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Charta indentata – Chartismus
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Charta'
fassung eintraten, diese mit dem Ausdruck Charte bezeichneten. Die radikale Partei in England nannte ihr Programm
«Volkscharte», daher der Ausdruck Chartisten. (S. Chartismus.)
Charta partita (lat.), eine im Mittelalter, als die Siegel noch selten
waren, besonders in England gebräuchliche «geteilte Urkunde». Jede Partei erhielt ein gleichlautendes Exemplar
(Charta paricola) der Urkunde, sämtliche Exemplare aber waren ursprünglich auf ein Blatt
geschrieben, an dessen oberstem Teil ein Wort oder ein Denkspruch stand. Beim Abschneiden der einzelnen Exemplare wurde
auch das Wort oder der Spruch in gerader oder gewundener Linie (im letztern Fall
Charta indentata genannt) durchschnitten. Die Echtheit der Urkunde wurde dadurch bezeugt,
daß bei späterer Aneinanderfügung der Teile auch die Teile des Wortes oder Spruches passen mußten.
Charte (frz., spr. scharrt), s. Charta.
Chartepartie (frz., spr. scharrtpartih) oder
Certepartie (von
charta partita, s. d.; ital.
carta partita; franz. auch police d’affrétement; engl.
charter party oder memorandum for charter), an sich die
schriftliche Vertragsurkunde, welche über die Befrachtung eines ganzen Schiffs oder eines Teiles desselben zwischen dem
Eigentümer des Schiffs oder dem Schiffer als seinen Vertreter und dem Befrachter errichtet wird. Der Ausdruck dient sodann
allgemein auch zur Bezeichnung des Vertrags selbst, des Chartervertrags. Nach den ältern
Seegesetzen wurde meistens die Errichtung einer C. für jeden Chartervertrag verlangt, über ihren Inhalt gab es besondere
Vorschriften nicht. Die wesentlichen Erfordernisse einer C. deckten sich vielmehr mit denjenigen des Frachtvertrags überhaupt.
Meistens pflegte sie zu enthalten den Namen und die Größe des Schiffs, den Namen des Schiffers, des Befrachters, des
Verfrachters, Ort und Zeit zum Laden und Löschen, sowie die Liegetage, Frachtbestimmung nebst den Zahlungsterminen,
Bestimmung, ob die Befrachtung das ganze Schiff oder einen Teil desselben betrifft, Bestimmung der Entschädigung für den
Fall von Verzögerungen u. s. w. Nach heutigem deutschen Seerecht ist die Errichtung einer C. nicht mehr gesetzliche Vorschrift.
Doch kann bei der Verfrachtung des Schiffs im ganzen oder eines verhältnismäßigen Teils oder bestimmt bezeichneten Raums
desselben jede Partei verlangen, daß über den Vertrag eine C. errichtet werde (Deutsches Handelsgesetzbuch Art. 558). Auch
das engl., finländ., belg. Seerecht verlangen nicht Schriftlichkeit als Erfordernis des Chartervertrags. Andere Seerechte dagegen,
z. B. das französische, holländische, spanische, haben das Gebot der Schriftlichkeit beibehalten. Die Frage, ob die Schriftlichkeit
mit der Rechtsfolge geboten sei, daß in Ermangelung derselben der Vertrag als nichtig anzusehen, ist in der Praxis meistens
verneint worden.
Charterhouse School
(spr. tschart’rhaus skuhl), eine der großen engl.
Public Schools (s. d.), begründet 1609 von Thomas Sutton, bis zum J.
