Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

121
Châteaubriant
der Vorzüge des Christentums und seines poet.-
künstlerischen Gehalts, der Religion wieder An-
hänger zu werben; in der That wurde der kath.
Glaube zahlreichen Gebildeten und Vornehmen
wieder verehrungswürdig durch C.s Schrift der
erwachenden katholisierenden Romantik: "1^6 ßönw
äu cki-iLtiaiiiginL" (5 Bde., 1802 u. ö.; deutsch von
Schneller, 2. Aufl., 2 Bde., Freib. i. Br. 1856-57).
Von diesem phantasicreichen, glänzend geschriebenen
Werke war der Poet. Indianerroman "^.taik" (1801)
eine vorher im "NsicurE äe ^rkucs" veröffentlichte
Episode, die mit ihren wundervollen Naturscenen und
ihrerMischung von lüsterner Sinnlichkeit und keuscher
Ascese mächtig wirkte und C.s Ruhm begründete.
In "K6U6 011168 6ik6t8 ä68 pg.88i0Q8" (1802), gleich-
falls einer später (1807) selbständigen (und durch
die "Aate1i62" 1825 fortgesetzten) Episode des
Hauptwerkes, schuf C. dann, ebenfalls auf dem
Hintergrund seiner nordamerik. Erfabrungen, den
durch genußsüchtig-empfindsame Selbstsucht und
blasierte Rücksichtslosigkeit gekennzeichneten franz.
Werther. C.s "(^6ui6 äu o^ristiaiiiLMk ", eine
Bonaparte gewidmete Verherrlichung des Christen-
tums, war dessen Plänen genehm, der gerade als
Erster Konsul das Konkordat mit dem Papst schloß
und die Wiederherstellung der kath. Kirche als ein
Mittel zur Befestigung geordneter Zustände und
seiner Zerrschaft betrachtete. Bonaparte schickte C.
1803 als Gesandten nach Rom, doch nahm dieser so-
fort nach der Ermordung des Herzogs von Enghien
(März 1804) seine Entlassung, lehnte beharrlich alle
neuen Anerbietungen des Kaisers ab und machte
1806 eine Reise nach Jerusalem über Griechenland
und zurück über Afrika und Spanien. Früchte die-
ser Pilgerfahrt waren die religiöse epische Prosa-
dichtung "1.68 Nkrt^" (2 Bde., 1809 u. ö.), die
die Überlegenheit des Christentums über das Hei-
dentum veranschaulichte, das "itiusrÄirs ä6 ?ari8
ö. ^6ru8ai6in" (3 Bde., 1811), hauptsächlich Natur-
schildcrungen und Stimmungsbilder in C.s poet.-
harmonischer Prosa, und die 1807 entstandene No-
velle "1^68 3,v6utur68 äu äklnisr ä68 ^d6llC6r-
ra^L" (1826). 1811 wurde C. in der Akademie
Nachfolger seines Gegners M. I. ClMier; aber
da er diesen in der üblichen Aufnahmerede ab-
fällig beurteilte, verbot der Kaiser das Halten der
Rede und machte sich C. zum Gegner, der 1814
seinen Beruf zum Politiker in der Flugschrift "Ds
Lu0ii3.pg.rt6 6t ä68 Lourdous" bekundete, die am
Tage des Einzugs der Verbündeten in Paris er-
schien und die öffentliche Meinung ungemein stark
zu Gunsten der Bourbonen beeinflußte. C. wurde
für seinen Royalismus durch Ernennung zum Ge-
sandten in Stockholm sofort belohnt. Während der
Hundert Tage wurde er Minister ohne Portefeuille
und gehörte dann als Pair von Frankreich zu der
äußersten Rechten, die königlicher sein wollte als
der König selbst. Seine Reden in der Pairstammer,
die Schrift "ve 1". monkreliie 86ion lg. dikrts"
(Par. 1816) zogen ihm des Königs Ungnade und
seine Streichung aus dem Verzeichnis der Staats-
minister zu. Als er aber seine "N6M0il68, lettrLs
bt P16C68 g.UtQ6Uti<1U68 touobg.lit lg. V16 6t lg. MOlt
äu äuo ä6L6rr^" (1820) herausgegeben, kam er bei
Hof wieder in Aufnahme, wurde Gesandter in Ber-
lin, dann in London, Bevollmächtigter auf dem
Kongreß in Verona und 28. Dez. 1822 Minister
des Auswärtigen. In dieser Stellung wurde C.
einer der Urbeber des Spanischen Krieges. Eine
Differenz mit Villöle wurde dann Veranlassung
seiner Entlassung, und seitdem schloß er sich den
Gegnern der Regierung an. Nach dem Tode Lud-
wigs XVIII. veröffentlichte er dre wirkungsvolle
Flugschrift "1^6 roi 68t mort, vivs 1e roü", durch
die er besonders die Gunst Karls X. gewann; da er
aber keine Stelle im Ministerium bekam, blieb er
in der Opposition und verfaßte für das ""loui'u".!
