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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chalkographie - Challenger-Expedition
besonders an der Südküste von Macedonien, wo
die Halbinsel Chalkidike (s. d.) den Namen von ihr
erhielt, ferner in Unteritalien und auf Sicilien
gründete. Im 7. Jahrh. v. Chr. führte sie mit der
Nachbarstadt Eretna (s. d.) um den Besitz des lelan-
tischen Gefildes und um das Principat über die
Insel einen hartnäckigen und langwierigen Kampf,
der mit dem ^iege der Chalkidier endete. 506 v. Chr.
wurde C. von den Athenern unterworfen, welche
die Ländereicn des herrschenden Adels, der sog.
Hippoboten, unter 4000 Bürger verteilten. Nack-
dem der Versuch, den C. 445 machte, die Herrschaft
Athens abzuschütteln, durch Pcrikles vereitelt wor-
den war, blieb die Stadt tributpflichtiges Mitglied
des athen. Seebundes bis zum I. 411, wo sie auf
die Seite der Gegner Athens übertrat und ihre
Freiheit wiedererhielt, doch schloß sie sich später
(378) dem zweiten athen. Seebunde an und hielt im
ganzen treu zu Athen bis zur Schlacht von Chäro-
nea (338 v. Chr.), infolge deren sie wie die ganze
Insel unter die Botmäßigkeit der Macedonier kam.
Als Festung und Handelsstadt blieb C. während
des Altertums und Mittelalters von Bedeutung.
Das heutige C. ist Hauptort der Eparchie C. des
griech. Nomos Euböa, lÄitz eines Erzbischofs und
hat (1879) 6877 E. und im Kaftro Neste der venet.
Befestigungen und eine modern angelegte Vorstadt.
Chalkographie (vom grch. cdalkü", Kupfer),
soviel wie Kupferstechkunst (s. d.). Auch ist C. der
Name sür die im Louvre zu Paris befindliche große
Kupferstich-Anstalt und -Handlung, die, ähnlich der
ReFiI. ^icoFi-gM (ehemals stamperia ^amsi-ale)
in Rom, 1660 von Ludwig XIV. gegründet, 1798
und 1848 neu organisiert wurde. Es liegen dort
die meisten (5000 Nummern) der hervorragenden
Kunstwerke von Paris auf dem Gebiete der Malerei,
Plastik und Architektur zum Verkauf aus.
Chalkokondhlas (Chalkondylas), Deme-
trius, griech. Grammatiker, Schüler des Theodor
Gaza, geb. um 1424 zu Athen, trat 1450 in Perugia
als Lehrer der griech. Sprache auf, 1463 in Padua,
1471 in Florenz, zuletzt, feit 1492, in Mailand, wo
er 1511 starb. Er fchrieb in altgriech. Spracbe eine
praktifch eingerichtete griech. Grammatik "^i-ote-
matN" (Mail. 1493; Par. 1525; Bas. 1546), erwarb
sich aber noch größeres Verdienst dadurck, daß er zu
Florenz die ersten Drucke des Homer (1488), zu Mai-
land des Isokrates (1493) und Suidas (1499), typo-
graphische Meisterstücke, besorgte, obgleich er in der
Textrecension mit einiger Willkür verfuhr.
LaonikoZ C., Bruder des vorigen, lebte seit dem
Falle von Konstantinopel (1453) in Italien. Er
schrieb eine Geschichte des Byzantinischen Kaiser-
reichs 1297-1462 (griechisch und lateinisch hg. von
Betker im "(^oi'puZ scriptorum kiätoriHL L^23.u>
tiuHL", Bonn 1843). *
Chalkophylltt, s. Kupferglimmer.
Chalkopyrit, s. Kupferkies.
Ehalkos (altgrch.), nicht sehr häufig vorkom
mende Münze, der achte Teil eines Obolos (s. d.).
Ehalkosin, f. Kupferglanz.
Chalkotrichit, s. Notkupfererz.
Chalkotypie (grch.), Hochdruckätzung in
Kupfer, eine Anwendung der Galvanoplastik zur
Erzeugung von Reliefkupferplatteu, welche zum Teil
denHolzschnitt ersetzen sollen; doch hat dieselbe wegen
der Schwierigkeit der Herstellung wenig Anwendung
gefunden. Schon der Engländer Spencer machte in
dieser Richtung Versuche. Er radierte eiue Kupfer-
Vrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. IV.
platte in Kupferstichmanier und ätzte sie schwach.