1872 in der City von London befindlich, dann nach Godalming in der Grafschaft Surrey verlegt. Mit der Schule in Verbindung stand
früher ein Stift für Männer, das von Thackeray in seinen «Newcomes» unter dem Namen
«Grey Friars» beschrieben wird. Thackeray war selbst ein Zögling von
C. S. Wie in allen engl. öffentlichen Schulen der gleichen Gattung, sind den ältern Lehrern
Häuser zur ↔ Aufnahme von Schülern zugeteilt. C. S. hat 11 derartige Häuser, unter denen 7 mehr als je 50
Schüler beherbergen können. Hauptgewicht wird auf die klassischen Sprachen gelegt, doch hat die Schule eine besondere
«Army Class» für Schüler, die später in eine der Offiziersschulen eintreten wollen, die
namentlich von Kandidaten für die Woolwich Academy (die militärisch organisierte Schule,
deren Besuch für zukünftige Artillerie- und Genieoffiziere obligatorisch ist) benutzt wird. Das Motto, das der Stifter der Schule
gegeben hat, ist: «Deo Dante Dedi» («Durch Gottes Gabe gab ich»). – Vgl. W. H. Brown,
Charterhouse, past and present (Lond. 1879); s. ferner Litteraturübersicht unter
Public Schools.
Chartern (engl., spr. tschar-), ein Schiff mieten.
Charters Towers (spr. tschárters tauers), Stadt in der brit.-austral. Kolonie
Queensland, etwa 20° südl. Br., ist mit dem etwa 140 km nordöstlich gelegenen Hafen Townsville sowie mit dem Innern durch
Eisenbahn verbunden, hat (1891) 4597 E. (davon etwa 400 Chinesen), mit dem dazugehörigen Distrikt (1881) 13362 E. und sehr
bedeutende Goldfelder in der Umgebung.
Chartier (spr. scharrtĭeh), Alain, franz. Dichter, geb. um 1390 zu Bayeux,
gest. 1430 oder 1433, studierte in Paris und wurde Sekretär Karls VII. In seiner Jugend dichtete er in der allegorisierenden,
spitzfindigen und doch nüchternen Weise seiner Zeit die «Deux fortunés», das
moralisierende, romanartige «Livre des quatre Dames», das
«Lay de la belle Dame sans mercy» u. a. Später brachte er in Prosa und Versen seine
moralischen Überzeugungen, seine Lebensweisheit und patriotische Gesinnung zum Ausdruck, bewies in korrekten aber
eintönigen Balladen und Lays, wie in dem «Lay de Paix» (um 1425) und der
«Ballade de fougères» (1448) warme Liebe zum Vaterlande und erscheint in der
Prosaschrift «Le Curial», einer Schilderung des Hoflebens, als lebenserfahrener Sittenlehrer.
Von Prosawerken ist ein Brief über die Jungfrau von Orléans hervorzuheben. Mit Unrecht wird ihm ein Geschichtswerk über Karl
VII. zugeschrieben. Bis ins 16. Jahrh. galt C. als klassischer Dichter und als Begründer der franz. Beredsamkeit. Seine Werke
wurden von Duchesne herausgegeben (Par. 1617). – Vgl. Delaunay, Étude sur C.
(Par. 1876); Joret-Desclosières, Un écrivain national au XVe siècle, A. C. (ebd. 1876).
Chartismus (spr. tschar-), Bezeichnung für eine sociale Bewegung in
England. Die Erweiterung des Wahlrechts durch die Reform Act von 1832 erwies sich als
eine Maßregel, welche die Interessen der Mittelklassen in den Vordergrund brachte, aber die untern Schichten der Bevölkerung
bitter enttäuschte. Das Gefühl der Enttäuschung erreichte seinen Höhepunkt, als 1838 Lord John Russell erklärte, die
Reformbewegung sei jetzt weit genug gegangen. Am Tage nach dieser Erklärung trat eine aus wenigen Parlamentsmitgliedern
und den Vertretern der Arbeitervereine bestehende Versammlung zusammen, welche ein Programm entwarf, das von dem
berühmten O’Connell als der Freibrief des Volks (the People’s Charter; daher der Name C.)
bezeichnet wurde und folgende sechs Hauptpunkte enthielt:
-
1) Allgemeines Stimmrecht,
-
2) geheime Abstimmung (ballot),
-
3) Aufhebung des passiven Wahlcensus,
-
4) gleichmäßige Wahlbezirke,
-
5) jährliche Neuwahl des Unterhauses,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 115.
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