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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Centralamerika

facher gegliedert. Die Küste von Guatemala besitzt zwar keine für Seeverkehr geeignete Bucht, weiter östlich aber umschließen die Golfe von Fonseca, Papagayo, Nicoya, Dulce, David und Panama eine große Anzahl brauchbarer Häfen und Ankerplätze.

Oberflächengestaltung. C. besitzt ein eigenes Gebirgssystem, welches von dem Nordamerikas sowie den Cordilleren Südamerikas namentlich in der Streichrichtung abweicht und auf die Antillen hinweist, sodaß C. und die Antillen zusammen als ein geschlossenes Ganzes dem nördl. und dem südl. Kontinent entgegengestellt werden können. Auch die Zusammensetzung der Gebirge deutet darauf hin. Krystallinischer Schiefer und Massengesteine bilden die Hauptketten, und an diese schließt sich gegen den Atlantischen Ocean ein Kreidegebiet, gegen den Pacific ein Kranz von thätigen und erloschenen Vulkanen an. Auch ist das Streichen der Schichten kein nordwestliches, sondern östliches bis ostnordöstliches. Die Richtung der Gebirgszüge folgt diesem Verhalten. Eine altkrystallinische Hauptkette zieht aus Guatemala nach Honduras hinüber, durch das Längsthal des Rio Motagua in zwei Teile geteilt. Ausläufer dieses Gebirges durchziehen den ganzen Norden von Nicaragua und brechen an der Mosquitoküste ab. Die Höhe dieser wenig bekannten Gebirge (in Guatemala Sierra de las Minas, in Honduras Sierra de Sulaco genannt) ist nicht genau bestimmt. Die höchsten Gipfel scheinen 2500 m nicht zu übersteigen. Die mittlere Breite des Gebirgslandes ist 120 km, erreicht in Guatemala im höchsten Falle 380 km; die Länge der Ketten beträgt etwa 1000 km. Eine lange Bruchspalte trennt das Gebirgsland von der pacifischen Küste. Südlich dieser Spalte liegt die lange Reihe der Vulkane, von dem Vulkan von Sta. Maria an der Grenze von Guatemala gegen Mexiko bis nach dem Volcan de Chiriqui nahe der gleichnamigen Lagune an der Grenze von Costa-Rica und Columbia. Man zählt 30 Vulkane, darunter 16-18 thätige; alle diese Vulkane stehen auf gegen den Pacific vorgeschobenen Spalten und erreichen die größten Höhen in ganz C. Der Vulkan Agua bei der Stadt Guatemala ist 4120 m hoch, der Vulkan Fuego 4260 m; letzterer ist noch thätig, ebenso der Cerro Quemado 3109 m, der Atitlan 3573 m, der Pacaya 2550 m, und der merkwürdige Izalco. Dann folgt die Gruppe von Salvador, noch 1880 durch den im Ilopangosee entstandenen Feuerberg bereichert. Als Wächter des Eingangs der Fonsecabai erheben sich der Conchagua und der Coseguina (s. d.). Im Hintergrunde der Bucht trägt auch die Insel Tigre einen erloschenen Vulkan. Jenseit der Fonsecabai folgt nun die lange Reihe der Vulkane von Nicaragua, welche zum Teil auf der Küstenebene selbst stehen, wie der Vulkan Viejo, der 1867 entstandene bei Leon und andere; weiter im Innern stehen in der Spalte des Nicaraguasees der Momotombo, Nindiri, Masaya, Mombacho, im See selbst der Zapatera. Costa-Rica wird von Vulkanen durchzogen, welche teils das aus Granit und Syenit bestehende Hochland von San José durchsetzen, teils am Fuße desselben hinziehen, wie der Orosi, Rincon de la Vieja, Tenorio, Poas, der Irazu (3414 m) und der Turrialba (3358 m). Nicht mehr jungvulkanisch ist der Porphyrkegel Pico Blanco (2914 m), wohl aber der Rovalo und der Chiriqui in Panama. Bemerkenswert ist die lange Spalte, welche von dem Puerto Limon in Costa-Rica bis nach Salvador C. durchzieht und in welcher der Rio San Juan, die Seen von Nicaragua und Managua, das Tiefland in der nordwestl. Fortsetzung desselben und die Bucht von Fonseca liegen. Diese von NW. nach SO. streichende Spalte wird durch die Unternehmung des Nicaraguakanals (s. d.) von größter Bedeutung für die Menschheit werden. Das Gebirgsland von C. fällt stufen- oder terrassenförmig gegen SW. zum Pacific hinab, im Innern zeigen sich häufig Doppelketten mit Querjochen, welche den Verkehr erschweren. Nur wenige Flußthäler schließen das Land in der Richtung von Ocean zu Ocean auf, so der südlich von Comayagua in Honduras entspringende Rio Ulua, aus dessen Quellgebiet ein 853 m hoher Paß nach der Fonsecabai führt. Im allgemeinen aber folgen die Flüsse der Streichrichtung der Ketten und entspringen nahe dem Pacific, sodaß sie im O.- bis ONO.-Laufe C. durchziehen, wie der Rio Motagua in Guatemala, der Patuca in Honduras, der Coco, Rio Grande und Bluefields in Nicaragua, endlich noch der Rio San Juan. In den Pacific münden nur Küstenflüsse von geringer Bedeutung. Das nordwestl. Guatemala wird nach dem Golf von Campeche entwässert durch den Rio Usumacinta, der in den centralen Teilen Guatemalas in mehrern Armen entspringt. Die lagunenreichen Teile im N. entsenden den San Pedro von der Peten-Lagune zum Usumacinta, und den Rio Dulce, der die Laguna Dulce durchfließt, zum Golf von Amatique.

