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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chalmers (Alexander) - Chalmers (Thomas)
der gedeckten Korvette Challenger der engl. Marine
unter Sir George Nares als Kommandanten und
Sir Wyville Thomson als wissenschaftlichen Leiter
zur Erforschung der Weltmeere (s. Oceanographie)
ausgeführt. Neben ausgezeichneten Seeoffizieren
befanden sich eine Anzahl i^pecialgelehrter an Bord;
mit den reichsten Mitteln war das Schiff für seine
besondere Aufgabe eingerichtet und mit Apparaten
aller Art zur Tiefseeforschung (s. d.) ausgestattet.
Ehem., Physik, und biologische Laboratorien, Photo-
graphenkammern u. s. w. waren vorhanden. Neben
hydrogr. Forschungen wurden namentlich auch me-
teorologische, magnetische, geologische, zoologische
und botanische ausgeführt fowie einzelne wenig
gekannte Inseln und Küstenstrecken vermessen und
ihre Positionen astronomisch bestimmt. Die C. pas-
sierte zunächst den Golf von Biscaya, lief Gibral-
tar an, segelte unter beständigem Loten und Schlepp-
netzfischen über Madeira und Teneriffa, von da durch
den Atlantischen Ocean nach Westindien, St. Tho-
mas anlaufend, dann zur genauen Untersuchung
des Golfstroms nach den Bermudas, Halifax und
zurück zu den Bermudas; von hier über die Azoren,
Kap Verdescben Inseln, St. Paul und Fernando
Noronha nach Vahia. Weiterhin ging die Reise
quer durch den Südatlantischen Ocean über Tristan
da Cunha zum Kap der Guten Hoffnung, von da
17. Dez. 1873 über die Prinz-Eduards-, Crozet-,
Kerguelen-, und MacDonald-Inseln in die antark-
tische Polarregion an die sog. antarktische Eis-
mauer heran bis auf 66° 4(V südl. Vr. und in 78"
östl. L., um nach der "I^rra ÄU8ti-3.1i8 incoFiiitH"
Ausschau zu halten, jedoch ohne eine Spur von
Land entdecken zu können. Nach mehrern heftigen
Stürmen inmitten der Eisberge wurde wieder nord-
wärts gesteuert und 17. März 1874 Melbourne er-
reicht, später Sydney, Neuseeland und die Fidschi-
Inseln besucht. Die Fahrt ging dann durch die
Torresstraße, die ^üdküste Neuguineas, die Mo-
lukken und Philippinen anlaufend nach Hongkong,
von da über die Philippinen zurück entlang der
Nordküste Neuguineas bis zu den Admiralitäts-
inseln und von da nordwärts nach Iokohama (An-
kunft 11. April 1875), wobei eine große Zahl Küsten-
plätze und Insel?: berührt wurden. Von Japan über
die Sandwichinseln, Tahiti und Juan Fernandez,
richtete sich die Rückreise nach Valparaiso, durcb den
Smyth-Kanal und die Magalhäesstraße, die Falk-
landsinseln anlaufend, nach Montevideo; alsdann
wurde ostwärts bis nahe zu Tristan da Cunha und
später nordwärts über Äscension und dieKap-Verde-
schen Inseln und westlich an den Azoren vorbei nach
Vigo gesegelt und von da Portsmouth, der Aus-
gangshafen, 24. Mai 1876 wieder erreicht.
Der Zweck der C. war auf das beste erfüllt; auf
einer Seefahrt von insgesamt 68 890 Seemeilen
waren 374 Tiefseelotungen, 255 Tiefseetemperatur-
messungcn und 240 ^chleppnetzzüge ausgeführt wor-
den. Es sind damit Auffchlüsse über die Voden-
bcschaffcrcheit der Oceane gegeben, wie sie in ähn-
licher Weise nur von der Gazelle (s. d.), den franz.
Schiffen Talisman und Travailleur und den amerik.
Blake und Tuscarora (s. d.) geliefert wurden. Das
naturhistorische und sonstige auf der Reise gesam-
melte Material ist ein derart umfangreiches, daß
die Bearbeitung desselben noch jetzt nicht völlig ab-
geschlossen ist. Allerdings kamen als störende Fak-
toren hierbei der Tod Sir Wyville Thomsons und
zweier seiner Mitarbeiter in Betracht. Die bisher er-
Artilel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
schienenen Werke sind: Spry, 1k6 oruiss ok U. U.
8. 01ia1i6QF6r (Lond. 1876); OkaiienZEr Nxpßäi-
tiou. ?ap6i'8 d^ 8ir ^V)v. IK0N80Q 6to. (ebd.
