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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Castiglione; Castiglione Fiorentīno; Castilho

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Castiglione (Herzog von) - Castilho

Castiglione (spr. -iljohne), Herzog von, s. Augereau.

Castiglione (spr. -iljohne), Baldassare, Graf, ital. Schriftsteller, geb. 14. Dez. 1478 zu Casanatico im Mantuanischen, studierte zu Mailand und trat dort in Dienst des Herzogs Lodovico Sforza il Moro, dann in den Gian Francesco Gonzagas, Markgrafen von Mantua. Einige Jahre nachher nahm er Dienste bei Guidubaldo von Montefeltro, Herzog von Urbino, der ihn 1506 als Gesandten an Heinrich Ⅶ. von England, 1507 an Ludwig Ⅻ. sandte. Unter Papst Leo Ⅹ. war er Gesandter des Herzogs von Urbino, Francesco della Rovere, in Rom, und vertrat später in gleicher Eigenschaft die Interessen des Federigo von Mantua. Unter Clemens Ⅶ. trat er in päpstl. Dienst und ging 1525 als Nuntius nach Spanien, wo er 7. Febr. 1529 zu Toledo starb. Unter C.s Werken (hg. von Volpi, Padua 1733) ist das bedeutendste «Il Cortegiano» (Vened. 1528 u. ö.; neue Ausg. von Baudi di Vesme, Flor. 1854; von Salvadori, ebd. 1884), Dialoge, die ein Idealbild des vollkommenen Hofmanns zeichnen und, wie keine andere Schrift, die elegante Sitte, die geistreiche Unterhaltung der ital. Renaissancegesellschaft vorführen. Seine «Lettere» (2 Bde., Padua 1769–71) sind für polit. wie litterar. Geschichte wichtig. Auch als lat. und ital. Dichter hat C. Bedeutung; seine «Poesie volgari e Iatine» veröffentlichte Serassi (Rom 1760). Giulio Romano hat ihm, dem Freunde Raffaels, ein Monument in der Kirche der Madonna delle Grazie bei Mantua errichtet. – Vgl. Tobler, C. und sein Hofmann (Bern 1864, im «Neuen Schweizerischen Museum»); Bottari, B. da C. e il suo libro Cortegiano (Pisa 1877); Cochin, Boccace. Études italiennes (Par. 1890), 2. Abschnitt; Martinati, Notizie storico-biografiche intorno al conte B. C. (Flor. 1891).

Castiglione (spr. -iljohne), Carlo Ottavio, Graf, ital. Münzforscher, geb. 1784 zu Mailand, beschrieb mit großer Sachkenntnis die «Monete cufiche del Museo di Milano» (Mail. 1819), an welche Arbeit sich «Dell' uso cui erano destinati i vetri epigrafi cufiche» (ebd. 1847) anschließt. In dem «Mémoire géographique numismatique sur la partie orientale de la Barbarie appelée Afrikia par les Arabes» (ebd. 1826) suchte er den Ursprung und die Geschichte der Berberei zu ermitteln, deren Namen auf arab. Münzen sich finden. Am bekanntesten in Deutschland ist C. durch die Mitentdeckung der got. Übersetzung der Paulinischen Briefe und der Fragmente des Alten Testaments (in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand), die er teils allein, teils mit dem Mitentdecker A. Mai (s. d.) 1819–39 (5 Hefte) herausgab. C. starb 10. April 1849 zu Genua. Sein Leben hat Biondelli (Mail. 1856) beschrieben.

Castiglione (spr. -iljohne), Giovanni Benedetto, genannt il Grecchetto, ital. Maler und Kupferstecher, geb. 1616 zu Genua, war ein Schüler von G. B. Paggi und A. de' Ferrari. Später trat er in die Dienste des Herzogs von Mantua, wo er 1670 starb. Vorzüglich ausgezeichnet ist C. als Maler alttestamentlicher Geschichten mit Tieren (Geburt Christi in San Luca zu Genua), wozu er sich durch langes Studium des J. Bassano in Venedig herangebildet hatte; doch ist er naturalistischer, nüchterner und oberflächlicher als dieser. Im Hofmuseum zu Wien befinden sich: Noah mit den Tieren vor der Arche, Noah läßt die Tiere in die Arche gehen; in der Dresdener Galerie: Arche Noahs, Jakobs Heimzug. Auch die von ihm angefertigten Landschaften und Porträte sind vortrefflich. 67 Blätter, in Kupfer geätzt, zeigen seine außerordentliche Gewandtheit in der Helldunkelmanier. ^[Spaltenwechsel]

