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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chasköi; Chasles; Chasmorhýnchus; Chasmus; Chasot; Chassaignac; Chassaw-Jurt; Chasse; Chassé

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Chasköi - Chassé

verbreiten und brandschatzten die sich stets mehrende Zahl der Hilfesuchenden. Vergebens traten angesehene Rabbiner, wie Elia Wilna (s. d.), gegen die C. auf. Noch jetzt treiben die Zaddikim oder Rebbes, wie sich diese angeblichen Gottesmänner nennen lassen, ihr sehr einträgliches, auf Aberglauben beruhendes Unwesen und bilden eins der wesentlichsten Hindernisse für die Verbreitung von Kultur bei den Israeliten Galiziens, Rußlands und Rumäniens.

Chasköi, Hauptort des Kreises C. (3500 qkm, 123168 E.) in Ostrumelien, an der Straße von Adrianopel nach Philippopel, hat (1888) 14191 E. und einen großen Jahrmarkt.

Chasles (spr. schahl), Michel, franz. Mathematiker, geb. 15. Nov. 1793 zu Epernon, besuchte 1812-14 die Polytechnische Schule in Paris und lebte, mit mathem. Studien beschäftigt, 10 Jahre zu Chartres. Seit 1825 Professor in letzterer Stadt, erhielt er 1841 die Professur der Geodäsie und Maschinenlehre an der Polytechnischen Schule zu Paris und 1846 den eigens für ihn errichteten Lehrstuhl der höhern Geometrie an der Fakultät der Wissenschaften daselbst. 1839 wurde er korrespondierendes und 1851 ordentliches Mitglied des Instituts. Er starb 18. Dez. 1880 in Paris. C. ist einer der Begründer der sog. neuern Geometrie (géométrie nouvelle), welche die schwierigsten geometr. Aufgaben ohne Hilfe der Algebra zu lösen sucht. Er schrieb: "Aperçu historique sur l’origine et le développement des méthodes en géométrie" (1837; 2. Aufl. 1875; deutsch von Sohnke, Halle 1839), "Traité de géométrie supérieure" (1852; deutsch von Schnuse, Braunschw. 1856), "Traité des sections coniques", (Bd. 1, 1865), "Rapport sur les progrès de la géométrie" (1871). Viel Aufsehen erregte seit 1867 ein Handschriftenstreit, veranlaßt durch Mitteilungen C.’ über eine in seinem Besitz befindliche Sammlung von Briefen Galileis, Pascals und Newtons, aus denen hervorging, daß die Newton zugeschriebenen großen Entdeckungen Pascal angehören. C. hielt an der Authenticität dieser Handschriften fest, bis es 1869 klar wurde, daß dieselben gefälscht und der Besitzer das Opfer einer großartigen Mystifikation geworden sei. - Vgl. den Neuen Pitaval (Neue Serie, Bd. 6, Lpz. 1871).

Chasles (spr. schahl), Philarète, franz. Kritiker und Litterarhistoriker, geb. 8. Okt. 1798 zu Mainvilliers bei Chartres, war anfangs Buchdrucker (als solcher in England 1819-26), bereiste Deutschland, wurde 1837 Konservator an der Bibliothèque Mazarine, 1841 Professor am Collège de France und starb 18. Juli 1873 in Venedig. Sein "Tableau de la marche et des progrès de la langue et de la littérature françaises depuis le commencement du XVI<sup>e</sup> siècle jusqu’en 1610" (1828) wurde von der Akademie gekrönt. Außer Geschichtswerken über England verfaßte C. Romane, Novellen, Reisebilder, hauptsächlich aber pikant geschriebene Kritiken und Feuilletons für das "Journal des Débats", die "Revue de Paris", "Revue des deux Mondes" u. a. Die wichtigsten Aufsätze erschienen gesammelt u. d. T. "Études sur l’antiquité" (1847), "Études sur le XVI<sup>e</sup> siècle en France" (1848), "Voyages d’un critique à travers la vie et les livres" (2 Serien, 2. Aufl., 1866-68), "La psychologie sociale des nouveaux peuples" (1875), "L’antiquité" (1875). Wichtiges Material zur zeitgenössischen Litteratur bieten die "Mémoires" (2 Bde., 1876-78).

