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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Celeres - Cellini
vslöres (1a!., "die Schnellen"), im alten Rom
Name der 300 vornehmen Krieger, welche die be-
rittene Leibwache der Könige bildeten. Ihr An-
führer Hieß^ridnuu8 OlLrum und hatte unter andern
das Reckt, die Komiticn zu versammeln. Mit dem
Sturze des Königtums wurde die Schar aufgelöst.
Celcrität (lat.), Geschwindigkeit.
Celestlna, span. Buchdrama, s. Rojas, Fer-
Ccleus, s. Kelcos. ftando de.
Cclje, slaw. Name der Stadt Cilli (s. d.).
vSiia. (lat.), Kammer, daher das deutsche Zelle
(besonders der dem Klostcrbewohner angewiesene
Privatraum). Bei antiken Tempelanlagen wird unter
lü. (grch. Qaö8) der durch Wände abgeschlossene,
im Innern des Baues gelegene Raum verstanden,
der für das Götterbild bestimmt war; er erhielt sein
Licht durch die Eingangsthür oder von der Decke
aus. (S. Tempel.)
Cellamare (spr. tsche"), Antonio dcl Giudice,
pel, wurde am Hofe Karls II. von Spanien erzogen,
trat im Spanischen Erbfolgekriege eifrig auf die
Seite Philipps V., ward Diplomat und 1715 span.
Gesandter am franz. Hof. Hier machte sich C., auf
Betrieb des span. Ministers Alberoni, zum Mittel-
punkte einer Verschwörung, die den Sturz des
Herzogs von Orleans und die Erhebung des Bour-
bonen Philipp V. von Spanien zum Regenten in
Frankreich während der Minderjährigkeit Lud-
wigs XV. bezweckte. Das Komplott wurde jedoch ent-
deckt, C. Ende 1718 über die Grenze gebracht. Bei
Pbilipp V. blieb C. in hoher Gunst. Er starb 1733. -
Vgl.Lcmontcy,Hi8t0ii-6 66 1a.I56F6iio6,6tc. (2Bde.,
Par. 1832); Mariens, (^1868 c6ledi-68 äu äioit
668 Z6Q8 (2. Aufl., Bd. 1, Lpz. 1858); Iobcz, I.a
s>aü66 80U5 I.0U13 XV (Bd. 1, Par. 1864).
<3v1i2.riN8, bei den alten Römern der mit der
Verwaltung der Vorratskammern (ckiiae) beauf-
tragte Sklave.
Cellarius, Christoph, Gelehrter und Schul-
mann, geb. 22. Nov. 1638 zu Schmalkalden, be-
suchte die Universitäten Jena und Gießen und war
zuerst seit 1667 an der Schule zu Weißenfels ange-
stellt. 1673 wurde er Rettor zu Weimar, 1676 zu
Feitz, 1688 zu Merscburg, endlich 1693 Professor
der Beredsamkeit und Geschichte zu Halle, wo er
4. Juni 1707 starb. C. hat sich besonders durch seine
Handausgaben der bekanntesten lat. Klassiker sowie
durch eine große Anzahl von Lehrbüchern der Spra-
chen wie auch der Geographie und Geschichte große
Verdienste erworben. Von seinen Schriften sind die
"Notitia ordi8 anti^ui" (2 Bde., Lpz. 1701-6;
neu hg. von Schwarz, 2 Bde., ebd. 1773) und "Or-
tkoFrapKjH wtiiiH" (neue Ausg. von Harleß, 2 Bde.,
Altenb. 1768) hervorzuheben. Seine "I)i886i-tatio-
ns"5" gab Walch heraus (Lpz. 1712). - Vgl. Jak.
Burckhard, 1)6 odiw (^ilHi-ii (Hcklle 1707); Keil,
Oratio äs Okr. lücilki-ü vita 6t, gwäii" (ebd. 1875).
Celle. 1) Landkreis, ohne die Stadt C., im preuß.
Reg.-Bez. Lüneburg, hat 1553,"? hkin, (1890) 29672
(14743 männl., 14929 weibl.) E., 108 Landgemein-
den und 11 Gutebezirke. - 2) Kreisstadt im Land-
kreis C. und Stadtkreis (23,33 ykm), liegt in wasser-
reicher, mit Kiefernadelwäldern bedeckter Ebene, am
Südrande der Lüneburger Heide, an der hier schiffbar
werdenden Aller, die hier von links die Fuse auf-
nimmt, und an der Linie Hamburg-Lehrte der Preuß.
