Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chambertin; Chambery; Chambord; Chambord (Graf von)

87

Chambertin – Chambord

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chambersburg'

Ackerbaugerätschaften. Am 30. Juli 1861 wurde es bei einem Einfall der Konföderierten eingeäschert.

Chambertin (spr. schangbertäng), berühmter Weinberg der Côte-d’Or in Oberburgund, bei Gevrey-Chambertin im franz. Depart. Côte-d’Or, der einem roten Burgunderwein erster Klasse den Namen giebt. Auf einer Fläche von nur 25 ha liefert die Lage jährlich etwa 140 Stück Wein im Preise von 500 bis 1500 Frs. Der eigentliche «Clos», der den edelsten C. erzeugt, umfaßt aber nur 4–5 ha Areal. Der C. gehört zu den besten Weinen; er wird erst im vierten Jahre gut, wenn er seine ausgezeichnete Blume zu entwickeln beginnt, und ist außerordentlich haltbar. Unter dem Namen C. bringt der Bezirk von Gevrey auch die geringern Weine von Clos de Bèze, de St. Jacques, de la Chapelle, de Mazys, de Mazoyères in den Handel.

Chambéry (spr. schang-). 1) Arrondissement im franz. Departement Savoie, hat 1528,01 qkm, (1891) 138715 E., 164 Gemeinden und zerfällt in 15 Kantone: Aix-les-Bains (108,77 qkm, 15039 E.), Albens (64,26 qkm, 6291 E.), Chambéry-Nord (106,71 qkm, 15902 E.), Chambéry-Sud (52,24 qkm, 18177 E.), Chamoux (62,61 qkm, 6720 E.), Le Châtelard (257,64 qkm, 9508 E.), Les Echelles (161,88 qkm, 6846 E.), Montmélian (91,56 qkm, 9302 E.), La Motte-Servolex (94,88 qkm, 8930 E.), Le Pont-de-Beauvoisin (65,43 qkm, 7657 E.), La Rochette (105,05 qkm, 8000 E.), Ruffieux (77,82 qkm, 5265 E.), St. Genix (75,58 qkm, 6581 E.), St. Pierre-d'Albigny (71,34 qkm, 6527 E.), Yenne (132,14 qkm, 7970 E.). –

2) C., ital. Ciamberi, Hauptstadt des Depart. Savoie und des Arrondissements C., 9 km südlich vom Bourgetsee, in 269 m Höhe, in einer üppigen, rings von 500–1500 m hohen Bergen umschlossenen Thalebene, an den Flüßchen Leysse und Albane und an den Linien Valence-Grenoble-C. (162 km), C.-Modane (96 km), Culoz-C. (30 km) und St. André le Gaz-C. (43 km) der Franz. Mittelmeerbahn, ist Sitz eines Erzbischofs (zur Erzdiöcese C. gehören die Suffraganbistümer Annecy, Saint Jean de Mauricienne, Tarentaise), eines Appellations- und Handelsgerichts, einer Filiale der Bank von Frankreich, der Kommandos der 28. Infanteriedivision und 56. Infanteriebrigade und hat (1891) 14936, als Gemeinde 20922 E., in Garnison das 97. Infanterie-, 4. Dragonerregiment und 13. Jägerbataillon. Unter den Kirchen sind die gotische, 1430 vollendete Kathedrale, die Kirche Notre-Dame, 1636 im dor. Stil erbaut, die Ste. Chapelle und die Kirche der Vorstadt Lémenc, die älteste der ganzen Gegend, zu erwähnen. Das Schloß, das mehrmals durch Feuersbrünste zerstört, 1803 umgebaut wurde, dient jetzt als Sitz der Departementsbehörden und der Akademie. Andere öffentliche Gebäude sind das Stadthaus, der Justizpalast, das Theater, die Stadtbibliothek (25000 Bände), das 1889 eröffnete Museum und die Markthalle. Außerdem hat die Stadt eine Akademie (von Savoyen), ein Lyceum, zwei Priester- und ein Lehrerseminar, eine Taubstummenlehranstalt, ein Irrenhaus, 7 Klöster, mehrere Spitäler und Waisenhäuser, zahlreiche Gesellschaften und Vereine, eine archäol. Sammlung, einen botan. Garten mit naturhistor. Museum, ein Theater und 4 Zeitungen. Die Industrie erstreckt sich auf die Fabrikation von berühmter Seidengaze, Spitzen, Taffet, Tuche, Leder, Seife, Farbstoffe und Bier, der Handel auf Getreide, Rohseide, Wein, Wachs und Eisenwaren. In ↔ der Nähe (2 km) der Landsitz Les Charmettes, wo J. J. Rousseau bei Frau von Warens wohnte, und Bad Challes, 6,5 km südöstlich, mit Schwefelquelle. – C., 1029 als Camberiacum erwähnt, vom 11. bis 13. Jahrh. selbständige Grafschaft, kam 1232 an Savoyen und war nun lange Zeit Sitz eines reichen Hoflagers. 1792 wurden Stadt und Provinz C., nachdem sie vom 16. bis 18. Jahrh, schon mehrmals unter franz. Herrschaft gestanden, der Französischen Republik einverleibt, und C. war bis 1815 Hauptort des Depart. Montblanc. Durch die Verträge von Wien und Paris kam C. an Savoyen zurück und 1860 wieder an Frankreich.

