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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chartreuse; Chartrouse; Chartula; Chartularia; Chartularium; Chartum; Charwoche; Charybdis

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Chartreuse – Charybdis

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chartres (Robert Philippe Louis Eugène Ferdinand)'

liste gestrichen. Eine im Verein mit den übrigen Prinzen von Orléans gegen diese Maßregel erhobene Appellation beim Staatsrat wurde Mai 1887 verworfen. – Vgl. Yriarte, Les princes d'Orléans (2. Aufl., Par. 1872); Gazeau de Vautibault, Les d'Orléans au tribunal de l'histoire (7 Bde., ebd. 1887–89).

Chartreuse (spr. scharrtröhs'), La Grande Chartreuse, die Große Kartause, die Wiege des Kartäuserordens, ein großes, schönes Kloster im Kanton St. Laurent-du-Pont, Arrondissement Grenoble des franz. Depart. Isère, 22 km nordnordöstlich von Grenoble, 1086 vom heil. Bruno in der Nähe seiner Einsiedelei gestiftet, 1793 aufgehoben, aber 1816 wieder eröffnet, unweit des Ortes Saint Pierre-de-Chartreuse (1891: 1372 E.), in 977 m Höhe, am Fuße des 2033 m hohen Grand-Som und der Gebirgsgruppe La C. (bis 2087 m), in der Thalschlucht des Rhônezuflüßchens Guier-Vif. Die weitläufigen Klostergebäude stammen aus dem J. 1676 und sind von 6 Glockentürmen überragt. Bemerkenswert sind: das massive Eingangsportal, der viereckige Hof mit 2 Bassins, die 4 Fremdensäle, die Bibliothek (6000, ehemals gegen 20000 Bände), der große Kapitelsaal mit den Porträten der 50 ersten Ordensgenerale und 22 das Leben des heil. Bruno darstellenden Gemälden, die reiche Galerie des Cartes, das Große Kloster mit 80 Zellen zu beiden Seiten zweier 220 m langen Korridors mit der 1382 erbauten Totenkapelle. Bei C. die Kapelle Notre-Dame de Casalibus (1440), und 200 Schritt höher, auf einem steilen Felsblock, die 1820 restaurierte Kapelle des heil. Bruno, angeblich auf der Stelle der Einsiedelei. Die Anfertigung des berühmten Liqueurs C. brachte den Mönchen jährlich über ½ Mill. Frs. ein. Ehemals standen unter C. 173 andere Klöster, darunter 70 in Frankreich. – Vgl. H. Ferrand, Guide à la Grande-Chartreuse et dans tout le massif (Grenoble 1889).

Chartrouse (spr. scharrtrús'), Marie Emilie, franz. Schriftstellerin, s. Montifaud.

Chartŭla, s. Charta.

Chartularĭa (neulat.), auch, aber jetzt seltener, Diplomataria, Kopialbücher, besonders der Stifter und Klöster, worin die Abschriften empfangener Urkunden in Buchform zusammengetragen wurden. In ältester Zeit stellte man Einzelabschriften her, dann wurden mehrere Kopien auf ein Pergamentblatt oder auf mehrere aneinander geheftete Pergamentblätter (rotuli, Rollen) vereinigt. Erst später kam man auf die Buchform. Das älteste Chartular auf deutschem Boden stammt aus Freising, Anfang des 9. Jahrh. Besonders zu beachten sind die Traditionscodices, worin die von einem Bistum oder Kloster erworbenen Schenkungsurkunden eingetragen wurden. Im Gegensatz zu den vom Empfänger hergestellten Kopialbüchern werden die auf Veranlassung des Ausstellers entstandenen Sammlungen, in denen also die aus einer Kanzlei auslaufenden Urkunden abgeschrieben sind, Registerbücher genannt. Die wichtigsten Register sind die der Päpste; von denen der deutschen Kaiser sind nur Bruchstücke erhalten. – Vgl. Breßlau, Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien, Bd. 1 (Lpz. 1889).

Chartularĭum (neulat.), Aufbewahrungsort für Urkunden (s. Chartularia), Archiv; Chartularĭus, Archivar.