Slaatsbahnen und hat mit den früher vorftädtischen
Bczirten (Altenccller, Hehlenthor-, Westceller Vor-
Artilel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
stadt, Neustadt, Altcnhäuser) 18901 E., darunter
1483 Katholiken und 143 Israeliten; in Garnison'
(1998 Mann) das 77. Infanterieregiment und die 3.
Abteilung des Feldartillerieregi-
mcnts von Scbarnhorst Nr. 10,
Postamt erster Klasse mit Zweig-
stelle, Telegraph. Von den 7 Kir-
chen gehört je 1 der kath. und
reform. Gemeinde; ferner be-
steht eine Synagoge. Eine Zierde
der Stadt ist das Schloß (teils aus
spätgot. Zeit, teils 1680 von Gia-
como Bolognese im Renaissance-
stil aufgeführt), in welchem 1369-1705 die Herzöge
von C. aus dem Hause Braunschwcig-Lüncourg>
residierten und 1775 die unglückliche Königin Ka-
roline Mathilde von Dänemark starb. In der 1485
erbauten Schlohkapelle befindet sich ein Altargemäldc
von Martin de Voß (1569); in der alten Stadtkirche,
an welcher 1611-21 der bekannte theol.Sckriftsteller
Joh. Arnd Generalsuperintendent war, Denkmäler
von acht Herzögen und die herzogl. Gruft, wo auch die
dän. Königin Karolinc Mathilde und Sophia Doro-
thea ("Prinzessin von Ahlden"), die 1694 geschie-
dene Gattin des hannov. Kurprinzen, spätern Königs
Georg I. von England, beigesetzt sind. Am Markt-
platz liegt das Rathaus aus dem 16. Jahrh. Im
Französischen Garten ein 1784 errichtetes Marmor-
denkmal der Königin Karoline Mathilde; in den
Schloßanlagen ein 1891 errichtetes Kriegerdenkmal
von Bronze, modelliert von Hartzer. Haus und
Garten Thaers liegen eine Viertelstunde von der
Stadt entfernt. C. ist Sitz des Oberlandesgerichts
für die Provinz Hannover, das Fürstentum Lipve-
Detmold, das waldeckische Amt Pyrmont und den
Kreis Rinteln (Landgerichte Aurich, Detmold, Go>
tingen,Hannover, Hildesheim, Lüncburg, Osnabrücks
Stade, Verden), des Landratsamtes für dcn Land-
kreis, eines Amtsgerichts (Landgericht Lüneburg),
Hauptzollamtes, einer Rcicksbanknebcnstelle und
hat ein evang.-luth. Gymnasium (vorher Stiftungs-
sckule des Kalands j^s. d.), seit Anfang des 14.Jahrh.;,
Direktor Dr. Ebeling, 13 Lehrer, 8 Klassen, 20b
Schüler), Realgymnasium (Direktor Dr. Endemann,.
14 Lehrer, 7 Klassen, 199 Schüler), höhere Mädchen-
schule, Handelsschule, Hebammenschule, mehrere
Bibliotheken, darunter die des Oberlandesgcrichts
und die Kirchenministerialbibliothck; je ein Waisen-,
Werk- und Krankenhaus, Schlachthof und Gas-
anstalt. In der frühern Westceller Vorstadt liegen
das Zuchthaus sowie das ausgezeichnete königl.
Landgestüt. Die Industrie erstreckssich auf Wollgarn-
färberei, Wachsbleicherei, Branntweinbrennerei
sowie Fabrikation von Buchdruckerschwärze (von
Hostmann), Isoliermasse aus Infusorienerde, von
Tabak, Cigarren, Seife, t)fen, Schirmen und Stöcken;
ferner bestehen Kunstgärtnereien, Baumschulen und
im naben Lachendorf eine große Papierfabrik. C.
ist Geburtsort des Landwirts Thacr und des Dich-
ters Ernst Schulze; ersterm wurde an der Trift 1873
von Hartzer eine Marmorstatue errichtet. - Vgl.
Dehning, Die Geschichte der Stadt C. (Celle 1891).
Cellmi (spr. tsche-), Benvenuto, ital. Goldschmied
und Bildhauer, geb. 1500 zu Florenz als Sohn des
Baumeisters Giovanni C., erlernte die Goldschmiede-
kunst und trat dann in die Werkstatt des Firenzuola
di Lombardia zu Rom, wo er einen ausgezeichneten
Tafelaufsatz fertigte. Nächst der Goldschmiedekunst
übte er frühzeitig das Stahlstempelschneiden sowie