Chambord (spr. schangbohr), Dorf im Kanton Bracieux, Arrondissement Blois des franz. Depart. Loir-et-Cher, hat (1891) 211, als Gemeinde 436 E., ist berühmt durch ein prächtiges Schloß, welches Franz I. 1523–33 im Renaissancestil erbauen ließ. Ludwig XIV. fügte eine großartige Treppe und Halle hinzu. Das Schloß, 156 m lang, 117 m breit, hat 4 runde Türme von 20 m Durchmesser, enthält 440 Säle und Zimmer und steht mitten in einem 5400 ha großen Park. Nachdem es der König Stanislaus Leszczynski, der Marschall von Sachsen, die Familie Polignac, der Marschall Berthier, Fürst von Wagram, zur Wohnung gehabt, wurde es 1821 vermittelst Subskription eines Legitimistenvereins angekauft und dem Herzog von Bordeaux zum Geschenk gemacht, der sich danach Graf von C. (s. d.) nannte. Bei seinem Tode (1883) erbten das Schloß zwei bourbonische Prinzen, der Prinz von Parma und der Herzog von Bardi. – Vgl. La Saussaye, Le château de C. (8. Aufl., Par. 1859).

Chambord (spr. schangbohr), Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné von Artois, Herzog von Bordeaux, Graf von C., Enkel Karls X., Sohn des Herzogs von Berry (s. d.), geb. 29. Sept. 1820 zu Paris, 7 Monate nach dem Tode seines Vaters. Er erhielt den Titel Herzog von Bordeaux und war der letzte Vertreter des ältern Hauses Bourbon (s. d.), wurde jedoch von zahlreichen Stimmen als illegitim oder untergeschoben bezeichnet. Ein Verein von Legitimisten erwarb die Domäne C. (s. oben) und schenkte sie dem Prinzen, dem «enfant du miracle», am Tauftage (1. Mai 1821). Zu dessen Gunsten legte Karl X. 1830 die Krone nieder, während zugleich Karls ältester Sohn, der kinderlose Herzog von Angoulême, zu Gunsten des Neffen verzichtete; aber die Errichtung des Bürgerkönigtums unter Ludwig Philipp hatte die Verbannung der ältern Bourbonen zur Folge. C. wurde am Hofe seines Großvaters zu Prag, unter dem Einflusse des beschränkten Angoulême und von dessen Gemahlin, in ultramontanen und absolutistischen Grundsätzen erzogen. Nach dem Tode Karls X. (1836), der in einer Anwandlung von Eifersucht die Thronentsagung zurückgenommen hatte, ließ sich der Herzog von Angoulême von seinem Hofe als Ludwig XIX. huldigen, wogegen eine andere Fraktion der Legitimistenpartei (die Henriquinquisten, s. d.) den Herzog von Bordeaux als Heinrich V. zum König erklärte. Der Einfluß des Fürsten Metternich brachte eine Aussöhnung der Familie zu stande, die seit 1838 zu Görz Aufenthalt nahm. Nach dem Tode Angoulêmes nannte der Prinz, dem die Erbschaft des Herzogs von Blacas (über 5 Mill. Frs.) mit äußerm Glanz aufzutreten gestattete, sich Graf von Chambord. Am 16. Nov. 1846 vermählte er sich mit der Prinzessin Marie Therese Beatrix Gaetana (geb.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 88.

Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.