Chasmorhýnchus, s. Glockenvögel.

Chasmus (grch.), das Gähnen, Gähnkrampf.

Chasot (spr. schasoh), Louis August Friedrich Adolf, Graf von, geb. 10. Okt. 1763 zu Lübeck, war einer der Hauptförderer der gegen die Franzosenherrschaft gerichteten Bestrebungen in Norddeutschland. C. hatte in der preuß. Kavallerie gedient, 1790 seinen Abschied genommen, wurde 1804 als Major und Flügeladjutant des Königs Friedrich Wilhelm III. wieder angestellt und war 1809 Kommandant von Berlin, als Schill sein Regiment von dort wegführte. C. wurde infolge dieses Ereignisses verabschiedet, trat 1812 in russ. Dienste, wurde mit der Organisation der Russisch-Deutschen Legion betraut, starb jedoch schon 18. Jan. 1813 zu Pleskow am Peipussee. - Vgl. K. von Schlözer, Chasot (Berl. 1856; 2. Aufl. 1878); von Quistorp, Die Russisch-Deutsche Legion (ebd. 1860).

Chassaignac (spr. schassänjack), Charles Marie Edouard, franz. Chirurg, geb. 1805 in Nantes, promovierte 1835 in Paris, wurde in demselben Jahre Prosektor und Professor aggrégé der Fakultät in Paris sowie Chirurg der Centralbureaus der Hospitäler und erst 1868 Mitglied der Akademie der Medizin. Er starb 26. Aug. 1879 in Versailles. Er ist der Erfinder der unblutigen Operationsmethode mittels der Durchquetschung (Écrasement linéaire) und führte die Drainage allgemein in die Chirurgie ein. Von seinen zahlreichen Arbeiten auf anatom. und auf chirurg. Gebiete sind besonders hervorzuheben: "Études d’anatomie et de pathologie chirurgicale" (2 Bde., Par. 1851), "Traité de l’écrasement linéaire" (ebd. 1856), "Leçons sur la trachéotomie" (1855), "Clinique chirurgicale de l’hôpital Lariboisière" (1854-58), "Traité pratique de la suppuration et du drainage chirurgical" (2 Bde., Par. 1859), "Traité clinique et pratique des opérations chirurgicales" (2 Bde., ebd. 1861), "De l’empoisonnement du sang par matières organiques" (ebd. 1873). Außerdem übersetzte er Sir Astley Coopers "Œuvres chirurgicales complètes" (ebd. 1835-37) und Swans "Traité de l’anatomie des nerfs" (ebd. 1838).

Chassaw-Jurt. 1) Bezirk im südöstl. Teil des Terekgebiets des russ. Generalgouvernements Kaukasien, hat 5371,3 qkm, 60138 E., zumeist Kumyken und Nogaier. - 2) Bezirksort im Bezirk C. und Festung, in 64 m Höhe, hat (1883) 1281 E., Post und Telegraph, in Garnison das 80. Infanterieregiment Kabarda des Fürsten Barjatinskij; Kirche, 2 Synagogen und Schule.

Chasse (frz., spr. schass’), Jagd; ein Billardspiel mit 15 Bällen.

Chassé (frz., spr. scha-), ein Tanzpas, mit dem man rechts oder links schreitet (s. Chassieren); C. croisé (spr. krŏaseh), gleichzeitiges Chassieren zweier Tanzpartner nach entgegengesetzter Richtung.

Chassé (spr. scha-), Dav. Henri, Baron, niederländ. General, geb. 18. März 1765 zu Tiel in Geldern, wurde 1781 Lieutenant in der niederländ. Armee, 1787 Hauptmann, trat 1793 als Oberstlieutenant in franz. Dienste, kehrte 1795 mit Pichegru in sein Vaterland zurück und trat bald darauf wieder in dessen Dienste, worauf er 1796 unter Daendels den Feldzug in Deutschland und 1799 den gegen die Expedition des Herzogs von York mitmachte. Dann nahm er wieder teil am deutschen Feldzug, 1800, 1805 und 1806 kämpfte er unter Dumonceau. An der Spitze der holländ. Truppen zeichnete er sich als General wiederholt aus, erhielt wegen seines unerschrockenen Draufgehens und seiner Vorliebe für

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