1876); C. W. Thomson, 1?1i6 vo^e ok tk6 (Hai-
16UZ6I-: tlik ^twntie (2 Bde., ebd. 1877)' I^ort
0Q tk6 8Ci61itiÜC l68u1t8 of tii6 V0^3.F6 ok H. N.
8. 0113.1161^61- (ebd. 1880 fg., mehrere Teile noch
nicht fertig); Alex. Vruchom, R6port 011 atmo-
8p1i6rio eireulation (Bd. 2, Teil 5, ebd. 1889).
Ehalmers (spr. tschahmers), Alexander, engl.
Schriftsteller, geb. 29. März 1759 zu Aberdeen,
ging mit einer guten klassischen und mediz. Bildung
nach London, wo er für verschiedene Zeitschriften
schrieb und mehrere Sammlungen engl. Klassiker
herausgab, so "Lriti8ii N88^i8t8" (45 Bde.),
"^Vork8 ol t1i6 NnM8ii ?06t8 krom Okkwc^ to
Oo^p6r" (21 Bde., 1810), eine Ausgabe von Shake-
speare (1809), die 9. Ausg. von Voswells "I^iks
ol ^o1in80ii" u. a. Hauptsächlich verdankt er sei-
nen Nuf dem "(^6Q6la1 dioFlapiiiea.1 DictionNr^"
(32 Bde., 1812-17), einer reichen Fundgrube für
alle spätern Arbeiten in diesem Fache. C. starb
10. Dez. 1834 zu London.
Chalmers (spr. tschahmers), George, engl.
Schriftsteller, geb. 1742 zu Fochabers in Schottland,
studierte zu Aberdeen und Edinburgh die Rechte,
wanderte nach Baltimore aus, wo er 10 Jahre als
Anwalt lebte. Beim Ausbruche des Nnabhängig-
keitskampfes kehrte er zurück, erhielt eine Stelle im
Handelsamt, die er bis zum Tode (31. Mai 1825)
verwaltete. C. veröffentlichte: "I^olitioai 3.nnai8 ok
t1i6 uniwä co1oni68 lroin t1i6ir 86tti6in6nt tili 1763"
(1780; neue Ausg., 2 Bde., Boston 1845), "^u
68timg.t6 ol t1i6 c0inpai-Htiv6 8tr6NAt1i of 6r63.t
Lriwin" (1782; neue Aufl., 2 Bde., 1810) und
Biographien von De Foe (1790), Thomas Ruddi-
man (1794), Allan Ramsay, David Lindsay (3 Bde.,
1806), James Stewart, Thomas Paine (unter dem
Pseudonym Oldys) u. a. Auch trat er in mehrern
Schriften ("^pnioF^ lor t1i6 1)6ii6V6r8 in tiis
81ia,1l8p63<r6'i)3.p6l8)), 1797; " 8iM)i6in6iitNi^ a^0-
I0FV", 1799; "^pp6näix", 1800) für den Shake-
speare-Fälscher Irelano ein. Seine beiden Haupt-
werke sind "(^I6ä0nia", eine topogr. und histor. Be-
schreibung Großbritanniens, von der er nur 3 Bände
statt 4 vollendete (Lond. 1807 - 24), und "I.if6 0k
Nar^, <iu66n of 8c0ts" (2. Aufl., 3 Bde., 1822),
worin er eifrig Partei für Maria Stuart nahm.
Ehalmers (spr. tschahmers), Thomas, Begrün-
der der Freien Kirche Schottlands, geb. 17. März
1780 zu Anstruther in Fifeshire (Schottland),
studierte 1795 - 98 zu St. Andrews Theologie,
Mathematik, Chemie und Astronomie und hielt
seit 1799 zu St. Andrews Vorlesungen, die er
auch, nachdem er 1803 Pfarrer zu Kilmany ge-
worden, fortfetzte. Er wurde 1813 Prediger zu
Glasgow, 1823 Professor der Moralphilosophie
daselbst und 1828 Professor der Theologie in Edin-
burgh, wo er 31. Mai 1847 starb. Seine Schriften
füllen 34 Bände (Edinb. 1847-49); seine theol.
Arbeiten sind meist apologetischer Natur. C. hat
durch Predigten, Organisation der kirchlichen Armen-
pflege und fleißige Seelsorge ebenso wie durch seine
Studien, welche die Theologie mit den Naturwissen-
schaften und der Nationalökonomie in Beziehung
fetzten, einen belebenden Einfluß auf die Kirche
geübt. Dem Vordringen des Nomanismus gegen-
über forderte er die Stiftung der Evangelischen
Allianz (s. d.). Obgleich er die Bedeutung der