich auch den Brutus dazu gewonnen hatte, 15. März mit den andern Verschworenen aus. Im September desselben Jahres begab er sich nach Syrien, wo er sein Heer ansehnlich verstärkte und den Publius Dolabella, der ihn vertreiben wollte, 43 überwand. Auf die Nachricht, daß Antonius und Octavian gegen ihn und Brutus zögen, ging er nach Kleinasien und traf mit Brutus in Smyrna zusammen. Von Abydos setzten beide mit ihrem Heere über den Hellespont nach Sestus über und zogen nach Macedonien, wo sie 42 bei Philippi mit den Feinden zusammentrafen. C. ward in der ersten Schlacht von Antonius geschlagen und ließ sich, da er auch Brutus, der indessen die Truppen Octavians geworfen hatte, besiegt wähnte, durch einen Freigelassenen töten. ^[Spaltenwechsel]

Für einen Bruder des Gajus C. gilt Quintus C. Longinus. Er war als Volkstribun zusammen mit Antonius im J. 49 für Cäsar wirksam und wurde von diesem in demselben Jahre, nachdem die Pompejanischen Legaten in Spanien sich ergeben hatten, zum Proprätor im jenseitigen Spanien ernannt. Hier machte er sich durch Raubsucht und Grausamkeit verhaßt, sodaß ein Teil des Heers sich gegen ihn empörte. Als er Spanien verlassen wollte, verlor er im J. 47 in der Mündung des Iberus infolge eines Schiffbruchs das Leben.

Cassĭus, Gajus C. Longinus, bedeutender Rechtsgelehrter des 1. Jahrh., war Konsul unter Tiberius 30 n. Chr., unter Claudius von 45 bis 50 Statthalter von Syrien. Von Nero 65 nach Sardinien verbannt, weil er unter seinen Ahnenbildern das des Mörders Cäsars aufgestellt habe, wurde er von Vespasian zurückgerufen. Er schrieb ein großes Werk «De iure civili» und war Begründer einer eigenen Juristenschule.

Cassĭus Parmensis (so genannt, weil aus Parma gebürtig) gehörte zu den Mördern Cäsars und befehligte unter Brutus und Gajus C. eine Abteilung der Flotte. Nach der Schlacht bei Philippi 42 begab er sich zu Sextus Pompejus nach Sicilien, verließ diesen im J. 36 und ward Legat bei Antonius. Nach der Schlacht bei Actium ward er auf Octavians Befehl in Athen getötet. Er war auch Dichter und schrieb Elegien, Epigramme und Tragödien, die verloren sind. – Vgl. Weichert, De L. Varii et Cassii Parmensis vita et carminibus (Grimma 1836).

Cassĭus, Spurius C. Vecellinus oder Vicellinus, eine der ältesten und bedeutendsten wirklich histor. Erscheinungen in der röm. Geschichte. Er war dreimal Konsul (502, 493 und 486 v. Chr.), einmal Magister equitum (503 oder 498), triumphierte in seinem ersten Konsulat über die Sabiner und schloß in seinem zweiten den altberühmten, noch zu Ciceros Zeit vorhandenen Bündnisvertrag mit den Latinern. Nach dem dritten Konsulat, während

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]