Hierauf brachte er die vom Atzgrund befteile, rein ge-
wafchene und mit Fließpapier gut abgetrocknetePlatte
in einen mit Kupfervitriollösung gefüllten Appa-
rat. Das Kupfer schlug sich in die eingeritzten und
auf die erhabenen Stellen nieder, was dann eine
freilich nur sehr seichte Reliefplatte gab. Heims in
Berlin übertrug 1851 die mit einer von der Säure
unangreifbaren Substanz ausgeführteZeichnung auf
die polierte Kupferplatte und ätzte diejenigen Stelleu,,
welche weiß erscheinen sollten. Bei großen weißen
Stellen, welche sich durch Ätzen nicht genügend ver-
tiefen ließen, half er mit dem Grabstichel nach. Es
gab dies ein erhabenes Bild in der Manier der jetzi-
gen Zinkographie (s. d.).
Cyalkoxylographie (grch.), eine von Sieglän-
der in Wien um 1837 erfundene Manier zur Her-
stellung von Druckplatten, welche sozusagen den
Kupferstich mit der Xylographie verbindet und ins-
besondere Aquatintatöne wiedergiebt. Zurpraktischen
Verwendung dürfte die C. kaum gekommen sein.
Challa ist der Name einer auf Grund von
4 Mos. 15, i7-2i an den Priester zu leistenden Ab-
gabe von allem Gebackenen. Das Nähere bestimmt
ein besonderer Traktat in der Mischna (erste Ord-
nung) und Maimonides' "Hilchot Vikkurim" (latei-
nisch von G. Peringerus, Upsala 1694 u. 1695),
Kap. 5. Jetzt wird bei den Juden ein kleiner Teil des
Gebackenen als C. abgesondert und verbrannt.
Challemel-Lacour(spr.schall'me'ttlakuhr),Paul
Amand, franz. Staatsmann, geb. 19. Mai 1827
in Avrauches, wurde 1849 Professor der Philosophie
am Lyceum zu Pau, 1851 am Lyceum zu Limoges,
wegen seiner republikanischen Gesinnung bei Napo-
leons Staatsstreich 2. Dez. in Paris verhaftet und
später aus Frankreich verbannt. Er wandte sich nach
Belgien, machte Reisen in Deutschland und Italien,
wurde 1856 Professor der franz. Litteratur am Poly-
technikum in Zürich, kehrte 1859 infolge der Amnestie
nach Frankreich zurück und hielt öffentliche Vor-
lesungen über schöne Kunst, die bald verboten wur-
den. Als Mitarbeiter oder Leiter litterar, und polit.
Revuen verschaffte er sich einen angesehenen Namen.
Nach dem Sturz des Kaiserreichs 4. Sept. 1870
wurde erPräfekt des Rhönedepartements und außer-
ordentlicher Kommissar; doch konnte er nicht verhin-
dern, daß in Lyon eine Commune errichtet wurde.
1872 trat er in die Nationalversammlung, wo er
seinen Sitz auf der äußersten Linken nahm. Neben
Ranc und Allain-Targe war er einer der ersten Re-
dacteure der "RßMdiihUL ^1193.186", welche die Po-
litik Gambettas vertrat. Die Stadt Marseille ent-
sandte ihn 1876 in den Senat. Als Gambettas in-
timer Freund wurde er 1879 Botschafter in Bern
und 1880 in London, von welchem Posten er nach
dem Sturze des Kabinetts Gambetta im Febr. 1882
zurücktrat. Im Kabinett Ferry übernahm er Febr.
1883 das Ministerium des Äußern, trat aber im
November d. I. zurück, weil er Ferrys Annäherung
an Deutschland mißbilligte. Seitdem machte er sich
durch seine Bekämpfung des Radikalismus im Senat
bemerkenswert. Dieser wählte ihn im März 1890
zum Vicepräsidenten und nach Ferrys Tod (1393)
zum ersten Präsidenten. Kürz vorher war er auch
in die Französische Akademie gewählt worden. C.
veröffentlichte "1^3. pinwäopdis inäivil1u3.1i8t6,
6wä6 3NI- ^uiliaums äs Ilniudoiät" (Par. 1864).
Challenger-Expedition (spr. tschällcndsch'r),
wurde vom'21. Tez. 1872 bis 24. Mai 1876 von
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