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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Centrumbohrer

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Centrumbohrer

^[Abb: Centrospermen (S. 47 b): 1. Beta vulgaris (Runkelrübe, Mangold); a Blüte, b Gruppe von Früchtchen. 2. Chenopodium Quinoa (Reismelde); a Blütengruppe, b Blüte vergrößert, c Früchtchen in natürlicher Größe und vergrößert, d durchschnittener Same mit gekrümmtem Embryo, vergrößert. 3. Agrostemma githago (Kornrade); a Frucht, b Same. 4. Dianthus carthusianorum (Karthäusernelke); a Blüte im Durchschnitt.]

dem Namen des C. (Centrumspartei) eine ultramontane kath. Partei konstituierte, die nicht bloß in den Fragen über das Verhältnis des Staates zur röm. Kirche das unbedingte Vorrecht der letztern verfocht, sondern sich auch dem neuen Deutschen Reiche grundsätzlich feindlich erwies, bis sie infolge des Rücktritts des preuß. Kultusministers Falk und der vom Fürsten Bismarck vertretenen Schutzzollpolitik ihre strikt oppositionelle Haltung aufgab. Dieses ultramontane C. zählte im Reichstage von 1871 fg. einige 60, in dem von 1874 und den folgenden Reichstagen gegen 100 Mitglieder, 1890 stieg es auf 106, sank aber 1893 wieder auf 96 Mitglieder; seine Hauptführer waren die Gebrüder A. und P. Reichensperger, von Mallinckrodt, Schorlemer-Alst und Windthorst(-Meppen), letzterer der unermüdlichste und schlagfertigste Sprecher der Partei und, nach Beendigung des Kulturkampfes durch die Kirchengesetze von 1887, der Vermittler zwischen den mehr konservativen Elementen und einer die frühere Agitationsweise fortsetzenden radikalern Richtung des C. Nach Bismarcks Rücktritt (1890) und Windthorsts Tode (1891) gestaltete sich unter der Leitung von Graf Ballestrem und Freiherrn von Huene das Verhältnis des C. zur Regierung besser. Doch bei der Beratung der Militärvorlage im Reichstag 1893 übernahm Dr. Lieber die Führung der Partei und wußte der mehr demokratischen Richtung des C. die Oberhand zu verschaffen, infolgedessen eine Anzahl gemäßigter Männer, wie die obengenannten Graf Ballestrem und Freiherr von Huene, aus dem Parteivorstand verdrängt und bei der Neuwahl zum Reichstag 1893 nicht wieder gewählt wurden.

In der franz. Nationalversammlung (1871‒75) zerfiel die Mittelpartei, die eigentliche Stütze der Regierung Thiers’, in ein rechtes und ein linkes C. Das rechte C. hatte etwa 160 Mitglieder, größtenteils Orléanisten, das linke C. mit etwa 170 Mitgliedern bestand aus gemäßigten Republikanern. In den schnell wechselnden Parteigruppierungen der franz. Deputiertenkammer gab es ebenfalls ein linkes C., das aus Republikanern, und ein rechtes C., das aus Konservativen bestand.

Centrumbohrer, s. Bohrer.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]