Chartūm (Khartum), Hauptstadt des ehemals ägypt. Sudans, in 385 m Höhe, am linken ↔ Ufer des Blauen Nils dicht vor seiner Vereinigung mit dem Weißen Nil, ist eine Schöpfung Mehemed-Alis von Ägypten, der das elende Dorf C. seit 1823 zur Stadt ausbauen ließ und 1830 zum Sitz des Generalgouverneurs des von ihm eroberten Sudans bestimmte. Der Ort blühte als der südlichste Hauptposten des ägypt. Handels durch seine günstige Lage rasch auf und wurde der Mittelpunkt des gesamten Handels von Nordostafrika; die Zahl der Bewohner wurde 1882 auf 70000 geschätzt. Inmitten einer baum- und strauchlosen Sandebene gelegen und von Erdwerken umgeben, bildete C. eine einförmige, schmutziggraue Masse von Häusern aus Luftziegeln, mit einer Hauptstraße und großen (mit Weizen, Palmen und Citronbäumen bepflanzten) Gärten. Zwei ansehnliche, ganz nach europ. Art gebaute Regierungsgebäude, die Moschee, ein Lazarett, eine Kaserne mit einem Pulvermagazin, die kath. Missionsanstalt nebst Schule, eine kath. und eine kopt. Kirche waren die einzigen solid erbauten Gebäude. Das Klima ist bei der großen Hitze (nachmittags durchschnittlich 39°, zuweilen über 46°C. im Schatten) und bei der ungemeinen Feuchtigkeit der Luft während der Regenzeit sehr erschlaffend und ungesund. Mit Ägypten bestand Post- und Telegraphenverbindung; Briefe erreichten Kairo in 22 Tagen. In neuerer Zeit war C. der Ausgangspunkt verschiedener Entdeckungs- und Eroberungsexpeditionen nach den südl. Nilländern, z.B. der von Samuel Baker. Auch Missionen hatten sich dort niedergelassen; die kath. Mission, zugleich Sitz des Bistums von Nigritien, entstand 1846 durch die Bemühung des österr. Marienvereins, die protestantische durch die Brüder von Crischona bei Basel. Die Haupteinfuhrartikel für den Sudan waren Gewehre, Pulver, Blei, Jagdrequisiten, Spirituosen, engl. grobe Baumwollstoffe, Glasperlen. Die Ausfuhr bestand in Elfenbein aus den Ländern des Weißen Nils, dann Gummiarabikum, Sennesblättern und Tamarinden aus Darfur, Strauß- und Marabutfedern, Häuten. Auch der Sklavenhandel, obwohl bereits seit den vierziger Jahren gesetzlich verboten, hatte bis in die letzte Zeit in C. noch einen Hauptsitz. Von C. aus wurden seit den fünfziger Jahren die obern Nilgebiete nach und nach dem ägypt. Handel erschlossen; bei den dahin entsandten halb Raub-, halb Handelszügen waren große Kapitalien Chartumer Kaufleute beteiligt; ihr Hauptzweck war die Erwerbung von Elfenbein, aber den Hauptverdienst brachte nebenbei der Sklavenhandel. – Während des Mahdi-Aufstandes (s. Sudan) fiel die Stadt 26. Jan. 1885 in die Hände der Mahdisten, nachdem sie Gordon Pascha seit dem 12. März 1884 verteidigt hatte, zwei Tage bevor die Vorhut des Entsatzheers unter Lord Wolseley die Stadt erreichte. Gordon selber fand hierbei seinen Tod. Durch den Fall von C. wurden die Aufständischen Herren des Sudans. – Vgl. Ohrwalder, Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan (Innsbr. 1892).

Charwoche, s. Karwoche.

Charybdis war nach Homer ein furchtbarer Schlund in einem Felsen des westl. Meers, der dreimal des Tags die Meeresflut mit furchtbarer Gewalt einsog und wieder auswarf. Den Schiffer, der von dem Strudel erfaßt wurde, vermochte selbst Poseidon nicht zu retten. In einer Höhle des gegenüberliegenden Felsens hauste Skylla (s. d.). Man suchte diesen Strudel später in einem garafolo genannten Wirbel der sicil. Meerenge unfern der Spitze

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