Castiglione Fiorentīno (spr. -iljohne), Ort in der ital. Provinz und im Kreis Arezzo, an der Linie Florenz-Rom des Adriatischen Netzes, hat (1881) 1984, als Gemeinde 12644 E., theol. Seminar, Lateinschule und bedeutenden Seidenbau. Seinen Namen erhielt es von Florenz, an das es 1384 kam.

Castilho (spr. -ílju), Antonio Feliciano, seit 1870 Visconde de C., portug. Dichter, geb. 26. Jan. 1800 zu Lissabon, studierte 1817–22, obwohl früh erblindet, in Coimbra die Rechte, doch praktizierte er niemals. Die miguelistischen Unruhen verscheuchten ihn 1846 aus Portugal; er weilte 2 Jahre auf den Azoreninseln mit landwirtschaftlichen, histor. und pädagogischen Fragen beschäftigt; bereiste 1854 Brasilien und Portugal als Verbreiter einer von ihm erfundenen Lehrmethode: «Methodo portuguez Castilho», auch «Methodo repentino» genannt, die, obwohl mit allerhand unnützem Tand ausgestattet, bei dem damaligen Stande des portug. Unterrichtswesens doch einen großen Fortschritt bedeutete. Als Generalkommissar des Volksunterrichts leistete er hervorragende Dienste und ward Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaft. C. starb 17. Juni 1875 in Lissabon. Die ersten nennenswerten Gedichte sind Oden und Kantaten an Mitglieder des Königshauses, im Geiste und Stil des franz. Pseudo-Klassicismus. Es folgten 1821 die bukolischen Versuche: neun «Cartas de Echo a Narciso» (Coimbra; 3. Aufl., Par. 1836), ein Liederfrühling «Primavera» (Lissab. 1822; 2. Aufl. 1837) und einige Jahre später «Amor e melancholia ou a novissima Heloïsa» (Coimbra 1828), die alle im idyllischen Geiste Florians und Geßners und in den von den portug. «Arkadiern» mit Vorliebe verwendeten Versarten den Frühling der Natur und der Liebe feiern. Später schloß C. sich in zwei Gedichtcyklen «A noite do castello» (1836) und «Os ciumes do bardo» (1838) der von Almeida-Garrett und Herculano vertretenen Romantischen Schule an, kehrte aber bald zu der seinem Talente entsprechendern arkadischen Geschmacksrichtung zurück in den «Excavações poeticas» (1844), im«Outono» (1863). C. war nach Garretts Tode (1854) und Herculanos Rückzug (1859) der Führer und Chef der portug. Litteratur, doch stand er mit seinem Ideal stilistischer und rhetorischer Vollendung abseits von den Bestrebungen der jüngsten Generation, die ihn zuletzt in offener Fehde bekämpfte. C. übersetzte aus dem Lateinischen die «Metamorphosen» des Ovid (5 Bücher; Lissab. 1841), die «Ars amatoria» (Rio 1862), die «Fasti» (ebd. 1862) und Virgils «Georgica» (1867); aus dem Griechischen die «Lieder des Anakreon» (1866); aus dem Französischen vier Lustspiele Molières und das Drama «Camões» von Perrot und Dumesnil (1849), mit denen er jedoch ganz frei schaltete, sie vollkommen nationalisierend; aus dem Deutschen Goethes «Faust» 1872; aus dem Englischen Shakespeares «Sommernachtstraum» («Sonho de uma noite de S. João»). Doch gelang es ihm nicht, den german. Meisterwerken gerecht zu werden. Als Sprach- und Verskünstler ersten Ranges zeigen ihn auch diese freien Umdichtungen. – Vgl. Ortiz, La literatura portuguesa en el siglo ⅩⅨ (Madr. 1870); Theophilo Braga, Historia do romantismo em

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]