ä68 V6da.t8" seine glänzenden Aufsätze über Preß-
freiheit, gegen Censur und für Griechenland ft^ots
8ur la. 6r6C6"). Nnter Martignacs Ministerium
ging er als franz. Botschafter nach Rom, legte aber
seine Stelle nieder, als Polignac ans Ruder kam.
Nach den Iulitagen sprach C. in der Pairskammer
für die "angestammten Thronrechte" des Herzogs
von Bordeaux (s. Chambord) und verweigerte Lud-
wig Philipp den Huldigungseid. Seine Reisen nach
Prag, seine "Pilgerfahrten an den Hof der Ver-
bannung " waren die letzten hervorragenden Ereig-
nisse seines polit. Lebens. Er starb 4. Juli 1848
in Paris. Seine Leiche wurde nach St. Malo ge-
bracht und auf der dicht dabei liegenden kleinen
Felseninsel Grand-Bey beigesetzt. Am 5. Sept.
1875 wurde daselbst ein Denkmal errichtet. Zuletzt
weilte C. meist in Abbaye aux Bois im Verkehr mit
der Mad. Re'camier und der jungen, ihn bewun-
dernden Generation, zugleich mit der Vollendung
seiner Denkwürdigkeiten beschäftigt. Diese erschienen
gleich nach seinem Tode, zuerst als Feuilletons in
der "?r6886", dann gesammelt u. d. T. "Nkmoirsg
ä'0uti-6-t0mI)6" (12 Bde.. Par. 1849-50 u. ö.) und
trugen viel dazu bei, durch die in ihnen zum Vor-
schein kommende maßlose Eitelkeit das Ansehen C.s
zu vermindern. Von den übrigen Werken sind zu
nennen: "v6 1a r68t3.u1a.ti0n 6t äo 1a moiikrokis
6i6etiv6" (1831), sein polit. Glaubensbekenntnis;
ferner "^tuä68 8ur 1a c1iut6 äe I'smpirs roin^n"
(4 Bde., 1831), "Vo?aF6 6Q^.m6riciu6 6tc" (2 Bde.,
1834), "R88ai 8ur 1a litteraturs anFiai86" (2 Bde.,
1836), "1.6 collFi-63 ä6 V6I-0Q6" j2 Bde., 1838),
"Vi6 ä6 Ilaiicö" (1844) und eine Übersetzung von
Miltons "Verlorenem Paradies" (1836). Von den
zahlreichen Ausgaben seiner sämtlichen Werke (oft
verdeutscht, z. B. 66 Bde., Freiburg 1827-38) ist
die von Samte-Beuve (12 Bde., Par. 1859-60)
hervorzuheben. - Vgl. Villemain, ()., 8a vi6, 863
6erit8, 80u iiiüii6iil:61itt6rair6 6t po1iti<iii6 (2 Bde.,
Par. 1858); Sainte-Beuve, 0. 6t 8ou Fi-oup6 1itt6-
i-aii-6 80U8 i'^inpii-6 (2 Bde., ebd. 1860 u. ö.); Carns,
Üwä6 8ur 1a vi6 6t 168 0iivraß68 ä6 0. (ebd. 1874);
de Bona, 0., 8a vi6 6t 868 6orit8 (Lille 1886); de
Lescure, (^a^audi-ianä (Par. 1892).
Chäteaubriant (spr. schatobrläng). 1) Arron-
difsement im franz. Depart. Loire-Inftrieure (Bre-
tagne), hat 1397,5i <ikm, (1891) 82494 E., 37 Ge-
meinden und zerfällt in die 7 Kantone C. (168,39 <ikm,
12 892 E.), Derval (229,59 (ikm, 12 828E.), Moisdon-
la-Riviere (169,26 ykm, 9539 E.), Nort (260,74 ^N,
15963 E.), Nozay (284,23 ^m, 16993 E.), Rougs
(117,89 ykm, 6074 E.), St. Julien-de-Vouvantes
(165,4i ykiu, 8205 E.). - 2) Hauptstadt des Arron-
dissements C., 64 km nordöstlich von Nantes, links
an der Chöre und an den Linien Angers-Segre^C.-
St. Nazaire, Vitre'-C.-Redon, C.-Rennes (61 km)
der Franz. Westbahn und Nantes-C. (61 km) der
Orle'ansbahn, Sitz eines Gerichtshofes erster In-
stanz, hat (1891) 5349, als Gemeinde 6523 E.,
Post, Telegraph, ein großes Krankenhaus, Gefäng-
nis und Schloß; Zuckerbäckereien, Töpferei, Leder?
Artikel, die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.