Klima. Die klimatischen Verhältnisse C.s werden durch die tropische und dabei oceanische Lage des Landes bedingt. Der Gesundheitszustand zufolge der gebirgigen Beschaffenheit ist im allgemeinen ein günstiger, jedoch tritt an der Ostküste gelegentlich das Gelbe Fieber auf, auch herrschen daselbst Wechselfieber. Das Land ist an der westl. Küste reichlicher bevölkert als an der östlichen, hat aber bei zwei Regenperioden eine längere Trockenperiode (von Januar bis April). Die eine Regenzeit beginnt in Costa-Rica im April, in Nicaragua im Mai und in Guatemala im Juni. Die Hauptregen fallen im September und Oktober; während der zweiten Hälfte des Juni, im Juli und in der ersten Hälfte des August herrscht die Veranada de San Juan, die kleine Trockenperiode. Die häufigen, auch als dritte Regenperiode bezeichnete, im Dezember und Januar mit Unterbrechungen besonders an der atlantischen Küste auftretenden Regengüsse bedingen hier ein feuchtes und mehr kühles Klima.

Pflanzenwelt. In Bezug auf vertikale Verteilung der Vegetation unterscheidet man in C. die drei Regionen der Tierra caliente, templada und fria, des heißen, gemäßigten und kühlen Landstrichs. In der Tierra caliente, zu welcher die niedrigen Küstenstriche und die höchstens bis zu 800 m erhobenen Landstriche des Innern, insbesondere ganz Salvador und das Becken des Nicaraguasees gehören, entwickelt sich die Tropenwelt in üppiger Fülle und Pracht. Der Tierra templada, der Region zwischen 800 und 1600 m Höhe, gehören der größte Teil der ebenen Tafelländer (Mesas) von Guatemala, Honduras, dem Norden Nicaraguas und von Costa-Rica an, welche zusammen fast die Hälfte von ganz C. ausmachen. Hier herrscht ein gesundes Klima von ewiger Frühlingsmilde, in welchem neben den mehr nordischen Kulturgewächsen (Mais, der Hauptnahrungspflanze) in günstigen Lagen auch die Früchte der Tropen noch gedeihen.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]